Immer häufiger setzen auch Gewerbebetriebe auf Batteriespeicher. Unternehmen mit Photovoltaikanlage rüsten einen Stromspeicher nach, um ihre Eigenverbrauchsquote zu steigern, teure Lastspitzen zu kappen oder eine sichere Notstromversorgung zu haben. Wird eine Anlage neu gebaut, wird ein Stromspeicher heute meist bereits von Anfang an mitgeplant. Die zunehmende Zahl von regionalen Förderprogrammen tut ein Übriges, um die Nachfrage nach Stromspeichern auch in Gewerbe und Industrie zu steigern.
Doch wie kann ein Handwerker sicher sein, dass er finanziell keine unkalkulierbaren Risiken eingeht oder seinen guten Ruf durch den Verkauf eines fehlerhaften Produkts beschädigt? Wie lassen sich angesichts der vielen Anbieter im Markt die guten Speicher finden? Die folgenden Punkte sollten Sie bei Ihrer Entscheidung, welche Batteriespeichermarken Sie in Ihr Produktportfolio aufnehmen, beachten:
Ist der Hersteller morgen noch da?
Nur wenn es den Hersteller eines Batteriespeichers noch gibt, greifen auch seine Garantien. Für viele Käufer von Photovoltaikmodulen in den Boomzeiten vor 2012 kommt heute bei Garantiefällen das böse Erwachen, wenn der damalige Anbieter nicht mehr existiert.
Achten Sie darauf, wie lange die Leistungsgarantie läuft und ob der Anbieter einer stationären Energiespeicherlösung seine Herstellergarantien von seinen Zulieferern beispielsweise für Batteriezellen rückversichern lässt. Kennt man den Anbieter nicht, kann ein Blick auf dessen Partner helfen. Große und bekannte Marken oder staatliche Investmentfonds und Banken prüfen genau, mit wem sie eng zusammenarbeiten.
Marketingaussagen hinterfragen
Darüber hinaus lohnt es sich immer, hinter die Marketingaussagen der Hersteller zu schauen. Denn technische Produktdaten werden häufig nicht einheitlich gemessen und angegeben, sodass der Kunde Äpfel mit Birnen vergleicht. Fragen Sie nach, ein Batterieexperte kann Sie umfassend beraten. So können Sie auch sicher sein, dass sie kritische Nachfragen Ihrer Kunden fundiert beantworten können. Natürlich muss sich auch der Handwerker entscheiden, was ihm selbst wichtig ist, denn wenn ein Hersteller in innovative Technologien, hohe Qualität und echte Partnerschaft mit dem Handwerk investiert, kann er nicht gleichzeitig die billigsten Produkte anbieten.
Wie werden die Partner unterstützt?
Nicht jeder Installateur ist bereits erfahren im Umgang mit Batteriespeichern. Die Technologie entwickelt sich auch noch immer rasant. Umso wichtiger ist die Frage nach der Unterstützung, die ein Handwerker von einem Hersteller erwarten kann. Hierbei geht es nicht nur um den klassischen Service, der bei technischen Problemen zum Tragen kommt, sondern um die Hilfe vor und auch nach dem Verkauf eines Speichers.
Schulungen
- Werden spezielle Lehrgänge für Einsteiger angeboten?
- Werden in den Schulungen auch Grundlagen und technische Themen behandelt oder handelt es sich um Verkaufsschulungen?
- Gibt es ein kontinuierliches Schulungsprogramm, das auch auf aktuelle Entwicklungen eingeht?
- Muss ich für jede Schulung zum Hersteller oder gibt es Schulungen in meiner Region?
- Was kosten die Schulungen?Technischer Support
- Werde ich bei Planung und Auslegung unterstützt und wenn ja, wie?
- Gibt es eine Hotline zur Klärung spontaner Fragen oder Probleme?
- Welche Unterstützung kann ich bei der Inbetriebnahme erhalten (kann notfalls jemand vorbeikommen)?
Ist der Speicher sicher?
