Reiling hat 2023 mit dem Recycling von Altmodulen im industriellen Maßstab begonnen. Warum?
Tom Reiling: Wir haben begonnen, weil es bislang kein anderer macht, von einigen Start-Ups abgesehen. In wirklich großem Maßstab sind wir bislang allein. Wir finden das Thema sehr interessant und sind damit schon seit Jahren konfrontiert. Deshalb haben wir entschieden, das zu machen und das Kompetenzzentrum in Münster zu etablieren.
Malte Fislake: Bisher gab es nur kleine Pilotanlagen. Reiling hat eine eigene Anlage aufgebaut, die bis zu 50.000 Tonnen im Jahr verwerten kann.
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Wie viele Tonnen haben Sie bereits in der Anlage in Münster verwertet?
Tom Reiling: 2023 waren es etwa 8.000 Tonnen. Damals haben wir die Altmodule auch an unseren Standorten in Torgau oder Osterweddingen verwertet. Seit diesem Jahr konzentrieren wir das Recycling hier in Münster. Bis Jahresende könnten wir zwischen 10.000 und 12.000 Tonnen erreichen.
Malte Fislake: Als wir 2023 in Münster begannen, sind wir im Zwei-Schicht-Betrieb gestartet. Im Oktober 2024 haben wir aufgrund einer Anlieferspitze kurzzeitig in drei Schichten gearbeitet, mit einem Dutzend Mitarbeiter. Ich gehe davon aus, dass die Mengen in den nächsten Jahren deutlich ansteigen.
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Bisher setzen Sie auf mechanische Trennung?
Malte Fislake: Die Altmodule gehen in den Shredder, um die enthaltenen Materialien freizulegen. Danach kommen sie in einen mehrstufigen Prozess, wo sie weiter aufgeschlossen, gesiebt und sortiert werden. Das machen wir mit verschiedenen Verfahren. Für eine chemische Fabrik haben wir in Münster bislang keine Betriebserlaubnis.
Tom Reiling: Die Solarmodule kommen derzeit vor allem aus Bayern, Ostdeutschland und Italien. Um die Transportwege und damit die Kosten zu reduzieren, wollen wir die mechanische Verwertung auf unsere anderen Standorte ausweiten. Chemische Prozesse befinden sich derzeit noch in der Entwicklung, das ist noch nicht massentauglich.
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Gewinnen Sie auch das Silizium zurück?
Malte Fislake: Gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für kristalline Photovoltaik (CSP) in Halle haben wir einen Prozess entwickelt, um das Silizium möglichst fein zu gewinnen. Diesen haben wir im Mai 2024 im industriellen Maßstab umgesetzt und optimieren den Prozess stetig. Einen neuen Wafer könnte man damit noch nicht herstellen. Aber der Energiebedarf bei der Schmelze von neuem Silizium lässt sich deutlich drücken. Wir sind im Gespräch mit Herstellern von Solarsilizium, um die Verwertung zu verbessern.
Was bringt denn wirklich Geld?
Malte Fislake: Wert bringen vor allem Kupfer, Aluminium und Silber, wenn man es sauber trennen kann. Glas bringt leider wenig ein, zumal die Glasindustrie derzeit schwächelt. Aber ohne qualitativ hochwertiges Glasrecycling wird man ein Problem bekommen. Immerhin macht das Glas rund drei Viertel des Modulgewichts aus, bei Glas-Glas-Modulen sogar noch mehr.
Tom Reiling: Den Prozess des Schredderns, des Sortierens und der Rückgewinnung der verschiedenen Materialien haben wir selbst entwickelt, auch die Maschinen selber gebaut. Das ist ein ausgeklügelter Prozess. Meist wird unterschätzt, welchen Aufwand man betreiben muss, um die Wertstoffe sauber zu sortieren und zu trennen.
Wer bezahlt für die Anlieferung? Welche Kosten entstehen durch das Recycling?
Malte Fislake: Für private Altmodule übernehmen die Hersteller die Kosten, denn sie zahlen an die Stiftung EAR, das Elektro-Altgeräte-Register. Gewerbliche Kunden müssen die Anlieferung selber zahlen. Die Kosten für den Transport richten sich nach Aufwand und Entfernung zum Betriebshof in Münster. Kunden aus Bayern oder dem Osten müssen mehr zahlen als Kunden in unserer Nähe. Pro Solarmodul muss man zudem zwischen 1,50 Euro und zwei Euro für das Recycling rechnen. Das hängt davon ab, um welche Module es sich handelt. (HS, gekürzt)
Das vollständige Interview lesen Sie im Dezemberheft der photovoltaik, das soeben erschienen ist. Hier haben wir ihn für Sie freigestellt, damit Sie ihn online lesen können.
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