Langsam, ganz langsam geht er voran, der polnische Solarmarkt. Was viele nicht wissen: Unser östliche Nachbar hat mehr Einwohner als Frankreich. Wie bei unserem westlichen Nachbarn befindet sich auch in Polen das Stromnetz fest in der Hand von Monopolisten, die sich gegen die Energiewende sperren. Zudem ist in Polen viel weniger Kapital unterwegs. Der Vorteil: Der polnische Markt hängt eng mit Tschechien zusammen, wo es schon erste Erfahrungen mit der Photovoltaik gibt. Auch wenn die Regierung in Prag kürzlich die Einspeisevergütung abgeschafft hat.
Und die polnischen Installateure schauen nach Deutschland, um sich Ideen zu holen. Manche Betriebe sind selbstbewusst genug, den Spieß umzudrehen: „Heutzutage sind polnische Produkte auf dem gleichen Qualitätsniveau wie Produkte von unseren westlichen Nachbarn“, sagt Siegmund Jambor, der die deutsche Vertretung des Kollektorherstellers Ensol betreut. Siegmund Jambor lebt und arbeitet in Berlin, sein Deutsch ist perfekt.
Schon seit Freiburg dabei
Der Informatiker hat sein Diplom an der Technischen Fachhochschule in Berlin gemacht. Seit 1985 lebt er nun schon in Deutschland. „Wir waren seinerzeit schon auf der ersten Intersolar in Freiburg dabei“, erinnert er sich. „Allerdings hatten wir keinen eigenen Stand, sondern zeigten unsere Kollektoren auf den Messeständen unserer Partner. Mittlerweile sind wir jedes Jahr mit einem eigenen Stand vertreten.“
Für ihn ist der deutsche Markt nicht nur der stärkste europäische Markt, der ernsthaft in die Solarbranche investiert und dessen Kunden für sehr hohe Qualität empfänglich sind. „Angesichts des Potenzials und der unmittelbaren Nähe zu Deutschland erwartet Ensol einen größeren Umsatz“, meint der 51-Jährige. „Dafür suchen wir Partner. Die Präsenz auf dem deutschen Markt ist auch mit Prestige verbunden, da der Eintritt in den deutschen Markt sehr schwierig ist. Nicht alle Hersteller haben es bis jetzt geschafft, sich im deutschen Markt zu halten.“
Zulieferer der Heizungsbranche
Ensol schon: Das Unternehmen ist Zulieferer für einen großen deutschen Heiztechnikanbieter, für den es thermische Großkollektoren fertigt. Die Fabrik befindet sich in Ratibor in Oberschlesien, etwa 500 Kilometer von Berlin entfernt. Die Stadt liegt nahe der tschechischen Grenze im Dreiländereck zu Sachsen.
In diesem Jahr brachte Ensol den Hybridkollektor E-PVT 2.0 auf den Markt mit einer Spitzenleistung von 1.195 Watt, der ein polykristallines Photovoltaikmodul und einen klassischen Flachkollektor vereint. Er liefert Sonnenstrom und nutzt die Abwärme der Zellen, um beispielsweise Warmwasser zu bereiten. Eine erste Versuchsanlage befindet sich auf dem Werksdach in Ratibor. Der TÜV Rheinland hat das Hybridmodul getestet und zertifiziert.
Ein bionischer Absorber
Hauptbestandteil des thermischen Teils ist der bionische Absorber aus Aluminiumkanälen. Vorlage lieferte die Struktur von Laub an Bäumen. Der Verlauf der Kanäle ähnelt den feinen Adern, die das Blatt auf der ganzen Fläche mit lebenswichtigen Mineralien versorgen. Flach und vollflächig schmiegt sich der Absorber an das Photovoltaikmodul.
Aufgrund der größeren Kontaktfläche geht rund ein Viertel mehr Wärme aus den Solarzellen in den Absorber über als in einem Standardabsorber mit Rohren. Selbstbewusst meint Jambor: „Für unsere deutschen Kunden gewährleisten wir die gleiche Qualität wie deutsche Hersteller.“ Entwickelt, simuliert und getestet wurde das neue Hybridmodul gemeinsam mit der technischen Hochschule in Gleiwitz. Die Optimierung der Konstruktion und der Fertigung erfolgte durch CAD-gestützte Systeme. Die weitere Verbesserung erfolgt laufend.
Auf einen Blick
Hybridmodul E-PVT 2.0
- Geometrische Maße:Abmaße: 2.007 x 1.006 x 85 MillimeterFläche: 2,02 QuadratmeterAperturfläche: 1,86 QuadratmeterMasse: 37 Kilogramm
- Thermische Werte:Gehäuse: Patentiertes AluminiumprofilSpitzenleistung (bei 1.000 W/qm): 1.195 WattAbsorber: Roll-Bond-Wärmetauscher aus AluminiumKollektorwirkungsgrad: 55,5 ProzentMax. Arbeitsdruck: 6 BarMax. Arbeitstemperatur: 85 Grad CelsiusFlüssigkeitsvolumen: 1,2 Kubikdezimeter
- Elektrische Werte:Nennleistung (bei 1.000 W/qm): 300 WattZellentyp: polykristallinAnzahl Zellen: 72 Zellengröße: 156 x 156 MillimeterNennstrom: 8,15 AmpereKurzschlussstrom: 8,78 AmpereNennspannung: 36,82 VoltLeerlaufspannung: 45,31 VoltPreis: rund 650 Euro (ohne Zubehör)