Nach schwierigen Jahren im Modulgeschäft erfreuen sich die Hersteller wieder stark steigender Nachfrage. Jetzt zahlen sich die Innovationen aus, die in München vorgestellt wurden. Ein Interview mit Michael Harre, Vizepräsident der EU Solar Business Group bei LG Electronics. Seit 2012 ist er für das Solargeschäft der Koreaner in Europa zuständig.
Wie schätzen Sie die Intersolar in diesem Jahr ein?
Michael Harre: Die Leute waren richtig gut drauf. In diesem Jahr ging es nicht allein um die Modulpreise, sondern auch um Qualität und attraktive Gesamtlösungen – vor allem das Thema Speicher stand dabei im Fokus. Angesichts des großen Interesses gehe ich davon aus, dass sich der Markt auch in den kommenden Monaten gut und stabil entwickelt.
Welche Neuheiten haben Sie nach München mitgebracht?
Bei unserem Modul Neon 2 bifazial verdeckt die Anschlussdose jetzt keine Zellen mehr auf der Rückseite. Stattdessen ist sie in der neuen Bauweise sehr schmal und befindet sich nun unterhalb des Rahmens. Das Modul wird im Spätsommer 2017 lieferbar sein.
Sie haben das neue Neon R ausgerollt. Was hat es damit auf sich?
Das R steht für Rückseitenelektroden. Dieses Modul hat auf der Frontseite keine Elektroden mehr, weil dadurch die Verschattungsverluste sinken. Mit dem Neon R erreichen wir jetzt schon 365 Watt auf der Modulvorderseite.
Wie sieht es bei den anderen Modulen aus?
Unsere normalen und die bifazialen Module sind aufgrund der hohen Marktnachfrage ausverkauft. Dafür haben wir drei neue Neon-Linien an unserem südkoreanischen Standort Gumi aufgebaut, zuzüglich einer Linie für die Baureihe Neon R. Dadurch ist die Kapazität von LG Electronics mittlerweile auf insgesamt rund zwei Gigawatt gestiegen.
Wie viele Module haben Sie 2016 in Europa verkauft? Wie viel erwarten Sie 2017?
Im vergangenen Jahr haben wir Module in einem dreistelligen Megawatt-Bereich verkauft. In diesem Jahr werden es wohl mindestens 50 Prozent mehr sein, wenn wir den Absatz nicht sogar verdoppeln.
Wie hoch ist der Anteil des deutschen Markts am Umsatz in Europa?
Das teilt sich bei uns etwa zur Hälfte auf. Rund 50 Prozent erzielen wir in Deutschland, 50 Prozent im europäischen Ausland. Mit dieser Verteilung fühlen wir uns ganz wohl.
Welche Märkte sind für LG Electronics derzeit besonders interessant?
In Europa sind es vor allem Deutschland gefolgt von Benelux, Frankreich, Italien, der Schweiz und Österreich. Sogar der Markt in Großbritannien hat sich gefangen – die Leute bestellen wieder mehr.
Wie ist der Markteintritt Ihres Speichersystems gelungen?
Den Speicher bieten wir seit Jahresbeginn an. Ursprünglich hatten wir 600 Stück für den Verkauf eingeplant. Am Jahresende wird es vermutlich ein Vielfaches mehr werden. Die Batterie leistet 6,4 Kilowattstunden, der Wechselrichter kann bis zu fünf Kilowatt leisten. Zum Ende des Jahres werden wir eine doppelt so große Variante mit 12,8 Kilowattstunden auf den Markt bringen. Und 2018 rollen wir dann ein Energiemanagementsystem aus.
Das Interview führte Heiko Schwarzburger.
Bleiben Sie immer aktuell – mit unserem Newsletter.
In der nächsten Ausgabe der Fachzeitschrift photovoltaik, die am 3. August 2017 erscheint, lesen Sie außerdem sopannende Berichte über viele weitere Neuheiten – bei Solarmodulen, Montagesystemen, Heimspeichern und Gewerbespeichern. Abonnenten können alle Artikel nach Erscheinen online lesen – im Abobereich unserer Webseite.