Das Unternehmen Aleo Solar in Prenzlau fokussiert sich auf Hochleistung und Qualität. Im betriebseigenen Testcenter werden die Produkte nicht nur auf Zertifikatskriterien geprüft, sondern durchlaufen längere und härtere Prüfzyklen. „Wir haben uns viel mit Ausfallmechanismen auseinandergesetzt“, sagt Thomas Platzeck, Leiter der Entwicklung und Prozesstechnik bei Aleo. Das heißt, die Module werden bis zum Ausfall getestet und dabei wertvolle Erfahrungen gesammelt, die dann in das Produktdesign einfließen.
Beispielsweise der Damp-Heat-Test: Dahinter verbirgt sich die Feuchte-Wärme-Prüfung. Das ist eine der Prüfungen, die ein Modul zur Bauartzulassung nach IEC 61215 durchlaufen muss. Laut Norm sind dafür 1.000 Stunden vorgesehen.
Funktioniert das Modul nach dieser Belastung immer noch einwandfrei – der Leistungsverlust ist nicht größer als fünf Prozent –, hat es den Test bestanden. In zusätzlichen Langzeittests prüfen Institute auch bis zu 2.000 Stunden.
Die Materialkombination entscheidet
Aleo testet, bis die Module ausfallen. So kann genauer festgestellt werden, wann Pasten korrodieren und welche Materialkombinationen besser als andere sind. Deshalb kann Platzeck sagen: „Aleo-Module fallen nicht durch eindringende Feuchtigkeit aus.“
Auch bei den Anschlussdosen werden die hauseigenen Tests verschärft. Denn der Normtest wird bei Raumtemperatur durchgeführt. Im Betrieb werden die Dioden in der Anschlussdose aber recht heiß, bis zu 170 Grad. Sind die Dioden verlötet, kommt man da schon in die Nähe der Löttemperatur von 200 Grad Celsius.
Daher testet Aleo Solar die Funktion seiner Bypassdioden bereits seit Jahren bei diesen Temperaturen. Für den Test ist gerade eine Überarbeitung der Norm im Gange, was die langjährige Vorgehensweise bei Aleo bestätigt und nun branchenweit zum Standard werden könnte. Der Entwurf der Norm wurde Ende letzten Jahres vorgestellt.
Bei Aleo kommen Anschlussdosen zum Einsatz, deren Dioden geklemmt und nicht gelötet sind, um den Betriebstemperaturen gerecht zu werden. Die Kabel an der Dose haben zwei verschiedene Längen, 800 und 1.200 Millimeter.
Eine Linie mit 100 Megawatt Kapazität ist derzeit in Prenzlau in Betrieb. Gefertigt werden ausschließlich monokristalline Module. Der Fokus im Vertrieb liegt auf kleinen Anlagen im Privatwohnhaus und Kleingewerbe – überall da, wo auf wenig Fläche viel Leistung untergebracht werden muss. Deutschland, Italien, Frankreich sind wichtige Märkte, aber Aleo-Module werden in ganz Europa verbaut.
Die bewährten Produkte
Neben dem Indachmodul mit Solrif-Rahmung S79 sind zwei Hochleistungsmodule – das X59 und das X79 – die Flaggschiffe. Die Hochleistungsmodule gibt es auch in einer Variante mit 48 Zellen. Diese kleineren Module sind mit den 60-Zellern verschaltbar, um die Fläche auf dem Dach optimal zu nutzen.
Daneben gibt es noch das Projektmodul P19 mit schmalerem Alurahmen. Es wird preiswerter angeboten als die optisch verbesserten und leistungsoptimierten Premiummodule.
Diese haben zudem einen 42 Millimeter breiten Rahmen. Damit ist der Installateur flexibler beim Anbringen der Klemmen. Er muss die Klemmen nicht an einem bestimmten Punkt anbringen, sondern hat dafür einen Toleranzbereich, sodass die konkrete Befestigung auf dem Dach relativ flexibel geschehen kann. Eine echte Erleichterung bei der Montage.
