Warum bietet Senec fortan nicht mehr ausschließlich Stromspeicher an?
Jaron Schächter: Wir entwickeln damit die Idee des Solarplus-Pakets der EnBW als Senec Solar weiter. Unsere Fachpartner können jetzt bei uns neben den Stromspeichern auch Solarmodule und Wechselrichter beziehen. Damit wollen wir sie unterstützen, zumal die Verfügbarkeit von Modulen derzeit nicht immer ganz einfach ist.
Mathias Hammer: Wir liefern die Bestellungen direkt auf die Baustelle. Dann können sich unsere Fachpartner auf ihr Kerngeschäft konzentrieren: den Kontakt zu den Kunden und die Montage der Anlagen ohne Verzögerungen.
Bisher bieten Solarwatt und Q-Cells solche Pakete an, beide von Haus aus Modulhersteller. Wird Senec nun auch Modulhersteller?
Jaron Schächter: Nein, wir kaufen die Module bei renommierten Herstellern ein und sind Inverkehrbringer. Dadurch gelten die sehr strengen Vorgaben bezüglich der Produktqualität und der Einkaufsbedingungen der EnBW. Wir hatten eigene Teams in den Werken in China, um die Fertigung vor Ort zu begutachten, und lassen die Produkte auch vom Fraunhofer-Institut gegenprüfen. Auf diese Weise können unsere Fachpartner sicher sein, dass sie beste Ware bekommen.
Mathias Hammer: Mit der EnBW im Rücken wird es für die Fachpartner einfacher, denn die Pakete sind über die EnBW abgesichert und geprüft. Um möglichst hohe Qualität zu gewährleisten, bieten wir garantiert PID-freie Module. Die Kits sind zwischen drei und zehn Kilowatt gestaffelt, es sind also die typischen Anlagen für Privatkunden. Wir stellen Module und Wechselrichter nach den Wünschen des Fachpartners individuell zusammen.
Werden die Kits von EnBW oder Senec vermarktet?
Jaron Schächter: Sie werden als Senec Solar vermarktet. Wahrscheinlich werden wir die Liste der lieferbaren Module sukzessive erweitern. Auch wollen wir mehrere Hersteller unter Vertrag nehmen. Es geht uns darum, dass unsere Fachpartner die Kits zeitnah bekommen, damit sich die Anlageninstallation nicht durch Lieferschwierigkeiten bei den Solarkomponenten verzögert. Das ist zurzeit ein großes Problem im Photovoltaikmarkt, weil die Nachfrage nach Modulen weltweit sehr, sehr hoch ist. Da kommt es gelegentlich zu Schwierigkeiten bei der Lieferung der Module.
Sie werden ein Lager brauchen, denn die Verschiffung aus Asien dürfte einige Wochen dauern …
Jaron Schächter: Das ist kein Problem. Gemeinsam mit Schenker haben wir in Leipzig unsere Logistikkette ausgebaut. Zum Verkaufsstart hatten wir sechs Megawatt auf Vorrat in einem Logistikzentrum bei Leipzig angelegt und auch die ersten Megawatt bereits wieder erfolgreich ausgeliefert. Vor der Intersolar kommen weitere sechs Megawatt, per Container über Rotterdam.
Welche Preise bieten Sie Ihren Fachpartnern?
Jaron Schächter: Über die EnBW kaufen wir natürlich zu anderen Bedingungen ein als unsere Wettbewerber. Denn die EnBW ist mittlerweile einer der größten Projektentwickler der Solarbranche. Sie baut demnächst den derzeit größten Solarpark in Deutschland mit 175 Megawatt, und zwar ohne jede Förderung.
Mathias Hammer: Wichtig für uns ist, dass unsere Fachpartner davon profitieren. Sie werden genauso von Vorzugskonditionen profitieren wie beim Kauf unserer Stromspeicher. Das muss ja wirtschaftlich sein und sich für die Installateure lohnen.
Welche Unterkonstruktion und welche Wechselrichter sind in den Kits enthalten?
Mathias Hammer: Die Unterkonstruktion beziehen wir von K2 Systems. Die Wechselrichter kommen von Fronius. Die Installateure können gern auch DC-Optimierer verwenden, allerdings von Tigo. Denn diese Optimierer arbeiten mit jedem beliebigen Wechselrichter zusammen. Und man muss nicht das gesamte Solarfeld damit ausstatten, wie beim System von Solaredge. Die Tigo-Optimierer werden nur an diejenigen Solarmodule installiert, die tatsächlich von Verschattung bedroht sind.
Jaron Schächter: Tigo ist in Deutschland noch nicht so bekannt wie Solaredge. Da steht SMA dahinter, und der große Vorteil ist die Kompatibilität mit jedem Stringwechselrichter. Für die kleineren Solarkits nehmen wir die 3er bis 10er Symo Hybrid von Fronius. Wer gewerbliche Anlagen bauen will, kann die größeren Snap-Inverter von Fronius verwenden.
Wie haben Sie den Verkauf der Kits gestartet?
Jaron Schächter: Wir hatten im Frühjahr mehr als 30 regionale Stammtische mit unseren Fachpartnern, dort haben wir sie eingehend informiert. Damit haben wir rund 200 Fachpartner erreicht. Zunächst sind die Kits nur für deutsche Installateure vorgesehen. Die Auslieferung startet bei unseren Platinpartnern. Allerdings kann jeder Installateur bei uns ordern, auch Betriebe, die erst noch Fachpartner werden wollen.
Mathias Hammer: Wir liefern direkt auf die Baustelle, das ist ein wichtiges Argument für unsere Fachpartner. Auch dass wir die Module stehend anliefern, nicht liegend. Das erleichtert das Handling und minimiert böse Überraschungen durch den Transport. Die Fachpartner können einzelne Module ordern oder große Gewerbeanlagen damit bauen. Sie sind also völlig frei, wie sie dieses Angebot nutzen.
Wie viele Kits wollen Sie in diesem Jahr verkaufen?
Jaron Schächter: Wir haben zwischen 36 und 50 Megawatt Modulleistung geplant. Zunächst verkaufen wir sie nur in Deutschland. Kann sein, dass wir die Kits zum Jahresende auf Italien ausdehnen. Das werden wir sehen.
Das Gespräch führte Heiko Schwarzburger.
Jaron Schächter
ist Geschäftsführer von Senec in Leipzig. Der 40-Jährige verfügt über umfangreiche Erfahrung als Unternehmensgründer und Geschäftsführer in der Onlinewirtschaft. So gehörte er zu dem Gründerteam des Start-ups Matchinguu, das auf sogenanntes Push-Marketing spezialisiert ist. 2017 verkauften die Gründer das Unternehmen an den US-Konzern Verve. Schächter ist seit August 2018 bei Senec.
Mathias Hammer
leitet als Gründer seit Anfang des Unternehmens die Geschäfte von Senec. Seit der Übernahme durch die EnBW konzentriert er sich innerhalb der Geschäftsführung auf die Produktentwicklung und den Vertrieb in Deutschland.