Eine neue Generation von Elektroautos steht am Start, mit deutlich leistungsstärkeren Batterien. Die neuen Modelle kommen gerade rechtzeitig. Die Bundesregierung und die Nationalen Plattform Elektromobilität planen den Markthochlauf.
Mit Reichweiten von 250 bis 400 Kilometern sind diese Autos zunehmend auch für Flottenbetreiber interessant. Die Fahrzeuge werden wirtschaftlich, in der Fahrleistung sind sie dem Benziner überlegen.Mussten die Vorgänger in der Regel nach 150 Kilometern an die Ladesäule, bieten die neuen Stromer deutlich alltagstauglichere Reichweiten, im Premium-Segment mit über 400 Kilometern sogar schon konkurrenzfähig zu den Verbrennern.
„Die aktuellen Elektroautos waren nie für den Massenmarkt gedacht“, erklärt Volker Blandow, Global Head of E-Mobility beim TÜV Süd. „Kaufgründe waren bisher eher Technikbegeisterung und bei vielen Kunden auch der Klimaschutzgedanke. Preis und Praxistauglichkeit standen in keinem günstigen Verhältnis, während sich die Autos der kommenden Generation in vielen Anwendungen erstmals rechnen.“ Zusammen mit der wachsenden Schnellladeinfrastruktur sind diese Fahrzeuge mit Zwischenladung dann für Tagesfahrleistungen von 500 Kilometern bereits gut geeignet. „Genau richtig für die Mobilitätsanforderungen vieler Flottenbetreiber“, unterstreicht Blandow.
Netzwerk Laden
Der TÜV Süd ist Gründungsmitglied bei Charin – einer Plattform für den globalen technischen Informationsaustausch zum Combined Charging System (CCS), welches zukünftig in Europa zur Pflicht an jedem Schnellladepunkt wird. „Damit schaffen wir Baustein für Baustein die Rahmenbedingungen für eine breitere Kundenakzeptanz. Das Zusammenspiel aus gestiegener Reichweite, toller Fahrdynamik, dichter werdendem Ladenetz und attraktiveren Preisen wird viele neue Kunden für die Elektromobilität begeistern“, glaubt Blandow und hält das Elektroauto bereits in wenigen Jahre für die attraktivere Option.
Fokus Batterie
Grundlage für die höheren Reichweiten ist der enorme technologische Fortschritt der Batteriesysteme. Für die Straßenzulassung von Fahrzeugen mit Hochvoltbatterien gelten ab Mitte 2016 deutlich verschärfte Zulassungsprüfungen. Der TÜV Süd prüft schon heute nach dem neuen Standard. Zum Prüfkatalog gehören unter anderem Brandtests, Kurzschlusstests, mechanische Verformungen und dynamische Crash-Versuche. Erstmalig sind damit auch zerstörende Prüfungen von Batteriesystemen – also kompletten Antriebsbatterien – gesetzlich vorgeschrieben.
Standard Reichweite
Realistische Angaben zur Reichweite sind eine wichtige Grundlage für die Akzeptanz. „Wir sehen aber auch hier ständige Fortschritte der Fahrzeughersteller“ erklärt Blandow. „Die Fahrzeuge werden immer verlässlicher in der Reichweitenprognose.“ Dazu gehören beispielsweise optimierte Heiz-und Klimatechnik, Navigationssysteme, die Wetterbedingungen und „Fahrstil“ in die Berechnungen einbeziehen oder Routenempfehlungen entlang von Schnellladeachsen. Da gebe es noch viel kreativen Spielraum für Ingenieure, erklärt Blandow. Die Digitalisierung fände vor allem im Elektrofahrzeug ihre wahre Bestimmung. (William Vorsatz)