Auch wenn das Modul mit nur zwei Klemmen auf jeder Längsseite befestigt wird, behält es seine Tragfähigkeit von 8.000 Pascal.
Und ein weiteres Alleinstellungsmerkmal haben die Module von Aleo: Die Zellverbinder LHS bringen etwa drei Prozent Leistungsgewinn, das sind rund zehn Watt pro Modul. In dieser Technologie steckt einiges an Erfahrung. Durch die spezielle Oberflächenstruktur reflektiert der Verbinder Licht auf die aktive Zellfläche, das bei herkömmlichen Verbindern verloren wäre.
Zellverbinder reflektieren das Licht
„Man muss das beherrschen, damit es nicht teuer wird. Mit dem neuen Material allein ist es nicht getan. Der Stringer muss die Übergänge genau erkennen, wo gelötet werden muss, und die Verbinder dürfen sich nicht verdrehen“, erklärt Platzeck.
Mittels Infrarotlicht werden die Fünf-Busbar-Zellen zu Zehner- oder Achter-Strings verschaltet. Die elektrische Querverschaltung der Strings erfolgt anschließend automatisch im Induktionsverfahren. Schichtbegleitende Qualitätsmitarbeiter überwachen permanent beide Fertigungsprozesse, sodass Abweichungen sofort erkannt und korrigiert werden können.
„Der Kunde fragt nach Stabilität, Garantie und Leistung“, so bringt es Platzeck auf den Punkt. Und genau diesen Wünschen versucht Aleo immer wieder neu und besser gerecht zu werden. Zur diesjährigen Intersolar in München werden mehrere neue Produkte vorgestellt.
Die nächste Neuheit im Test
Zum einen sieht Aleo n-Type-Topcon als große Chance und testet derzeit verschiedene Zellen hinsichtlich Qualität, Zuverlässigkeit und Effizienz. Darüber hinaus wird untersucht, ob diese Zellen für das nächste Hochleistungsmodul von Aleo eingesetzt werden können. Mit n-Topcon-Zellen im M4-Format mit je 161,75 Millimeter Seitenlänge sehen die Ingenieure großes Potenzial, bis zu 350 Watt Leistung pro 60-Zellen-Modul zu erreichen.
Kleines Indachmodul
Ein kleineres Indachmodul mit Solrif-Rahmen ist die zweite Neuheit. Bereits seit 2013 fertigt Aleo unter dem Namen S79 Sol ein Modul, das sich dank Solrif-Rahmung zur Dachintegration eignet. Mit 60 Zellen, vollschwarzer Optik und 290 bis 305 Watt Leistung gehört es zu den Klassikern in diesem Segment.
Nun gibt es zu diesem Produkt eine kleinere Variante. Das S75 Sol hat nur 48 Zellen und überzeugt mit einer Nennleistung von 235 bis 245 Watt. Die kompakte Größe und das geringe Gewicht von 16 Kilogramm erleichtern die Installation. Es kann sowohl längs als auch quer montiert werden und auch hier ist eine Verschaltung mit dem 60-zelligen Pendant S79 möglich. Kleinere Dachflächen sowie die Umbauung von Giebeln oder Fenstern können damit optimal belegt und ausgeführt werden.
Elegante für die Architektur
Das Modul Elegante wurde speziell für architektonische Anwendungen entwickelt. Zwei Gläser mit je vier Millimeter Stärke auf der Vorderseite und auf der Rückseite sorgen für die nötige Robustheit. Mit dem verwendeten Sicherheitsglas wurden die Module durch das DIBt auch zur Überkopfmontage zertifiziert und sind für alle Anwendungen wie Carports, Fassaden oder Vordächer geeignet. Die Anschlussdosen sind unauffällig an der Modulkante befestigt. Sie werden ebenso wie die Kabel von dem Montagesystem verdeckt. Das gibt dem gesamten System eine homogene Optik, die von beiden Seiten ansprechend wirkt. Das aktuelle Elegante ist monofazial mit 190 Watt Leistung. Die Weiterentwicklung Elegante 2.0 ist bifazial mit 200 Watt Leistung. Sie wird zur Intersolar vorgestellt.
