Der Aufbau von Ladesäulen hält derzeit gut mit dem Markt für Elektroautos Schritt. In den vergangenen sechs Monaten sind genügend Ladepunkte ans Netz gegangen, um den Markt für Elektrofahrzeuge nicht abzuwürgen.
Nachdem im vergangenen Jahr der Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge eher ins Stocken geraten ist, hält die Installation von Stromtankstellen derzeit zumindest mit dem Wachstum der Elektromobilität Schritt. Die Befürchtung, dass fehlende Ladesäulen den Markt für Elektroautos bremsen könnte, hat sich nicht bewahrheitet. Denn in der ersten Hälfte dieses Jahres wurden 681 Ladesäulen neu errichtet. Das ist fast so viel wie im gesamten Jahr 2015. Damit gibt es in ganz Deutschland derzeit 6.517 Ladepunkte. Davon sind 230 Schnelladesäulen. Bei einem Bestand an Elektroautos von jetzt 59.951 – davon 24.283 Hybridfahrzeuge – reicht diese Ladeinfrastruktur aber gerade so aus, um den Markt nicht auszubremsen. Denn Experten gehen davon aus, dass mindestens ein Ladepunkt für zehn Fahrzeuge zur Verfügung stehen muss, damit der Verkauf von Elektroautos weitergeht.
Nordrhein-Westfalen hat die meisten Ladesäulen
Diese Zahlen hat der Bundesverband für Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) jüngst erhoben. Nach dessen Angaben sind inzwischen 974 Städte und Gemeinden mit mindestens einem öffentlich zugänglichen Ladepunkt ausgestattet. Im Dezember des vergangenen Jahres stand in nur 909 Städten und Gemeinden mindestens eine Ladesäule. Im Bundesland Nordrhein-Westfalen stehen insgesamt die meisten Ladepunkten. Immerhin 1.335 Stück sind im bevölkerungsreichsten Flächenland errichtet. Auf dem zweiten Platz folgt Baden-Württemberg mit 1.182. An dritter Stelle liegt Bayern mit einer Zahl von 937 Ladepunkten. Berlin ist bei den Städten weiterhin der Spitzenreiter. Derzeiut sind in der Bundeshauptstadt 529 Ladesäulen aufgebaut. Auf den weiteren Plätzen folgen Stuttgart mit 366 Ladepunkten und Hamburg mit 292 öffentlchen Lademöglichkeiten für Elektroautos.
Neues Geschäftsmodell für Energieversorger
Einer der Hauptgründe für den Schwung, der in den Zubau von Ladesäulen kommt, ist das Verständnis der Energieversorger, dass sie mit der Ladeinfrastruktur für Elektroautos ein neues Geschäftsmodell aufbauen können. „Auffällig ist, dass der stärkste Zuwachs in Regionen erfolgt ist, in denen es eine Förderung gab“, nennt Stefan Kapferer, Hauptgeschäftsführer des BDEW einen weiteren Grund für den schnelleren Aufbau der Ladeinfrastruktur. „Deshalb erhoffen wir uns einen weiteren Ausbauschub durch das vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur geplante Förderprogramm. Allerdings brauchen wir hier schnell Klarheit über die konkrete Ausgestaltung der Förderquote. Wichtig ist, dass die Förderbedingungen attraktiv für Investoren sind.“ Kapferer regt aber auch eine verstärkte Forschung und Entwicklung an, um die Ladeinfrastruktur voran zu bringen und damit auch die Elektromobilität attraktiver zu machen. „Wichtig wird sein, die Ladetechnologien weiterzuentwickeln, wie zum Beispiel das Induktive Laden. Hier können neue Kundensegmente erschlossen werden“, betont Kapferer. (Sven Ullrich)