Michael Unger hat die Ruhe weg. Der stämmige 52-Jährige lebt mit seiner Frau und zwei fast erwachsenen Jugendlichen in Alsheim nicht weit vom Rhein, etwa halbe Strecke zwischen Mainz und Worms. Er ist Techniker, Experte für Maschinenbau. Er arbeitet nicht weit entfernt bei der Firma Opel in Rüsselsheim.
Mit im Haushalt leben 15 zuckersüße Katzen, von ganz klein bis zum großen, schneeweißen Kater. „Die gehören zur Familie“, sagt er mit einem Schuss Humor. „Auch wenn die Tiere kein eigenes Zimmer haben im Unterschied zu unseren Kindern.“ Das Wohnhaus hat 168 Quadratmeter Nettowohnfläche und ein Stockwerk nach oben. Geheizt wird mit Erdgas.
Erfahrungen vom Camping
Das Eigenheim steht am Rand von Alsheim in Rheinland-Pfalz, 2011 ist die Familie eingezogen. Und seit 2016 hat es – deutlich sichtbar – Solarzellen auf dem Dach. „Ich kannte Photovoltaik schon vom Camping“, erzählt Michael Unger. „Auf dem Zeltplatz hatten wir immer ein paar Solarmodule fürs Licht und die Pumpen im Wohnwagen.“
Sein eigenes Haus, seine eigene Familie mit Sonnenstrom zu versorgen – diese Idee hat er lange mit sich herumgetragen. „Ich habe lange die Kosten für die Investition gescheut“, erzählt er. „Aber dann stiegen die Stromkosten immer weiter an, ich musste einfach etwas tun.“
Stromkosten drückten aufs Budget
Zunächst ersetzte er die Halogenlampen im Haus durch stromsparende LED. Anfang 2016 hatte die Familie noch einen jährlichen Stromverbrauch von 4.500 Kilowattstunden – durchaus üblich für vier Leute und ein Dutzend Tiere. Zum Beginn desselben Jahres stieg Unger von seinem Diesel-Benz auf einen Hybrid von Opel um, auf den elektrisch angetriebenen Ampera.
2018 lag der Strombedarf insgesamt bei 8.278 Kilowattstunden. „Im Monat habe ich 2016 etwa 150 Euro Abschlag an den Energieversorger überwiesen“, erinnert sich Unger. „Heute zahle ich für 120 Euro die Solaranlage ab, bis sie mir gehört. Und ich zahle nur noch 30 Euro im Monat für Reststrom, den ich über eine Solarcloud kostengünstig beziehe.“
Umstieg mit dem E-Auto
Mit dem E-Auto war Unger klar, dass er auch auf Eigenstrom umsteigen muss. „Die Preise für Solartechnik sind ja immer weiter gefallen. Also habe ich mich im Internet umgeschaut, wer in der Region aktiv ist.“ Er schrieb mehrere Handwerksbetriebe an, erbat Angebote und lud die Installateure zum Gespräch. „Ich habe kein Süddach, meine Dächer zeigen nach Osten und Westen“, berichtet er. „Und ich wollte wissen, ob es für mich sinnvoll ist, Sonnenstrom in einer Solarbatterie zu speichern.“
Ein Installateur lehnte Besuch und Angebot ab. „Der wollte mir die Anlage unbesehen und ohne Angebot aufs Dach packen. Das mache ich natürlich nicht mit. Ich will schon wissen, was ich für mein Geld bekomme. Ein anderer wollte mir einen riesigen Speicherschrank in den Garten setzen.“
Kein X für ein U
Unger, selbst Techniker durch und durch, ließ sich kein X für ein U vormachen. „Ich bekam dann Kontakt mit Herrn Tschepe von der Firma Sun Peak aus unserer Region. Er kam zu uns, hat sich Zeit genommen.“ Sun Peak sitzt in Hemsbach an der Bergstraße, gut 40 Kilometer von Alsheim entfernt. Hemsbach liegt zwischen Weinheim und Heppenheim, östlich von Worms. „Wir konzentrieren uns ausschließlich auf Anlagen für private Kunden“, erzählt Peter Doll, Chef von Sun Peak.
Seit 2003 ist er bereits im Photovoltaikgeschäft. Derzeit hat der Installationsbetrieb zwölf Leute. Die Firma berät die Solarkunden und baut die Anlagen in einem Umkreis von rund 200 Kilometern.