Nach dem Einbau soll der Stromspeicher problemlos funktionieren. Es müssen einige Faktoren erfüllt werden, um dieses Ziel zu erreichen. Beim Speicher selbst sind die Zellen und das Batteriemanagement von besonderer Bedeutung. Eine Zelle zu beurteilen ist angesichts der verschiedensten Zellchemien, Zellarten und -qualitäten nicht einfach. Man sollte deshalb vor allem darauf achten, dass die Zellen von einem seriösen Anbieter stammen und über eine lange Lebensdauer bzw. hohe Anzahl von Zyklen verfügen – am besten verbindlich zugesichert in Form einer langfristigen Leistungsgarantie.
Außerdem sollte die Zelle möglichst sicher konstruiert sein. Hierzu gehören unter anderem ein Überladungsschutz, eine Absicherung gegen zu hohe Ströme oder ein Schutz gegen die Folgen einer mechanischen Beschädigung. Auch das Batteriemanagementsystem, kurz BMS, hat einen enormen Einfluss auf die Zuverlässigkeit, Haltbarkeit und Sicherheit des Speichers. Während der Ladung und Entladung sollte jede einzelne Zelle überwacht werden, denn nur so lassen sich rechtzeitig Fehler erkennen und potenziell größere Schäden vermeiden.
Ist der Speicher einfach zu installieren?
Batteriespeicher sind Schwergewichte. Umso wichtiger ist die Montagefreundlichkeit des Systems. Dabei sind folgende Fragen zu beachten:
- Wie wird der Speicher angeliefert, kann oder muss er für den Transport in einem technischen Betriebsraum erst demontiert werden?
- Wie groß und wie schwer sind die Komponenten – wie viele Personen benötige ich für die Aufstellung? Brauche ich zusätzlich ein Hebezeug, weitere Transportmittel oder ein spezielles Werkzeug?
- Welche Voraussetzungen müssen für den Aufstellort gegeben sein – unter anderem Höchst- und Mindesttemperaturen, Staubfreiheit, Luftfeuchtigkeit?
- Wie viele Komponenten müssen montiert werden – wie viel Zeit benötigt die Montage?
- Was gehört zum Lieferumfang – welche Komponenten sind vom Handwerker zu besorgen?
- Wie einfach oder kompliziert ist die Konfiguration – muss ich selber programmieren?
- Welche Hilfe kann ich bei der Inbetriebnahme vom Hersteller erhalten?
Ist der Speicher einfach zu warten?
Qualitativ gute Speicher sind dank ihrer hochwertigen Komponenten extrem wartungsarm. Eine Überwachung der Zellen mithilfe eines intelligenten BMS und hochwertige Steckverbindungen an den Polen reduzieren den Wartungsbedarf erheblich, da kritische Abweichungen zu den vorgegebenen Parametern schnell erkannt und vom BMS reguliert oder gemeldet werden. Bei vielen Speichertypen genügt daher einmal jährlich eine kurze Kontrolle.
Wie vollständig ist das Sortiment?
Speziell im gewerblichen Einsatz bieten sich zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten für Speichersysteme wie Lastspitzenkappung, Eigenverbrauchserhöhung, Ersatzstrom oder netzferne Energieversorgung. Hinzu kommen noch Anforderungen, die sich aus den unterschiedlichen Aufstellorten – im Freien, in Ställen oder Werkhallen – ergeben. Idealerweise verfügt ein Hersteller über ein Sortiment, das jeden der genannten Anwendungsfälle abdeckt, für die unterschiedlichsten Aufstellorte geeignet ist und sich in der Leistung und Kapazität flexibel anpassen lässt. Hinzu kommt die Frage nach der Systemwelt, in die der Speicher eingebunden wird – das heißt Batteriewechselrichter, Kommunikations- und Steuerungstechnik.
Ist der Hersteller groß genug?
Handelt es sich hierbei um Eigenentwicklungen, sollte das Unternehmen groß genug sein, um ausreichend Innovationskraft aufzubringen, diese Komponenten immer auf dem aktuellen Stand der Technik zu halten. Da gute Speicher durchaus 20 Jahre und länger in Betrieb sein können, ist die Frage der Kompatibilität und Verfügbarkeit von Ersatzkomponenten wichtig. Denn sollte nach 15 Jahren eine defekte Komponente nicht mehr zu ersetzen sein, könnte dies unangenehme Folgen für das ganze System inklusive Speicher haben.
