Aiko ist bislang als Modulhersteller weitgehend unbekannt. Warum?
Bernhard Weber: Aiko wurde 2009 gegründet und war bis vor kurzem vorrangig als Hersteller von Solarzellen bekannt. Wir haben Perc-Zellen hergestellt, aber noch keine Module. Wir haben an vielen kleinen Anpassungen gearbeitet, um die Leistung und das Aussehen der Zellen zu verbessern. Im Jahr 2020 haben wir ein Forschungszentrum in Freiburg im Breisgau gegründet, um neue Technologien zu entwickeln.
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Die Zeit von Perc läuft ab. Welche Technologien sind bei kristallinen Solarzellen besonders aussichtsreich?
Bei Aiko haben wir im Jahr 2021 die ABC-Zelle entwickelt. ABC steht für All Back Contact. Diese Zelle erreicht einen Wirkungsgrad von 26,6 Prozent. Da die Vorderseite keine Kontaktfinger benötigt, ist sie komplett schwarz. Die Optik ist sehr attraktiv und wir gewinnen zwei bis sechs Prozent Aperturfläche. Darüber hinaus sind die Degradation und der Temperaturkoeffizient sehr gering. Dies wirkt sich auch bei Schwachlicht gewinnbringend aus.
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Longi setzt im Himo X6 auch auf Zellen mit Rückseitenkontaktierung. Worin besteht der Unterschied?
Wir verwenden N-Typ-Zellen und setzen verschiedene Methoden zur Dotierung und Passivierung ein. Aiko verfügt über mehr als 1.000 Patente in der Zelltechnologie. Das stellt einen großen Erfahrungsschatz dar.
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Wie wirkt sich die Kontaktierung auf die Rückseite aus?
Dort haben wir breitere Busbars und Kontaktfinger, um Verluste durch den elektrischen Innenwiderstand zu verringern. Die Metallisierung erfolgt silberfrei. Derzeit arbeiten wir daran, auch die Modulanschlüsse ohne Silber zu fertigen.
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Welchen Wirkungsgrad erreichen Sie in Ihren Solarmodulen?
Über 24 Prozent. Wir bieten das 72-zellige Modul Comet für gewerbliche Kunden und Module der Neostar-Serie mit 54 Zellen für private Nutzer an. Die Zellen werden als Halbzellen verschaltet. Wir bieten sie als Glas-Folie-Module oder Glas-Glas an. Ab 2024 wollen wir das Modul mit 144 Halbzellen auch als bifaziales Modul anbieten.
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Welche Leistungen erreichen die Module mit den ABC-Zellen?
In Deutschland vertreiben wir die schwarze Version für Privatkunden als Glas-Folien-Modul mit bis zu 450 Watt. Mit Glas-Glas sind es immer noch 445 Watt. Mit 1,72 mal 1,13 Metern ist dieses Modul noch unter zwei Quadratmetern. Bald werden wir 500 Watt erreichen. Das größere kommerzielle Modul bietet zwischen 600 und 620 Watt. Auf Glas-Folie-Module geben wir eine Produktgarantie von 15 Jahren, auf Glas-Glas-Module bis zu 25 Jahren. Die Leistungsgarantie gilt für beide Modultypen für 30 Jahre.
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Produzieren Sie die Module selbst?
Im Jahr 2023 haben wir unsere eigene Modulfabrik eröffnet. Die Module wurden im Mai 2023 in Shanghai vorgestellt. Im Juni waren wir zum ersten Mal in München auf der Intersolar. Unsere Zellfabriken werden ab 2024 bis zu 25 Gigawatt produzieren. Auf die gleiche Größe können wir unsere Modullinien ausbauen.
Wie geht die Reise bei Ihnen weiter?
Wir haben unlängst den Prototyp eines Leichtbaumoduls vorgestellt. Anstelle des Frontglases wird ein beständiger Kunststoff verwendet. Auf der Rückseite verfügt dieses Modul über Standardfolien. Es wird gerahmt angeboten und ist besonders für leichte Industriedächer geeignet. Ebenso haben wir vor kurzem ein bifaziales Modul namens Stellar für Freiflächenanwendungen auf den Markt gebracht. Es hat eine schmalere Metallisierung und bietet bis zu 70 Prozent Bifazialität. Dieses Projektmodul hat eine Leistung von bis zu 640 Watt. Wir nehmen bereits Bestellungen dafür an. (HS)
Bernhard Weber war zunächst bei Sony und Cisco in Vertrieb und Marketing tätig, bevor er bei Sunpower Corporation als europäischer Marketingmanager für das Partner Programm verantwortlich war. Ab 2013 arbeitete er in leitender Funktion für Tyco Integrated Fire & Security und Johnson Controls im Marketing. Zuletzt war er bei Vaillant im Produktsegment und wechselte im März 2023 zu Aiko Energy Germany, wo er als Director Channel Marketing Europe für den Aufbau des europäischen Marketings zuständig ist.
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