In Budapest wurde Ende September der World Nuclear Industry Status Report 2019 vorgestellt. Der Report gibt einen Überblick über die weltweite Situation der Atomindustrie. Quintessenz: Kernkraftwerke sind zu teuer und die Bauzeiten zu lang.
Die diesjährige Ausgabe legt einen Fokus auf die Atomkraft als vermeintliche Lösung gegen den Klimawandel. Darin wird aufgezeigt, dass Atomkraftwerke zu teuer sind und zu langsam gebaut werden können, um fossile Energieträger zur Begrenzung des Klimawandels zu ersetzen. Das folgert die Schweizer Energiestiftung SES, die an der Erstellung beteiligt war.
Amory Lovins, Wissenschaftler am Rocky Mountains Institute im US-Bundesstaat Colorado, erklärt im Report, dass neben der Kohlendioxidbilanz auch Baukosten und Bauzeit entscheidende Argumente gegen AKW sind. Weil die Kosten für Photovoltaik und Windräder stetig sinken, seien sie um einiges klimaeffektiver als Atomkraftwerke der neuesten Generation. Er bestätigt damit die Schlüsse der kürzlich veröffentlichten Kurzstudie „Klimawandel und Atomkraftwerke“ der SES.
Lovins verweist darauf, dass eine Schließung unrentabler Kernkraft- und Kohlekraftwerke bezüglich der Kohlendioxidemissionen sinnvoll sein kann. Entscheidend dafür seien die „klimatischen Opportunitätskosten“: Die Mittel für den Betrieb ließen sich besser für erneuerbare Energien und Effizienzmaßnahmen einsetzen. Die reinen Betriebskosten der Schweizer AKW machen ungefähr 700 Millionen Franken pro Jahr aus. Das entspricht rund zwei Dritteln der jährlichen Fördergelder für erneuerbare Stromerzeuger.
Um die klimaeffektivsten Projekte zu stützen, empfiehlt Lovins Ausschreibungen für kohlendioxidarme Stromproduktion. Die Projekte mit der besten Klimaeffektivität sollen Fördergelder erhalten. Die Schweiz kennt bislang im Vergleich zu den meisten EU-Ländern kein wettbewerbliches Mittel wie Ausschreibungen für Wind- oder Solarstromanlagen.
Die neusten Zahlen des Atomreports belegen, dass weltweit vor allem in erneuerbare Energien wie Wind und Solar investiert wird. Letztes Jahr wurden 273 Milliarden US-Dollar für Erneuerbare ausgegeben, während in neue Kernkraftwerke 33 Milliarden US-Dollar investiert wurden. Selbst der größte Investor in Atomkraft, der chinesische Staat, gibt mehr Geld für Erneuerbare aus als für AKW. Dies liegt unter anderem daran, dass die Kosten für Wind- und Solarenergie seit 2014 deutlich unter jenen für Atomstrom liegen.
Windkraft- und Solarstromanlagen holen bei der weltweiten Jahresproduktion in großen Schritten auf. Sie lieferten 2018 insgesamt 1.855 Terawattstunden Strom, Atomenergie lieferte 2.563 Terawattstunden.