Mit der neuen Eichverordnung für Taxameter wird es für Taxiunternehmen fast unmöglich, auf Elektroautos umzusteigen. Denn die Modelle müssen als Taxi vom Hersteller angeboten werden. Eine Nachrüstung ist nicht möglich. Da bleibt derzeit nur ein Modell übrig.
Der Umstieg auf die Elektromobilität in Deutschland gestaltet sich schwierig. Jetzt ist eine neue Hürde aufgetaucht, auf die der Bundesverband Elektromobilität (BEM) aufmerksam macht. Mit dem Auslaufen der Übergangsfristen für die Eichverordnung für Taxameter im vergangenen November ist es nicht mehr möglich, ein Fahrzeug als Taxi zuzulassen, das nicht vom Hersteller schon als solches angeboten wird. Damit fallen fast alle serienmäßig hergestellten Fahrzeuge für den Taxibetrieb weg. Einzig Nissan bietet ein Modell auch in einer Taxiversion an. Der japanische Hersteller lässt seinen eNV200 über den Kooperationspartner Intax entsprechend ausstatten. „Alle anderen Elektrofahrzeuge sind laut aktueller Gesetzeslage nicht mehr als Taxi umrüstbar“, kritisiert Peter Köhl, Geschäftsführer der Taxi Center Ostbahnhof aus München. „Damit auch Tesla, der neue Ampera und alle anderen neu auf den Markt kommenden Elektrofahrzeuge, die eine ausreichende Reichweite bieten werden.“
Politik mus nachbessern
BEM-Präsident Kurt Sigl fordert deshalb die Bundesregierung auf, entsprechend nachzubessern. „Vor allem in den verkehrsbelasteten Metropolen unseres Landes kann das Elektrotaxi wesentlich zur Feinstaub und Lärmreduktion sowie zur langfristigen Mobilitätserhaltung beitragen“, beschreibt er das Potenzial, das der Taxiverkehr für die Elektromobilität hat. „Hohe Laufleistungen führen zu einem schnellen Einsatz der neuen Technik. Daneben ist jede Fahrt gleichzeitig auch eine Demonstrations- und Probefahrt der neuen Mobilität.“ Unzählige Kundenkontakte würden zu einer schnelleren Verbreitung und einer höheren Akzeptanz der neuen Technologie führen, ist sich Sigl sicher und sieht im Taxi den idealen Werbeträger der Elektromobilität.
15 Millionen Probefahrten allein in München
Zudem wäre der flächendeckende Umstieg der Taxiunternehmen auf Elektroautos ein riesiger Gewinn für die Verkehrswende. Denn allein in München sind etwa 3.600 Taxis unterwegs. Jedes dieser Autos legt dabei pro Jahr etwa 60.000 Kilometer zurück und transportieren insgesamt 15 Millionen Kunden. Das seien nicht nur 15 Millionen potenzielle Probefahrten, sondern auch eine riesige Einsparung an Emissionen von Treibhausgasen und Feinstaub. „Das Taxigewerbe sieht in einem raschen Wandel zu umweltfreundlichen Antrieben die Chance, sich als Teil der Lösung zu präsentieren“, betont Peter Köhl, der Münchner Taxiunternehmer. „Die aktuelle Gesetzeslage macht es praktisch unmöglich“, kritisiert er den blinden Fleck, den die Bundesregierung hier hat.
Kaufprämie wird nur schleppend angefordert
Die Bundesregierung will zwar den Ausbau der Elektromobilität in Schwung bringen und lobt üppige Kaufprämien aus. Doch diese Maßnahme steuert derzeit weitgehend ins Leere. Im ersten halben Jahr der Förderung wurden laut Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, das für die Bearbeitung der Anträge zuständig ist, nur 9.023 Anträge gestellt. Immerhin sind reine Elektroautos inzwischen beliebter als die Fahrzeuge mit kleinem Elektroantrieb und zusätzlichem Benzinmotor. Denn mit 5.129 Anträgen entfielen die meisten auf reine Elektroautos. Nur 3.892 Käufer von Plug-in-Hybriden haben einen Antrag auf Förderung gestellt. (Sven Ullrich)