Uwe Vinke ist ein Mann des Nordens, sprichwörtlich, denn er lebt in Norden in Ostfriesland. Seit mehr als zwei Jahrzehnten nutzt er die Energie der Sonne – obwohl er so weit oben im Norden wohnt. „Es gibt einen Energieträger, der uns täglich kostenlos begleitet: die Sonne“, sagt er. „Ihre Kraft wird von uns Menschen viel zu wenig genutzt.“
Heute ist Vinke 65 Jahre alt, heute blickt er zwei Jahrzehnte zurück: „Man musste verrückt sein, wenn man vor 20 Jahren in regenerative Energien investiert hat.“
Damit beschreibt er sich selbst, seinen frühen Einstieg in die Solarenergie, der nicht von Rendite, sondern vom Umweltschutz motiviert war: „Manche Aspekte zum Vorteil der Umwelt und des Planeten lassen sich nicht betriebswirtschaftlich rechnen“, sagt er rückblickend und es klingt zugleich wie eine Prophezeiung. „Man sollte nicht nur reden, sondern selbst handeln.“
Zuerst Warmdach und Dämmung
Schon vor einem Vierteljahrhundert begann Vinke, damals als Redakteur tätig, über Energie nachzudenken. Und zu handeln: Zwischen 1995 und 1998 baute er sein Elternhaus aus den 1920er-Jahren mit Warmdach, Außenwandisolierung (kein Styropor, keine Hohlwanddämmung) und Wärmeschutzfenstern zum Niedrigenergiehaus um.
Ein typisches Wohnhaus im ostwestfälischen Friedewalde, ganz im regionalen Stil gehalten. Seinerzeit erntete er dafür nur Kopfschütteln: „Die Leute im Dorf haben mich belächelt“, erinnert er sich. „Und sie haben nur nach den Kosten gefragt.“
Solarthermie rein, Ölheizung raus
Zwei Jahre später hat er seine Ölheizung durch eine Erdgasheizung mit Solarthermie ersetzt: „Ich musste lange nach einer Anlage mit der bestmöglichen Sonnennutzung suchen.“ Er fand eine Anlage von Solvis mit 1.000-Liter-Pufferspeicher, Gasbrennwertheizung, eingebautem Solarwärmetauscher für 60 Vakuumröhren und einer Warmwasserstation mit Wärmetauscher. „Mit dieser neuen Anlage sanken die Energiekosten für Warmwasser und Heizung um 60 Prozent“, erzählt Uwe Vinke nicht ohne Stolz.
Denn die Dämmung des Gebäudes hatte bereits die Heizkosten um mehr als 50 Prozent reduziert. „Mit dem solar unterstützten Heizsystem steuert die Sonne rund 30 Prozent der Jahresenergie bei. Alle Investitionen haben sich nicht nur für Umwelt- und Klimaschutz, sondern auch wirtschaftlich gelohnt, weil die Energiepreise jedes Jahr angestiegen sind.“
2000: die erste Photovoltaikanlage
Als im Jahr 2000 das 100.000-Dächer-Programm startete, war Uwe Vinke einer der Ersten, der sich eine Photovoltaikanlage aufs Dach schrauben ließ – sage und schreibe 2,4 Kilowatt, aus 20 Solarmodulen von Kyocera mit je 120 Watt.
Damals waren das Spitzenmodule, heute lächeln die Anlagenplaner darüber. Eine moderne Photovoltaikanlage liefert mit 20 Modulen zwischen sieben und acht Kilowatt – fast zum gleichen Preis.
„Damals habe ich umgerechnet 5.200 Euro pro Kilowatt bezahlt“, rechnet Vinke vor. Der stolze Preis hielt ihn nicht ab, vier Jahre später eine zweite Photovoltaikanlage – gleichfalls 2,4 Kilowatt – auf dasselbe Dach zu setzen. Dieses Mal wurden 20 Module von Photovoltech installiert.
Wieder lachten die Nachbarn über den „Solarverrückten“. Doch wer zuletzt lacht, lacht am besten! In den Folgejahren hat auch die Nachbarschaft verstanden, dass Sonnenstrom bares Geld wert ist. „Dann haben plötzlich immer mehr Menschen im Dorf auf ihren Häusern Photovoltaik installieren lassen“, erinnert sich der Solarpionier. „Sie haben aber nicht eingeplant, dass die Einspeisevergütung nach 20 Jahren endet.“ An diesem Punkt ist der 65-Jährige bereits angekommen – und denkt weiter.
Für seine erste Anlage in Friedewalde erhält Uwe Vinke seit Januar 2021 nur noch etwa zwei Cent je eingespeiste Kilowattstunde. Das stört ihn nicht, denn die Anlage ist längst bezahlt.
Nach dem Ende der EEG-Förderung
Da sein Elternhaus inzwischen vermietet ist, will er dem Mieter die Solaranlage verpachten – genauso wie die zweite Anlage, die 2005 aus der Vergütung fällt. „Dann baue ich als Eigentümer des Gebäudes einen Stromspeicher dazu, der den Sonnenstrom beider Photovoltaikanlagen aufnehmen kann“, stellt Vinke in Aussicht. „So wird die maximale Nutzung des Sonnenstroms vom eigenen Dach für weitere Jahrzehnte gesichert.“
An seinem neuen Wohnort im ostfriesischen Norden, ganz in der Nähe der Nordsee, hat er im Februar dieses Jahres seine dritte Solaranlage ans Netz gebracht. „Das war für mich Pflicht – trotz Ausrichtung nach Südost und teilverschattetem Dach“, erklärt er. Die optimale Lösung wurde mit der Firma Powertrust realisiert: 7,2 Kilowatt Solarleistung (18 Sunpower Maxeon 3) und Stromspeicher mit acht Kilowattstunden.
Jedes Solarmodul wird über einen Leistungsoptimierer geregelt. Gesteuert wird die Anlage über einen dreiphasigen Hybridwechselrichter. Die Überwachung erfolgt digital per Monitoring.
2021: 98 Prozent Eigenverbrauch
Bereits im Monat der Installation, praktisch mitten im Winter, hat die Anlage bis zu 98 Prozent des Eigenstrombedarfs gedeckt. Der Überschuss wird für 8,04 Cent je Kilowattstunde ins Netz eingespeist. Reine Einspeisung macht heute keinen Sinn mehr.
Für zwei Bewohner ist die Anlage natürlich zu groß. „Aber danach wird sicher einmal eine Familie hier wohnen, dann passt die Solarleistung“, meint Uwe Vinke, der immer seiner Zeit vorausdenkt. „In meiner Lebensspanne rechnet sich diese Investition zwar nicht mehr, aber ich habe etwas für Umwelt und Klimaschutz getan.“