Das Interesse an der Solarenergie in Tirol scheint sehr hoch zu sein. So ließen sich zumindest die Zugriffszahlen auf das Solarkataster deuten, dass das Land schon seit fünf Jahren betreibt. Diese haben im vergangenen Jahr einen neuen Höchstwert erreicht. Denn mehr als 420.000 Mal wurde auf die Webseite Solar Tirol zugegriffen. Das sind 20.000 Abfragen mehr als noch 2019. „Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache“, betont der zuständige Landesrat Johannes Tratter. „Das zeugt vom Bewusstsein und Interesse der Tiroler für die Nutzung von Solarenergie. Zudem zeigt das Projekt Solar Tirol, dass in unserem Bundesland durchaus ein hohes Solarpotenzial gegeben ist.“
Solarpotenzial in die Planung einbeziehen
Die hohen Zugriffswerte zeigen auch, dass vor allem in der Planung mit der Sonnenenergie gearbeitet wird. Denn das Solarkataster zeigt auch das Solarpotenzial für freie Grundstücke bis zu einer frei wählbaren Dachhöhe, betont Tratter. Dadurch könne bereits vor Baubeginn die solare Ausbeute berechnet werden und Tirol verfüge über ein wichtiges Planungsinstrument für eine optimale Energiestrategie. Das wird von den Energieberatern schon rege genutzt, wie die Landesregierungen den entsprechenden Befragungen entnimmt. Zudem können sich die Nutzer des Katasters auch über Sonnenbahnen und die Solarstrahlung für jeden Standort in Tirol informieren. Zusätzlich liefert das Kataster Horizontliniendaten, die direkt in Energieauswertungsprogramme übernommen werden können.
Mehr Anfragen als existierende Gebäude
Mit der Fülle an Interaktionsmöglichkeiten innerhalb des Programms erklärt die Landesregierung auch die Zugriffszahlen, die weit über den Gebäudebestand in Tirol hinausgeht. Denn laut Landesstatstikamt existierten Ende 2020 gut 206.000 Gebäude in Tirol. Dazu kommt noch, dass der Wissensbedarf der Nutzer des Solarkatasters nicht mit einem Klick gedeckt ist. „Die User beschäftigen sich offensichtlich durchaus intensiv und tiefgreifend mit den angebotenen Informationen“, erklärt die Landesregierung gegenüber photovoltaik.
Oberfläche mit einer hohen Genauigkeit erfasst
Mit dem Solarkataster war Tirol Vorreiter in Österreich. Die Solarpotenziale wurden auf der Basis eines Ein-Meter-Gelände- und Oberflächenmodells von Tirol berechnet. Dabei sind alle Daten über den Geländehorizont oder der Verschattung durch Bäume oder andere Gebäude eingeflossen. Dieses Modell entstand zwischen 2012 und 2015 in Zusammenarbeit mit der Universität Innsbruck. Damit stehen fundierte und tragfähige Zahlen zum energetischen Nutzungsvolumen für Solarenergie zur Verfügung. Derzeit arbeiten die Betreiber des Solarkatasters daran, die Daten zu aktualisieren.
Ausbaupotenzial noch nicht gehoben
Weniger Vorreiter ist Tirol aber, wenn es um den Photovoltaikausbau in der Umsetzung geht. Das Land steht nach Angaben des Bundesumwelt- und Energieministeriums im Ranking unter den österreichischen Bundesländern nicht ganz vorn. Mit einer installierten Leistung von gut 106 Megawatt stand Tirol Ende 2019 zwar auf dem fünften Platz. Doch hochgerechnet auf die Einwohnerzahl rutscht das Land zusammen mit Salzburg auf den vorletzten Platz. Nur in Wien ist pro Einwohner weniger Solarstromleistung installiert. Die Landesregierung gibt den Ausbau Ende 2019 mit über 8.100 Anlagen an, die ans Netz angeschlossen sind. In dem Jahr kamen 765 neue Generatoren dazu, was die Anzahl der im Land installierten Anlagen um immerhin zehn Prozent steigen lässt. (su)
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