Rund 2.000 Photovoltaikanlagen hat Sun Peak bislang gebaut, fast nur kleine Anlagen für private Solarkunden. Das Beratungsgespräch bei Michael Unger dauerte zwei Stunden. „Uns geht es darum, die Kunden kennenzulernen“, sagt Wilfrid Tschepe, der für Sun Peak als Außenverkäufer durch die Dörfer und Gemeinden tourt. „Wir haben uns das Dach angesehen, denn es muss ja die Solarpaneele tragen. Manchmal muss man die Dächer verstärken, das erkennt man nur bei einer Begehung vor Ort.“ Manchmal sind Teile des Daches verschattet, auch das gilt es bei der Installation der Solargeneratoren zu beachten.
Gute Beratung vor Ort
Oft unterschätzt wird der Schrank für den Hauszähler: Nicht selten werden Umbauten notwendig, um den Solarwechselrichter ans Netz anzuschließen. Dazu gehören Sicherungen und die Zähler für die Photovoltaikanlage. „Bei Herrn Unger ging es darum, möglichst viel Sonnenstrom im Haus und im Auto selbst zu verbrauchen“, sagt Wilfrid Tschepe. „Nicht einfach nur ans Netz anschließen und fertig. Beim Eigenverbrauch sind individuelle Lösungen notwendig, genau auf die Wünsche der Solarkunden zugeschnitten.“
Die Ausrichtung der Dächer nach Osten und Westen ist günstig, wenn die Solaranlage mit einer Speicherbatterie gekoppelt wird. Im Fall der Familie Unger wurde über der Garage noch ein kleines Vordach gen Süden installiert. Auch dort wurden Solarmodule montiert.
Sonnenstrom aus der Cloud
Insgesamt hat die Anlage knapp unter zehn Kilowatt Leistung. Der Batteriespeicher kam vom Leipziger Anbieter Senec, er fasst rund zehn Kilowattstunden Photovoltaikstrom und dient als kurzzeitiger Puffer für den Abend und die Nacht. Senec bietet seinen Kunden eine wichtige Zusatzleistung an: Überschüssigen Sonnenstrom, den Michael Unger weder im Haus noch in der Batterie verwenden kann, speist die Anlage in eine Solarcloud ein, als Senec-Cloud bezeichnet.
Das ist nichts anderes als ein cleveres Stromkonto, aus dem er beispielsweise im Winter preiswerten Sonnenstrom zurückkaufen kann. „Normalerweise zahle ich 28 Cent je Kilowattstunde, wenn ich dem Netz kaufe“, rechnet Unger vor. „Aus der Cloud kostet mich die Kilowattstunde nur 14 Cent.“ 2016 ging die Solaranlage mit Stromspeicher und Cloud in Betrieb. Bei knapp zehn Kilowatt Leistung kann man in dieser Region mit 950 bis 1.000 Kilowattstunden pro Kilowatt und Jahr rechnen.
Läuft wie am Schnürchen
Bis Mitte Februar 2019 hatte die Anlage insgesamt bereits 22.000 Kilowattstunden Sonnenstrom erzeugt. Diesen Strom nutzt Unger komplett selbst: direkt im Haus oder an der Ladestation in der Garage, über den Stromspeicher am Abend oder eben als Sonnenstrom aus der Senec-Cloud. „Ohne Cloud hätte ich einen Eigenverbrauch von 60 Prozent des Sonnenstroms. Im Winter müsste ich aber klassisch meinen Strom beim Energieversorger kaufen. Mit der Cloud kann ich die Kosten für den Reststrom deutlich drücken.“
Kürzlich hat er sogar eine elektrische Klimaanlage eingebaut wegen der heißen Sommer. Auch diese betreibt er problemlos mit dem Strom vom eigenen Dach.
Kaum noch Spritkosten
Vor allem beim Ampera zahlt sich das aus. Der Wagen hat eine Ladeleistung von 3,5 Kilowatt. Der Speicher kann seinen Sonnenstrom mit 2,5 Kilowatt abgeben. „Deshalb lade ich das Auto am liebsten, wenn die Sonne scheint“, sagt Unger schmunzelnd. „Dann habe ich die volle Leistung aus der Solaranlage. Oder ich ziehe das fehlende Kilowatt aus dem Stromnetz, aus meiner Senec-Cloud für 14 statt 28 Cent je Kilowattstunde.“
Wenn er auf der Arbeit ist, kann er den Wagen im Opel-Werk laden. „In drei Jahren ist der Wagen rund 45.000 Kilometer gelaufen“, analysiert Unger. „Ich habe in der ganzen Zeit nur 490 Liter Benzin getankt, für den Range Extender. Ansonsten hat er nahezu ausschließlich Sonnenstrom getankt, zumindest bei mir zu Hause.“ Das Werk in Rüsselsheim liegt rund 35 Kilometer von Alsheim entfernt, „das schaffe ich immer“, wie er bestätigt.
