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Geschäftsmodelle

„Der Kunde kann mieten“

Solarspeicher sind in aller Munde: Was unterscheidet gewerbliche Systeme von Heimspeichern?

Franz-Josef Feilmeier: Während moderne Heimspeicher meist DC-gekoppelt sind, sind Gewerbespeicher AC-gekoppelt. Die Anwendungen sind vielfältiger und unabhängiger von Photovoltaikanlagen. So zählt bei Gewerbespeichern häufig die verfügbare Leistung in Be- und Entladung, um hochprofitable Anwendungen wie Lastspitzenkappung oder die Vermeidung von Netzausbaumaßnahmen zu betreiben. Die Erfahrung zeigt, dass sich das Leben eines Gewerbespeichers auch viel dynamischer darstellt: Viele Systeme wachsen im Laufe der Zeit in Leistung und Kapazität. Sie entwickeln sich im Einsatz in den genutzten Anwendungen ständig weiter. Die Marktnähe des Herstellers und offene Energiemanagementlösungen sind wichtige Erfolgsfaktoren für Gewerbespeicher.

Welche Anforderungen kommen durch die E-Mobilität?

Da entsteht tatsächlich ein sehr großes Marktvolumen für Gewerbe- und Industriespeicher. Zum einen entstehen derzeit viele Schnelllader. Je schneller geladen wird, desto kürzer sind die Ladevorgänge. Anstatt für diese Spitzen das Netz auszubauen, sind Industriespeicher mit hoher Entladeleistung und hoher C-Rate, also einer dazu relativ kleinen Batterie, häufig die günstigere Lösung. Daneben wird gerade allen Unternehmern klar, dass sich ihre Parkplätze in den nächsten Jahren zu Ladeparks entwickeln. Im ersten Schritt meist nur mit wenigen Ladepunkten, dann aber absehbar alle paar Jahre weitere Ausbaustufen mit weiteren AC-Ladern und in der Regel ein paar mittelschnellen DC-Ladern dazu. Man könnte nun jede Ausbaustufe mit einem entsprechenden außer- und innerbetrieblichen Netzausbau durchführen – und damit viel Geld in Kabel, Trafos und Baumaßnahmen investieren.

Was wäre die Alternative?

Man belässt die Leitung auf dem Parkplatz bei einer vernünftigen Größe und federt die Leistungsspitzen mit einem Gewerbespeicher ab, der mit den Ausbaustufen schrittweise mitwachsen kann. Wichtig dabei ist, das Speicher- und Ladepunktmanagement in einem Energiemanagement zu vereinen, um eine ganzheitlich optimierte Lösung zu schaffen. Die sehr hohen Förderquoten verschiedener Programme zur schnellen Errichtung von Ladeinfrastruktur greifen dabei auch für die Speicher und machen dieses Segment besonders attraktiv.

Viele Gewerbekunden zögern wegen der Kosten: Wie hoch ist der Preisdruck für die Anbieter?

Tatsächlich haben viele Gewerbekunden in Zeiten von niedrigen und stabilen Strompreisen, einer hohen EEG-Umlage und der Unsicherheit durch Corona lange gezögert. Seit wenigen Monaten boomt der Markt aber geradezu und etablierte Hersteller sind bereits auf Monate hinaus ausverkauft. Wie in allen Bereichen steigen auch hier die Preise und auf absehbare Zeit sind auch erst mal keine Preissenkungen in Sicht. Das wiederum erhöht aber auch die Wertbeständigkeit der Systeme und ermöglicht günstige Finanzierungs- oder Mietmodelle.

Muss man die Speicher unbedingt kaufen oder gibt es andere Wege der Finanzierung?

Mit aktuellen Förderquoten bei Ladeparks von 60 bis 80 Prozent werden die Speicher natürlich gekauft. Wo keine Förderungen verfügbar sind und sich ein Businesscase vielleicht nur für wenige Monate oder Jahre überblicken lässt, beispielsweise in der industriellen Lastspitzenkappung oder Sonderanwendungen zur Reduzierung der Netzentgelte, haben wir einen Marktbedarf nach alternativen Lösungen erkannt.

Wie sieht eine solche alternative Lösung aus?

Wir bieten neben den klassischen Finanzierungslösungen wie Leasing oder Mietkauf über die eigens dafür gegründete Tochtergesellschaft Fenecon Rental Storage (Feresto) mittlerweile unsere Industriespeicher zur flexiblen Miete an. Damit werden die Hürden zur Nutzung oder zum Ausprobieren von Speichern gesenkt. Man bezahlt nur für die Wochen, Monate oder wenigen Jahre der Nutzung, ohne sich über Finanzierung, Abschreibung oder Entsorgung von Speichersystemen Gedanken machen zu müssen. Sollte sich der Speicherbedarf ändern, mietet man einfach ein dann passendes System. Im Segment der Mietspeicher setzen wir auch sogenannte Second-Life-Batterien ein, also gebrauchte Elektrofahrzeugbatterien, mit denen sich die Mietraten weiter reduzieren lassen.

Haben Sie erste Erfahrungen mit der Vermietung von Gewerbespeichern?

Ja, wir sind Anfang des Jahres gestartet und haben bereits ein sehr erfolgreiches und vielversprechendes erstes Jahr hinter uns. Ein Industriebetrieb in Regensburg hätte beispielsweise wegen neuer Produktionsanlagen und hohen Bedarfs durch Klimaanlagen seine Netzanschlussleistung erhöhen müssen und hätte damit neue Lastspitzen erreicht. Stattdessen hat er sich einfach für vier Sommermonate unseren kompakten Plug-and-play-Containerspeicher mit 700 Kilowatt gemietet und neben dem Trafo aufgestellt.

Mit welchem Ergebnis?

Die Spitzen wurden erfolgreich gekappt. Es war weder ein Eingriff in die Produktion noch der aufwendige Ausbau des Netzes inklusive Baukostenzuschuss notwendig. Anschließend ging der mobile Speicher kurz zu uns ins Werk zu einem Qualitätscheck zurück, bevor er bald zum nächsten Industriebetrieb geht, dann in eine winterlastige Anwendung wiederum zur Lastspitzenkappung. So schaffen wir es, mit einem Speicher an zwei Standorten den Netzausbau zu vermeiden und teure Lastspitzen zu reduzieren. Das ist nicht nur ökonomisch, sondern auch ökologisch ein echter Gewinn.

Die Fragen stellte Heiko Schwarzburger.

CEO Talk 2021

Im Video: Franz-Josef Feilmeier über Gewerbespeicher

Gewerbespeicher: Viele Kunden wollen möglichst viele Funktionen, viel Leistung, aber möglichst wenig zahlen. Wie das zusammenpasst, erklärt Franz-Josef Feilmeier, CEO von Fenecon, in unserem aktuellen Video. Zum Restart der Fachmesse The smarter E Europe in München gab er einen Ausblick auf das Speichergeschäft für Gewerbekunden.

Was unterscheidet gewerbliche Systeme von Heimspeichern? Welche Anforderungen kommen durch die E-Mobilität? Viele Gewerbekunden zögern wegen der Kosten: Wie hoch ist der Preisdruck? Muss man die Speicher unbedingt kaufen oder gibt es andere Wege der Finanzierung?

Foto: Vorsatz Media