Auch wenn Anschaffung und Betrieb einer Photovoltaikanlage kein Hexenwerk sind: Potenzielle Betreiber sollten viele Aspekte berücksichtigen, und das macht die Sache komplex. Thomas Seltmann – Autor des erstmals im Jahr 2000 erschienenen und vor zwei Jahren in der vierten Auflage vollständig überarbeiteten Ratgebers „Photovoltaik: Strom ohne Ende“ – hat daher ein Buch für alle geschrieben, die sich schnell und trotzdem umfassend in das Thema einlesen wollen. „Photovoltaik – Solarstrom vom Dach“ ist in der Ratgeber-Reihe der Stiftung Warentest erschienen und erklärt auf gut 200 Seiten alles, was Verbraucher wissen sollten, wenn sie eine netzgekoppelte Solarstromanlage anschaffen und betreiben wollen. Solarteuren und Vertrieblern kann das Buch bei künftigen Kundengesprächen übrigens ebenfalls nützlich sein: als Erklärungshilfe, die so weit wie möglich auf das für viele Käufer eher verwirrende als hilfreiche Fachchinesisch verzichtet. Zudem werden alle wichtigen Begriffe rund um die Photovoltaik in einem Glossar erläutert.
Ohnehin sind Erklärungen – was für einen Ratgeber ja auch wünschenswert ist – Schwerpunkt des Buchs. Seltmann erläutert die Funktionsweise der solaren Stromerzeugung, Technik, Komponenten und Planung einer eigenen Anlage, den Themenbereich Finanzierung, Bau, Versicherung sowie Betrieb und Wartung, Steuern und Recht. Praxisbeispiele, Checklisten und Bilder veranschaulichen viele Informationen der ohnehin gut lesbaren Texte. Ein abschließendes Kapitel widmet sich der Geschichte der Photovoltaik, ökologischen Aspekten sowie ihrer Perspektive. Hinzu kommt ein Serviceteil mit erwähntem Glossar sowie wichtigen Adressen und weiterführender Literatur.
Renditeüberlegungen kommen zu kurz
Eine Frage, die vielen Photovoltaik-Interessenten ebenfalls wichtig sein dürfte, kommt in dem Ratgeber allerdings zu kurz: Lohnt sich das denn? „Ob eine Photovoltaikanlage eine wirtschaftlich sinnvolle Investition ist, lässt sich nicht pauschal beantworten“, schreibt Seltmann. „Das hängt einerseits von den persönlichen Erwartungen des Betreibers ab und andererseits von den getroffenen Annahmen ab.“ Und: „Von den zweistelligen Renditen, wie sie in der klassischen Energiewirtschaft mit Stromerzeugung und -verkauf erzielt werden, ist die Photovoltaik jedenfalls weit entfernt.“ Das ist alles nicht falsch, aber für den Interessenten keine Hilfe. Seltmann weist zwar darauf hin, dass es bei Renditeberechnungen eine statische Methode und eine dynamische Betrachtung gibt, er nennt Berechnungsgrundlagen, verweist auf einen Solarrechner der Stiftung Warentest und vergisst auch das sogenannte goldene Ende nicht, also dass eine Photovoltaikanlage auch nach Ende des EEG-Vergütungszeitraums noch nahezu kostenlos Strom produziert. Aber ausgerechnet in diesem Kapitel – sofern man zwei knappe Buchseiten ein Kapitel nennen kann – fehlt ein Praxisbeispiel in Form einer nachvollziehbaren Beispielrechnung. Und wer sich für die Photovoltaik als Kapitalanlage interessiert, wird vor allem auf einen weiteren Ratgeber von der Stiftung Warentest verwiesen.
Andererseits: Renditeorientierte Leser sind wahrscheinlich ohnehin nicht die Zielgruppe dieses Ratgebers. Er richtet sich dem Vorwort zufolge mehr an „Bauherren, die ihre Häuser damit aufwerten wollen“, sowie an Haushalte und Gewerbetreibende, „die lieber in Sacheigentum als in abstrakte Geldanlagen“ investieren oder „in der Energieversorgung unabhängiger werden wollen und auf Versorgungssicherheit Wert legen“. Und für die hat Seltmann in seinen Ausführungen zur Wirtschaftlichkeit folgenden Rat: „Ein wenig Interesse und Freude an der Sache sind immer hilfreich, wenn man zuhause die Sonne in die Steckdose holt.“
Thomas Seltmann: Photovoltaik – Solarstrom vom Dach, Stiftung Warentest Mai 2011, ISBN 978-3-86851-026-3, 24,90 Euro.