Mehr Solarzellen auf die Dächer
Als seine Photovoltaikanlage 2016 ans Netz ging, war die Cloud noch auf eine bestimmte Menge Sonnenstrom beschränkt. Mittlerweile ist die Beschränkung gefallen. Deshalb denkt Michael Unger darüber nach, weitere zehn Kilowatt auf seine Dächer installieren zu lassen. Platz genug ist vorhanden. „Technisch ist das ohne Weiteres möglich“, bestätigt Wilfrid Tschepe von Sun Peak. „Zumal die Kosten seit 2016 weiter gesunken sind.“
Vor drei Jahren zahlte Michael Unger für rund zehn Kilowatt Solarleistung und den Stromspeicher mit zehn Kilowatt Speicherkapazität inklusive aller Elektroarbeiten insgesamt rund 26.000 Euro, zuzüglich Speicherförderung durch den Staat. Heute würde eine ähnliche Anlage etwa 3.000 Euro weniger kosten. Seitdem sind die Solarmodule leistungsfähiger und die Speicherbatterien kompakter geworden. Vor drei Jahren war Unger noch ein Pionier. Jetzt sind die Speicher schon Standard.
Wenig Platz im Technikraum
Die Abmessungen sind wichtig, auch für Familie Unger. Alsheim liegt wenige Kilometer westlich vom Rhein. Hier steht das Grundwasser sehr hoch, viele Wohnhäuser haben keinen Keller.
Bei der Familie Unger hängt der Elektrozähler im kleinen Haustechnikraum, der an die Garage grenzt. Dort steht nun neben der Waschmaschine der Solarstromspeicher, hängen der Solarwechselrichter und der Schaltschrank für den Anschluss ans Netz. Das ist eng, aber es passt.
Bei der Solaranlage haben die Techniker von Sun Peak 17 Module auf das Ostdach, 15 Module auf das Westdach (dort gibt es den Schornstein und ein Dachfenster) sowie sechs Module auf ein kleines Vordach über der Garage montiert. Letzteres weist gen Süden. Verbaut wurden damals Jinko-Module (260 Watt) mit integriertem DC-Optimierer von Solaredge. Angeschlossen wurden die Module an einen dreiphasigen Solaredge-Wechselrichter mit neun Kilowatt Nennleistung.
Die Gastherme ersetzen
Michael Unger denkt auch darüber nach, die Gastherme eines Tages durch ein Brennstoffzellengerät zu ersetzen. Dann kann er sogar im Winter eigenen Strom erzeugen. „Aber so weit sind wir noch nicht“, sagt er. „Erst mal läuft die Therme noch ein paar Jährchen. Und erst mal möchte ich meine Solaranlage erweitern.“
Denn mit seiner ersten Anlage ist er sehr zufrieden. Stets hat er die Betriebsdaten im Blick. Dazu nutzt er seinen Laptop, die Technik wird per LAN-Kabel und Internet dauerhaft überwacht.
Auch um die Wartung muss er sich keine Sorgen machen. Das erledigen die Profis: „Unsere Kunden bekommen das Monitoring und die Wartung von uns inklusive“, erläutert Peter Doll, Chef von Sun Peak. „Das geben wir nicht ab, das machen wir selbst. Wir haben alle erforderlichen Gewerke bei uns im Unternehmen, auch die Dachdecker und Elektriker. Prinzipiell arbeiten wir nicht mit Subunternehmern, deren Qualität wir nicht garantieren können.“
Bewährte Partner im Boot
Auch bei den Komponenten setzt Sun Peak auf bewährte Partner. „Wir haben keinen Bauchladen“, sagt Peter Doll. „Wir haben schon 2012 mit Batterien gearbeitet. Damals waren sie nur vier Kilowattstunden groß und deutlich teurer als heute.“
Von Blei zu Lithium
Sun Peak ist Vertriebspartner von Senec, hat die Entwicklung von den Bleispeichern zu den Lithiumbatterien mitgemacht. Rund 90 Prozent der Sun-Peak-Kunden kaufen einen Stromspeicher. Andere Speicher verbaut Sun Peak nicht. Bei der Leistungselektronik kommt ausschließlich Technik von Solaredge zum Einsatz. „Bei den Modulen sind wir auf Halbzellenmodule eingeschwenkt“, erzählt Peter Doll. „Wir ordern bei Q-Cells und bei Luxor, über Krannich als Händler. Jinko-Module haben wir nicht mehr im Vertrieb. Bei Perc-Zellen bin ich skeptisch wegen PID.“