Hocheffiziente Solarmodule in Shingle-Technik, bleifreie Module und sehr effiziente Wechselrichter für Solarparks standen in diesem Jahr auf dem Treppchen des Intersolar Awards. Er wurde Mitte Mai zur Messe in München vergeben.
Gamesa Electric: Proteus PV4700
Der Zentralwechselrichter vereint hohen Wirkungsgrad mit besonders hoher Leistungsdichte. Sein hybrides Kühlsystem besteht aus einem Flüssigkeitskreislauf für beanspruchte Komponenten und Luftkühlung. Es sorgt dafür, dass der Wechselrichter bei hohen Außentemperaturen ohne Leistungsabregelung arbeitet.
Zudem weist der Zentralwechselrichter nur geringe Oberschwingungsanteile in seinem Ausgangsstrom auf und kann bestimmte harmonische Oberschwingungen sogar aktiv unterdrücken, was ihn zum Einsatz an eher schwachen Netzanschlusspunkten befähigt.
M10: Produktionstechnik Surface
Diese Maschine verschaltet Solarzellen mit der sogenannten Schindelmethode (Shingle). In sechs Streifen geschnittene Solarzellen werden dabei präzise mit einer sehr geringen Überlappung von ein bis 1,2 Millimeter mittels eines leitfähigen Klebstoffes miteinander verbunden.
Die Surface-Anlage kann zudem die Solarzellen in einem Backsteinmuster positionieren. Das Ergebnis ist die sogenannte Shingle-Matrix, die eine leichte Krümmung sowie verschattungstolerante Module ermöglicht. In Kombination mit einer Einfärbung ergeben sich Gestaltungsmöglichkeiten für Gebäude und Fahrzeuge.
Diese Innovation wird bei Solarmodulen der nächsten Generation wirksam, bei denen die Aperturfläche und die Zellen noch besser ausgenutzt werden.
REC Solar: Solarmodule Alpha Pure
Beim diesjährigen Award wurde das Modul Alpha Pure ausgezeichnet, weil es besonders nachhaltig ist: Die Baureihe bietet das erste massenhaft produzierte bleifreie Solarmodul mit kristallinen Siliziumzellen, das die EU-Richtlinie RoHS zur „Beschränkung der Verwendung bestimmter gefährlicher Stoffe in Elektro- und Elektronikgeräten“ erfüllt. Alpha Pure bietet bis zu 410 Watt Leistung bei einer Größe von 1,85 Quadratmetern, was einem Wirkungsgrad von 22,2 Prozent entspricht. Erreicht wird dies durch die Kombination der bewährten Heterojunction-Solarzellen mit drahtbasierter Verbindungtechnologie ohne Abstände zwischen den einzelnen Solarzellen.
Die Awards der Smarter E Europe
Die Gewinner des diesjährigen Awards der Smarter E wurden im Mai zur Messe gleichfalls gekürt. In der Kategorie „Outstanding Projects“ wurden ausgezeichnet: ein Speicherkraftwerk von Fluence in Litauen, ein solares Bewässerungssystem aus Bangladesch und ein pfiffiger Gewerbespeicher von Fenecon. In der Kategorie „Smart Renewable Energy“ stellte die Jury diese Ideen heraus: Wattpilot von Fronius, Fluence IQ und DA/RE von Transnet BW.
Intelligente Bewässerung Sirris
Sirris versorgt in Bangladesch sensorgesteuerte Pumpen mit Solarstrom und regelt die automatische Wasserverteilung auf den Feldern. Das spart zum einen Diesel, zum anderen wird nur so lange bewässert, bis die notwendige Feuchtigkeit erreicht ist. Der Wasserverbrauch wird dabei um mindestens 50 Prozent reduziert.
Neben der Fernüberwachung und Fernsteuerung ist speziell das Abrechnungssystem hervorzuheben. Es erlaubt Betreibermodelle, die einen langfristigen eigenwirtschaftlichen Betrieb sicherstellen. Sirris hat somit wirtschaftliche, ökologische und soziologische Vorteile. Die optimierte Bewässerung berücksichtigt sowohl die unterschiedlichen Pflanzenarten als auch den pH-Wert des Bodens. Der zeitliche Verlauf des Solarertrages passt zum Bewässerungsbedarf der Felder, die mittags am stärksten unter der Hitze und Trockenheit leiden.
