Ursprünglich haben Maroshi und Kalhuohfummi mehr mit Wasser zu tun als mit Sonne: Maroshi ist eine Insel der Malediven, wo sich während des Unabhängigkeitskrieges gegen Portugal ein wichtiger Hafen für das Schiff Kalhuohfummi befand, das in den Kämpfen eine entscheidende Rolle spielte. Heute sind die Malediven wieder bedroht – vom Klimawandel und dem ansteigenden Meeresspiegel.
Wie ein Schiff getauft
Geht es nach Daniela Schiffer und Markus Schulz, sollen auch an dieser Front Maroshi und Kalhuohfummi eine entscheidende Rolle spielen. Denn so haben sie ihr mobiles Solarladegerät und die Speichereinheit getauft, die künftig möglichst viele Handys, Tablets und andere mobile Geräte mit emissionsfreiem Sonnenstrom versorgen.
„Wir glauben, dass das, was den Klimawandel hervorgerufen hat, auch die Kraft hat, ihn aufzuhalten: unser aller Verhalten“, sagt Markus Schulz. Dass der Betrieb des eigenen Smartphones mitselbst erzeugtem Solarstrom da kaum mehr sein kann als ein Tropfen auf den heißen Stein, ist ihm natürlich klar. Daher hat er gemeinsam mit Daniela Schiffer in Berlin das Unternehmen Changers.com gegründet, das Solar-Ladegeräte mit der Dynamik der Internet-Crowd kombiniert.
Das Prinzip ist eine Art privater Emissionshandel auf Basis von selbst erzeugtem Solarstrom. Technische Grundausstattung der Nutzer beziehungsweise Kunden sind die von den beiden Unternehmensgründern entwickelten und zum Patent angemeldeten Solarcharger, die in der Nähe von Dresden produziert werden: ein flexibles Vier-Watt-Solarmodul namens Maroshi, das etwa so groß ist wie ein DIN-A4-Blatt und rund 100 Gramm wiegt, sowie ein separater, 160 Gramm leichter Akku namens Kalhuohfummi, der bis zu 40 Wattstunden Solarstrom speichern kann. Außerdem misst Kalhuohfummi die Wattstunden, speichert die Werte mit Zeitstempel und User-ID und schickt sie dann verschlüsselt an Changers.com. Dort wird der entsprechende Wert in so genannte Changers-Credits umgewandelt. Jeder dieser Bonuspunkte entspricht der persönlichen Kohlendioxid-Einsparung von einem halben Gramm und kann auf dem Changers.com-Marktplatz gegen Waren und Dienstleistungen von Partnerunternehmen eingetauscht werden – in Urlaub in einem nachhaltig bewirtschafteten Resort in der Schweiz, in Car Sharing oder in den kohlendioxid-neutralen Versand eines Pakets.
Status im sozialen Netzwerk
Über Kalhuohfummi können die Nutzer außerdem Status-Updates über die Menge an selbst erzeugtem Strom direkt in ihr bevorzugtes soziales Netzwerk einspeisen – jeder kann also seine Umweltfreundlichkeit öffentlich kommunizieren und sich mit anderen Benutzern messen. „Die Nutzer werden spielerisch motiviert, kontinuierlich eigene Energie zu produzieren“, sagt Schulz. Jeder User bekommt bei Changers.com entsprechend seiner Energieerzeugung einen Rang, aber auch Städte und Länder werden in einem Ranking miteinander verglichen. Die Credits wiederum sollen die Kohlendioxid-Einsparung und damit den gesellschaftlichen Beitrag jedes Einzelnen widerspiegeln.
Die Idee zu Changers.com hatten Schulz und Schiffer bereits 2010. Doch nachdem einer der Anfangsinvestoren finanziell in Schieflage geriet, mussten die beiden Gründer 2012 Insolvenz anmelden. Die Dynamik der Internet-Crowd hat das Unternehmen jetzt wiederbelebt. Bei dem jüngsten Cebit-Ideenwettbewerb CODE_n gewann Changers.com nicht nur die Kategorie Start-up (und Bundeskanzlerin Angela Merkel als Testkundin), sondern auch einen Sonderpreis: eine Crowdfunding-Ausschreibung auf dem Portal Seedmatch, die schnell frisches Geld in die Kassen des Unternehmens spülte.
18.000 Mal kein Kohlendioxid
Etwa 180.000 Wattstunden haben die User von Changers.com bislang selbst erzeugt – etwa 18.000 Handyladungen. „18.000 Mal bewusstes Nicht-an-die-Steckdose-Gehen“, ergänzen die Gründer. „18.000 Verhaltensveränderungen, auf die wir mehr als stolz sind.“ Maroshi und Kalhuohfummi haben den Kampf gegen den Klimawandel aufgenommen.