Sind die Speicher wirtschaftlich?
Ein geringer Preis bedeutet nicht automatisch, dass ein Speicher wirtschaftlich ist. Denn neben den Kosten für den Speicher spielt seine Lebensdauer eine große Rolle. Je mehr Vollzyklen ein Speicher im Laufe seines Lebens durchlaufen kann, desto günstiger wird der einzelne Speicherzyklus. Dieser Preis wird abgekürzt mit LCOS, das steht neudeutsch für Levelized Cost of Storage. Er zeigt, wie wirtschaftlich der Speicher tatsächlich ist (siehe Grafik 1).
Eigenverbrauch und Wirkungsgrad des Speichers haben einen großen Einfluss auf seine Wirtschaftlichkeit. Gute Speicher weisen einen Stand-by-Verbrauch von nicht mehr als fünf Watt und einen Wirkungsgrad ohne Batteriewechselrichter von rund 95 Prozent auf. Hierbei ist das BMS ein wichtiger Faktor, denn es ist bei der Be- und Entladung unter anderem für die Angleichung des Ladungszustands zwischen den einzelnen Zellen verantwortlich – das sogenannte Balancing. Es hat oft einen größeren Einfluss als allgemein angenommen, denn viele Speicher können den Ladezustand der Zellen nicht angleichen, während sie be- oder entladen werden.
Exkurs: Was ist Balancing?
Einfache Systeme mit passivem Balancing müssen die Ladung aller Zellen einer Batterie auf das Niveau der schwächsten Zelle senken, diese elektrische Energie wird „verheizt“. Der Balancingstrom ist sehr gering, oft nur 0,05 Ampere, der Vorgang dauert entsprechend lange – demzufolge kann oft nicht die vollständige Energie in der Batterie entnommen werden. Besser ist das unidirektionale Balancing, bei dem eine starke Zelle eine nachfolgende schwächere Zelle beladen kann (siehe Grafik 2).
Bidirektionalles Balancing überlegen
Sitzt die schwächste Zelle am Anfang der Reihe oder in einem anderen Batterieblock, gerät das System aber schnell an seine Grenzen. Am besten ist das bereits genannte aktive, bidirektionale Balancing, bei dem jede Zelle eine beliebige andere Zelle laden kann.
Besonders innovative Systeme arbeiten dabei mit einem Ladestrom von bis zu fünf Ampere, denn hier werden die Zellladestände permanent und sekundenschnell während des laufenden Betriebes ausgeglichen. Aus diesem Grund kann der ganze Energieinhalt der Batterie auch verwendet werden und zeichnet sich im Vergleich zu einfacheren Systemen durch einen Performancezuwachs aus, der deutlich über die Differenz der Wirkungsgrade hinausgeht. Voraussetzung für ein gutes Geschäft ist ein gefragtes Produkt. Gewerbespeicher bieten heute eine breite Palette attraktiver Anwendungsmöglichkeiten und Erlöskanäle. So können sich die Strompuffer in der Regel innerhalb weniger Jahre amortisieren.
Wie kann der Installateur verdienen?
Mit geeigneten Produkten, die einen wirtschaftlichen Einsatz ermöglichen, lässt sich ein großer und attraktiver Markt erschließen. Nicht nur auf Berghütten und in der Landwirtschaft sind Strompuffer gefragt. Hinzu kommt, dass gewerbliche Systeme in der Regel deutlich größer sind als Systeme für den privaten Einsatz – entsprechend größer ist auch das Geschäft und der Profit für den Handwerker, sofern der Hersteller eine gute Marge anbietet.
Der Autor
Mathias Zdzieblowski
betreut beim Gewerbespeicherhersteller Tesvolt die Schulungen für Installateure. Durch den direkten und konstanten Austausch weiß er genau, welche Fragen die Kunden an den Hersteller haben.