Die ISI-Studie untersucht, wie die heimische Batterieproduktion in Europa ausgebaut und der europäische Kontinent unabhängiger von anderen Teilen der Welt werden kann. Die Modellierung der Studie prognostiziert den zukünftigen Batteriebedarf und die inländische Produktion in Europa. Daraus abgeleitet bewerten die Wissenschaftler Europas Perspektive zur eigenen Versorgung mit Batterien. Die Berechnungen beruhen auf historischen Daten aus der Automobilindustrie und zu batterieelektrischen Fahrzeugen, angekündigten Produktionskapazitäten. Die Ergebnisse gibt es auf der Website von Energy Nature.
Nachfrage nach Batteriezellen steigt bis 2030 stark an
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Nachfrage nach Batteriezellen in Europa bis 2030 wahrscheinlich eine Terawattstunde pro Jahr übersteigen wird. Gleichzeitig werden die heimischen Produktionskapazitäten wohl nicht reichen, so dass Versorgungsengpässe drohen. Obwohl davon auszugehen ist, dass Europa bis 2030 mindestens 50 bis 60 Prozent seines Bedarfs durch die heimische Produktion decken kann, ist das Erreichen des EU-Ziels einer 90-prozentigen Selbstversorgung zwar noch möglich, aber ungewiss, schreiben die Forscher. Rund die Hälfte der in der Studie modellierten Szenarien verfehlt demnach dieses Ziel.
Europa braucht neue Werke für Zellen und Module
Will Europa bei Batteriezellenimporten unabhängiger werden, so zeigt die Analyse, dass der Ausbau der Produktionskapazitäten beschleunigt, Lieferketten aufgebaut und eine starke industriepolitische Strategie umgesetzt werden müssen. Nur so kann die Wettbewerbsfähigkeit und sichere Versorgung mit Batterien gesichert werden. Dazu gehört auch eine Verlässlichkeit mit Blick auf die künftige Marktnachfrage nach batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen durch die Beibehaltung der derzeitig gültigen CO2-Flottengrenzwerte für Pkw und Lkw. Mit dem nun beschlossenen „Industrial Action Plan for the European Automotive Sector“ hat die EU nun Schritte zur Stärkung der EU-Batterieproduktion eingeleitet.
Verlässliche Rahmenbedingungen für die Industrie nötig
Von großer Bedeutung sei demnach die Schaffung gleicher Wettbewerbsbedingungen durch industriepolitische Maßnahmen sowie die Anforderungen an die lokale Wertschöpfung oder Nachhaltigkeit, betont Hauptstudienautor Steffen Link. Dabei müssen handelspolitische Maßnahmen und industriepolitische Unterstützung gut abgewogen werden, um sowohl die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu fördern und Möglichkeiten für globale Kooperation und strategische Allianzen zu schaffen, anstatt Handelskonflikte zu schüren.
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Auch Aspekte wie die politische Förderung und die Widerstandsfähigkeit der Lieferkette müssen mitbetrachtet werden. Die Analyse berücksichtigt allerdings keine disruptiven Marktverschiebungen oder unerwartete technologische Durchbrüche, welche die Produktions- und Nachfrageentwicklung erheblich verändern könnten. (nhp)
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