Eine Hybridanlage sorgt für intakte Natur auf dem Aldabra-Atoll. Nicht für Touristen, sondern für Riesenschildkröten und andere bedrohte Tierarten.
Immer, wenn die Tage hierzulande besonders kurz und dunkel werden, wächst die Sehnsucht nach Sonne, weißem Strand und türkisblauem Wasser. Wie auf den Seychellen. Zu denen gehört auch das Atoll Aldabra, mitten im Indischen Ozean zwischen der Seychellen-Hauptinsel Mahe und der afrikanischen Festlandsküste. Aber machen Sie sich keine Illusionen. Die Insel ist etwas für Riesenschildkröten, Seevögel und seltene Landvogelarten. Das Atoll ist bis auf wenige Forscher und Naturschützer unbewohnt. Vom Schiff aus kann der Tourist höchstens Tagesausflüge auf die Inseln unternehmen. Im Jahr 1982 hat die UNESCO Aldabra mit ihren bedrohten Tier und Pflanzenarten zum Weltnaturerbe erklärt.
Aber auch die paar Forscher und Naturschützer auf der Insel haben die Umwelt bisher belastet. Denn ihr Aufenthalt und ihre Arbeit verlangten Energie von außen. Die Anlieferung sowie Lagerung großer Mengen fossilen Brennstoffs für die vier Dieselgeneratoren war riskant und eine logistische Herausforderung. Der Transport der Dieselfässer vom Versorgungschiff bis zum Lager musste ohne technische Hilfe bewerkstelligt werden.
Gemeinsam mit der Martin-Luther-Universität Halle plante IBC Solar daher eine Photovoltaik-Hybrid-Anlage und baute sie auf dem Atoll auf. Seit gut einem Jahr ist sie nun im Betrieb, Zeit für eine erste Bilanz. Denn das Vorhaben hat durchaus Modellcharakter, auch für andere Inseln.
Versorgt die gesamte Forschungsstation
Das Herzstück der neuen Photovoltaik-Hybrid-Anlage besteht aus 108 polykristallinen, in Europa produzierten Solarmodulen mit einer Leistung von 25,38 Kilowatt auf einer Gesamtfläche von 176 Quadratmeter. Bei Energieüberschusses wird der Strom in 96 Batterien mit einer Gesamtkapazität von 315 Kilowattstunden gespeichert. Bei Bedarf fordert der Hauptwechselrichter des Speichersystems den Dieselgenerator automatisch an. Das webbasierte Überwachungssystem hilft bei der täglichen Kontrolle und Fehlerdiagnose und ist aufgrund der isolierten Lage des Atolls eine wichtige Komponente des Systems.
Das Photovoltaik-Hybrid-System versorgt die gesamte Forschungsstation, bestehend aus zwölf Mitarbeiterhäusern, Bibliothek, Labor, Büroräumen und Inselladen. Die Hauptenergieverbraucher sind Klimaanlagen in den Büroräumen, Kühlschränke, Tiefkühltruhen, Ventilatoren, Computer, Kommunikationsequipment, aber auch elektrische Handwerksgeräte und - besonders in der Trockenzeit - die Entsalzungsanlage der Station. Schon seit 2008 wurden alte, stromfressende Geräte wie Kühlschränke und Waschmaschinen nach und nach durch modernes Equipment ersetzt und der Stromverbrauch reduzierte sich um 63 Prozent.
Nur noch drei Prozent Diesel
Der Energiebedarf Aldabras wird heute zu 94 Prozent vom Photovoltaik-Hybrid-System gedeckt, so dass sich der Dieselbedarf um 97 Prozent verringert hat. Der CO₂-Ausstoß konnte dadurch um bisher 31.000 Kilogramm CO₂ gesenkt werden. Die Finanzen überzeugen ebenfalls: Bereits im ersten Jahr konnten 42.000 Euro der früher jährlich anfallenden 80.000 Euro für Energieverbrauch und -beschaffung eingespart werden. Mit einer Investition von 500.000 Euro wird sich die Anlage bereits nach acht Jahren amortisieren.
So wird das Atoll zwar auch künftig nicht Ziel von mehrtägigen Touristentouren werden. Aber als Ziel von (sauberen) Südsee-Inselträumen kann sie auch künftig bestens dienen. Lesen Sie mehr zu den Details der Anlage und genießen Sie weitere Fotos in der aktuellen Ausgabe des photovoltaik-Magazins. (William Vorsatz)