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Solarmodule: Gnadenloser Kampf um Preise und Marktanteile

Vor allem bei neuen Topcon-Doppelglasmodulen ab 22 Prozent Wirkungsgrad wurden die Preise im Mai und Juni deutlich nach unten korrigiert. Sie nähern sich dem Mainstream an, bringen den Herstellern also keine Atempause. Der Wettbewerb ist brutal, denn kurzfristig ist schnelleres Wachstum der Märkte nicht erwarten.

PVXchange: Modulpreise rauschen weiter abwärts 

Zu schnell gewachsen

Der Grund: Die großen chinesischen Anbieter haben in den vergangenen beiden Jahren ihre Werke auf 500 Gigawatt aufgeblasen. Im vergangenen Jahr nahm der Heimatmarkt im Reich der Mitte nur rund 280 Gigawatt ab. In diesem Jahr könnten es 340 Gigawatt werden. Weil die Amerikaner mit Strafzöllen auf das Preisdumping reagiert haben, bleibt als Absatzmarkt nur Europa übrig.

Leon Zhang von Longi: „Wir machen fast ein Viertel unseres Umsatzes in Europa“ 

Solarmodule werden deshalb in Europa für unter zwölf Eurocent angeboten. Die Kosten zur Herstellung liegen in China bei 13 bis 14 Cent. Davon muss man noch die Kosten für den Transport auf See, für Zoll und Lagerung in Rotterdam sowie die Distribution per Lkw innerhalb Europas abziehen.

Christian Peter von Aiko: Mehr als ein Kilowatt mit nur zwei Modulen (Video)

Chinesische Banken üben Vorsicht

Anders als bei der ersten Krise vor zwölf Jahren wird Peking dieses Mal nicht die Schatulle öffnen, um die Herstellern mit Krediten zu päppeln. 2011 und 2012 waren geschätzt rund 20 Milliarden US-Dollar an die Modulfabrikanten geflossen, die nach dem Zusammenbruch der Einspeisevergütung in Deutschland vor der Pleite standen. Damals nahm der chinesische Heimatmarkt längst nicht genug Ware ab, um die Defizite im Export auszugleichen.

Conny Axel Hulverscheidt von Solar Solutions: Starke Marken für starke Installateure (Video) 

In München wurde kolportiert, dass chinesische Banken angewiesen wurden, keine faulen Kredite mehr auszureichen. Die Wirtschaft im Reich der Mitte befindet sich im Sinkflug. In Peking liegen die Nerven blank. Die Pleite des Immobilienkonzerns Evergrande hat eine nationale Krise ausgelöst, denn Millionen Chinesen wurden geprellt und stehen nun ohne Wohnraum da.

Thomas Bartsch von IBC Solar: Komplettsysteme aus einer Hand

Keine Preiswende durch neue Zellen

Zurück zum Modulgeschäft: Die Hoffnungen, dass leistungsstärkere Module mit neuen Zelltechnologien die Trendwende schaffen, erfüllten sich bislang nicht. Ausreißer nach oben gab es nur bei einigen Solarmodulen mit Backkontakt- oder Tandem-Technologie. Offenbar ist die Produktion für N-Typ-Topcon-Zellen und solche Module in China mittlerweile hochgefahren.

Roman Giehl von Jinko Solar: Fortschritt durch nachhaltige Transformation (Video) 

Nach wie existieren größere Lagerbestände mit bereits 2023 oder früher produzierten Modulen bei den Händlern und den Installateuren. Sofern diese Module die für Dachanlagen in Deutschland gebräuchliche Fläche von zwei Quadratmetern haben, verkaufen sie sich aufgrund der geringen Leistung zunehmend schlechter.

Bauherren möchten in Neuanlagen üblicherweise möglichst hohe Leistung und die neueste Technologie. Das erschwert den Abbau der Lagerbestände – und fordert die Großhändler heraus.

Ulfert Rühle von Sunman: Neue Leichtbaumodule mit Halbzellen (Video) 

Altbestände werden verramscht

Der Bestand an Altmodulen, der zu deutlich höheren Preisen eingekauft wurde, muss weiter abgewertet werden. Dies ist jedoch nicht allen Akteuren möglich, wodurch im Markt sehr unterschiedliche Preise für Module mit Perc-Zellen existieren. Insgesamt schrumpft dadurch der Preisunterschied zwischen den Kategorien zunehmend.

Eine Chance haben nur diejenigen Modulhersteller, die sich mit ihren Produkten gegen die Flut der Massenware absetzen können. Und: Es ist längst nicht ausgemacht, dass schiere Größe den ökonomischen Erfolg – das Überleben im brutalen Modulmarkt – tatsächlich sichert.

Matthias Klopstein von AE Solar: Module mit höherem Ertrag und weniger Risiken (Video) 

Auch wenn die Situation im Augenblick chaotisch ist, dürften sich für europäische Hersteller – zumindest langfristig betrachtet - einige Vorteile ergeben: Geringere Transportkosten und damit verbundene Emissionen, Nähe zu den Kunden, umfangreicher Service für die Installationspartner. (HS, gekürzt)

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