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Auf leisen Schwingen

Weg vom Öl, lautet die Devise. Flugzeugbauer Airbus setzt künftig aufs Fliegen ohne Emissionen. 100 mit Strom betriebene Flieger will der Konzern ab 2018 ausliefern. Aber auch die Konkurrenz schläft nicht.

Der Traum vom Fliegen ist so alt wie die Menschheit selbst – und spätestens seit den Billigfliegern kein nebenberufliches Hobby von Topmanagern mehr, sondern nur noch reine Routine. Anders verhält es sich mit einem Trip über den Wolken in einem leisen und emissionsfreien Elektroflieger. Mit einem großen Passagierflugzeug klappt das noch nicht, im Kleinen aber sehr wohl. Das beweist nun ein deutsch-französisches Unternehmen. Airbus hat angekündigt, 100 Elektroflieger namens E-Fan 2.0 zu bauen. Dafür gründete der Konzern die Tochter Voltair SAS im vergangenen Jahr. 20 Millionen Euro nimmt der Flugzeugbauer zusätzlich in die Hand, um in der südfranzösischen Stadt Pau einen Stromflieger zu fertigen.

500 Kilogramm schwer

Für Jean Botti, den Technikchef bei der Airbus Group, ist damit der „nächste Meilenstein in der Roadmap für E-Aircraft“ erreicht. „Durch die Serienfertigung des E-Fan werden wir den Elektroflug vorantreiben und Erfahrungen in industriellem Maßstab gewinnen“, frohlockt Botti. Denn er weiß: Langfristig wird es für den Konzern billiger, auf Strom zu setzen als auf fossile Kraftstoffe. Mitte 2016 soll die Produktion starten. Und spätestens 2018 erwartet der Technikchef die ersten fertigen Elektroflieger.

Fast wie ein Modellflugzeug mutet der E-Fan an. Mit rund 500 Kilogramm wiegt der kleine Segler nur ein Drittel von dem, was ein durchschnittlicher Daimler oder BMW auf die Waage bringt. Er besteht aus einem speziellen Kunststoff, der mit Kohlenstofffasern verstärkt wurde. Zwei Elektromotoren bringen es zusammen auf 60 Kilowatt Leistung. Lithium-Polymer-Akkus liefern 250 Volt, sie sitzen in den Flügeln. Also genau dort, wo sonst Tanks das Kerosin lagern. Ungefähr 45 Minuten wird der Flieger damit in der Luft gehalten. Mit einer Reisegeschwindigkeit von 160 Stundenkilometern ist er kaum schneller als ein Pkw.

Basteln am neuen Modell

Als Zubringer wäre der Stromflieger allerdings durchaus eine Option, beispielsweise als Taxi im australischen Outback oder für eine Inselversorgung. Die Spannweite des kleinen Elektrovogels liegt bei rund 9,5 Metern, zwei Personen finden innen Platz. Ähnlich wie bei der Solar Impulse 2. Die Schweizer Abenteurer Bertrand Piccard und André Borschberg haben damit bereits gezeigt, dass ein Elektroflieger die Welt umrunden kann. Wenn auch in zwölf Etappen. Denn lange Strecken sind nicht nur eine Herausforderung für Elektroautos, sondern auch für Solarflieger.

Airbus arbeitet aber bereits an einem neuen Modell, dem E-Fan 4.0. Neben dem Piloten finden hier drei Passagiere Platz an Bord. Die Flugzeit soll sich auf drei Stunden steigern. Auch Konkurrent Boeing hat, Industriespionage hin oder her, schon Wind bekommen von den ambitionierten Plänen der Europäer. Die Antwort der US-Amerikaner ist ein Hybrid: Der heißt Sugar Volt. (Niels Hendrik Petersen)