Transparent mit Isolierglas
Das transparente Elegante wird demnächst auch als Variante mit Isolierglasaufbau angeboten. Die Einsatzmöglichkeiten erweitern sich damit. Die Module können als Fassadenelement, als Fenster oder für Überdachungen im Innenbereich verwendet werden.
Die Rückseitenscheibe besteht dann aus acht Millimeter dickem Verbundsicherheitsglas. Die Kanten werden gesäumt, der Glaszwischenraum mit Argongas gefüllt, was den Isolationseffekt bringt.
Ein Grund zum Feiern
Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Aleo ist 2019 ein ganz besonderes Jahr. Grund zum Rückblick, Ausblick und Feiern: Das Unternehmen begeht das 18. Jahr seiner Firmengeschichte.
Kurz nachgefragt
„Wachstum bedeutet für uns höhere Effizienz“
Wie sieht die Bilanz 2018 für Aleo aus?
William Chen: 2018 war ein Jahr mit spürbaren Marktentwicklungen und starken Impulsen. Aleo konnte in nahezu allen europäischen Ländern seine Umsätze steigern. Darauf sind wir sehr stolz.
Wie bedienen Sie die verschiedenen Märkte?
Innerhalb Europas gibt es Unterschiede in der Nachfrage. Wir kennen die Wünsche unserer Kunden vor Ort sehr genau. Dabei geht es nicht so sehr um unterschiedliche Wünsche in Bezug auf die Produkte, sondern vor allem um Unterschiede im Kundenverhalten. Wir profitieren davon, diese Unterschiede sehr genau zu kennen und mit dem Vertrieb vor Ort in den einzelnen Ländern die Kunden zu begleiten. Wir passen uns mit der Strategie den jeweiligen Landesgegebenheiten an.
Werden Sie auch Produktionskapazitäten ausbauen?
Im Moment fokussieren wir uns auf Technologie. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt: Kapazitäten aufzubauen ist der leichteste Teil. Das kann jeder ziemlich schnell. Weitaus schwieriger ist es, technologisch ganz vorn mitzuspielen bei Effizienz und Leistung. Und das ist uns wichtig. Mit den neuen n-type-Hochleistungsmodulen wollen wir unseren technologischen Vorsprung halten.
Was will Aleo in diesem Jahr erreichen?
Wir wollen auch in diesem Jahr unsere Umsätze steigern. In Deutschland und Italien wollen wir weiter wachsen. In Italien ist eine neue Regel zu den Einspeisetarifen geplant, deshalb rechnen wir dort mit steigenden Installationszahlen. Der Austausch alter Module und der Ersatz mit neuen Hochleistungsmodulen ist zudem ein stetig wachsendes Vertriebssegment. Aber wie schon gesagt, das Wachsen hat für uns noch eine andere wichtige Bedeutung: Die Effizienz unserer Module soll weiter wachsen!
Wie schätzen Sie die Entwicklungen bei der BIPV ein?
Das ist die Zukunft der Solarbranche. Wenn tatsächlich in großem Maßstab dachintegrierte Systeme verbaut werden, die klassische Dacheindeckung eingespart wird, dann werden die Bauträger einen echten Kostenvorteil sehen. Diese Entwicklung steht uns noch bevor. Die Architekten müssen noch lernen. Und Extra-Zertifikate und Nachweise bedeuten ja auch Kosten. Aber ich bin überzeugt: Jahr um Jahr werden wir hier Fortschritte sehen.
Und Aleo erreicht ja auch einen besonderen Meilenstein als Unternehmen …
Aleo Solar ist jetzt 18! Seit 2001 werden in Prenzlau Module gefertigt. Damit ist Aleo einer der Modulhersteller mit der längsten Geschichte. Während all der Jahre lag der Fokus immer auf der Qualität der Produkte. Wir sind sehr stolz darauf. 18 Jahre – wer kann da mithalten?
Das Gespräch führte Petra Franke.
William Chen
ist CEO von Aleo Solar in Prenzlau. Seit 2014 gehört das Unternehmen zur Sino-American Silicon Products Inc. (SAS) aus Taiwan.