Gewerbespeicher mit Ersatzbatterien
Das stationäre Speichersystem von Fenecon in Werdohl besteht sowohl aus noch unverbauten Autobatterien (Zero Use) als auch aus Batterien, die bereits in Renault Zoes im Einsatz waren (Second Use). Das Speichersystem ist in Containern installiert und wird als Speicher für Primärregelleistung im Sinne der Netzstabilisierung eingesetzt.
Künftig sollen Dienstleistungen zum Energiemanagement für Industriekunden und Energieversorger angeboten werden. In einer Containereinheit werden 72 Zoe-Batterien mit je 40 Kilowattstunden zu einem Speicher mit einer Kapazität von 2,88 Megawattstunden zusammengeschlossen. Die Batterien werden stabil und schonend betrieben.
Großspeicher in Vilnius stützt das Netz
Das ambitionierte Projekt der Firma Fluence und ihrer Partner setzt einen großen Batteriespeicher im Übertragungsnetz ein. Dieser Netzbooster zeigt ein extrem schnelles Ansprechverhalten von 87 Millisekunden und einen vollständigen Wechsel von der Ladung zur Erzeugung in 70 Millisekunden. Seit Ende 2021 befindet es sich im Probebetrieb.
Derartige Netzbooster erlauben die bessere Auslastung bestehender Leitungen durch zeitversetzte Leistungsübertragung. Zudem verringern sie den Netzausbau, wenn sie an strategischen Netzknoten zum Einsatz kommen. Für Litauen bedeutet eine solche Ertüchtigung des Netzes mehr Energieunabhängigkeit sowie eine höhere Dekarbonisierung durch eine vermehrte Integration erneuerbarer Energie in das Stromnetz.
Softwareplattform Fluence IQ
Für die Betreiber von Erneuerbare-Energien-Anlagen und Energiespeichern generiert diese Lösung automatisierte Gebote für die Stromlieferung und Netzdienstleistungen. Die Software nutzt künstliche Intelligenz, um anhand diverser Prognoseparameter wie Wetter, Nachfrage und Angebot über einen 24-Stunden-Zeithorizont den optimalen Preis zu ermitteln, zu dem der Anlagenbetreiber seine Dienste auf Gebotsplattformen einstellen kann. Mit der Software optimieren die Betreiber den finanziellen Ertrag ihres Portfolios.
Wattpilot von Fronius
Der Wattpilot ist eine AC-Ladelösung für das Laden aus eigener Stromerzeugung zu flexiblen Strompreisen. Mit seiner automatischen 1/3-Phasenumschaltung bietet der Wattpilot eine technische Finesse zur optimierten Ladung eines Elektrofahrzeugs über das gesamte Leistungsband von 1,38 bis 22 Kilowatt.
Schwankende Überschüsse aus eigener Erzeugung sind optimal nutzbar. In den Ladeschlaf verfallene Fahrzeuge werden automatisiert aufgeweckt. Neben der Nutzung eigenerzeugter Energie ist durch die integrierte Anbindung an einen Stromanbieter mit flexiblen Strompreisen (aktuell in Deutschland und Österreich verfügbar) eine kostenoptimierte Ladung in günstigen Preisphasen möglich.
Initiative Datenaustausch/Redispatch
Die Initiative Datenaustausch/Redispatch (DA/RE) des Übertragungsnetzbetreibers Transnet BW steht deutschlandweit den Netzbetreibern für aktives Einspeisemanagement zur Verfügung. Auf einer digitalen Plattform werden Maßnahmen zur Netzstabilisierung und Engpassbeseitigung durch dezentrale Flexibilität über alle Netzebenen hinweg koordiniert.
Mithilfe der DA/RE-Plattform können alle Akteure den Redispatch 2.0 erfüllen. Anhand der automatisierten Engpassprognose wird die Abstimmung zwischen den Beteiligten effizienter und dient letztendlich einer sichereren und kostengünstigen Bewirtschaftung der Stromnetze. DA/RE meldet jedem Netzbetreiber in regelmäßigen Abständen die Fahrpläne und Redispatch-Potenziale der jeweiligen Nabeg-Anlagen (Netzausbaubeschleunigungsgesetz) im eigenen Netz.
Alle Finalisten und Gewinner finden Sie hier: