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Heimspeicher

„Das Wachstum muss nachhaltig sein“

Wie hat sich der Markt für Heimspeicher aus Ihrer Sicht entwickelt?

Aurélie Alemany: Für Endkunden war die Entwicklung sehr positiv. Allein im ersten Quartal 2021 sind wir weiter um mehr als 100 Prozent gewachsen. Im vergangenen Jahr hatten wir schon eine Verdopplung, dieser Trend setzt sich auch 2021 fort. Durch unser großes Netzwerk von inzwischen mehr als 1.000 Fachpartnern konnten und können wir den Markt vorantreiben.

Noch immer steckt die Wirtschaft in der Coronakrise, wie schon 2020. Welche Herausforderungen muss Senec bewältigen?

Zunächst ist die fehlende Nähe zu nennen. Das betrifft unsere Mitarbeiter genauso wie unsere Fachpartner und deren Kunden. Das müssen wir durch neue Formen der Organisation und digitale Medien managen. Und natürlich sind wir von den globalen Lieferketten abhängig. Da kann ein Stau wie am Suezkanal oder die allgegenwärtige Knappheit an elektronischen Komponenten erhebliche Auswirkungen auf die Lieferfähigkeit unserer Zulieferer haben. Rückblickend kann ich sagen, dass wir diese spannenden Aufgaben mit großem Erfolg gemeistert haben.

Der Kampf um akzeptable Lieferzeiten hält die Solarbranche und die Anbieter von Stromspeichern schon anderthalb Jahre in Atem. Was haben Sie daraus gelernt?

Einerseits geraten die Lieferketten durch Corona unter Druck, andererseits wachsen Markt und Nachfrage enorm. Also bauen wir unsere Produktion deutlich aus, um Schritt zu halten. Wir haben zudem verschiedene Maßnahmen umgesetzt, um unsere Lieferkette zu sichern. Das Risiko von Ausfällen müssen wir senken, durch die Auswahl und Diversifizierung der Zulieferer und wann immer möglich durch Ausbau unserer Lagerbestände. Im ersten Quartal 2021 ist uns das super gelungen. Im zweiten Quartal war die Lieferzeit für unsere Speichersysteme etwas länger, aber akzeptabel.

Wie wird die Entwicklung in diesem Jahr weitergehen?

Der Markt für Heimspeicher entwickelt sich weiterhin sehr stark, er wird durch den Wunsch nach Nachhaltigkeit und Unabhängigkeit getrieben, ebenso durch die E-Mobilität. Interessant ist, dass wir vor allem bei unseren Wallboxen alle Hände voll zu tun haben, lieferfähig zu bleiben. Denn durch die stark steigenden Zulassungszahlen für elektrische Fahrzeuge und die attraktive Förderung von E-Fahrzeugen und auch Wallboxen steigt auch bei diesen Produkten die Nachfrage sprunghaft an. Jeder zweite Stromspeicher wird bei den privaten Kunden schon mit Wallbox ausgeliefert und installiert. Das ist für uns eine sehr sportliche Herausforderung.

Wie viele Heimspeichersysteme hat Senec im ersten Quartal 2021 verkauft?

Fast 9.000 Systeme, etwa doppelt so viel wie im ersten Quartal des Vorjahres. Daran erkennen Sie, wie dynamisch der Markt wächst. Mir sind dabei vor allem zwei Indikatoren besonders wichtig: Die Zufriedenheit unserer Kunden, der Fachpartner von Senec. Und die Zufriedenheit unserer Mitarbeiter, die dieses Wachstum unter schwierigen Corona-Bedingungen meistern. Beide Indikatoren müssen stimmen, damit das starke Wachstum nachhaltig ist

Auf der einen Seite die Lieferkette, auf der anderen Seite wachsender Bedarf, qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen: Wie gelingt Ihnen das?

Ich kann Ihnen sagen: Das ist sehr spannend, einer der spannendsten Jobs, die ich je gemacht habe. Wegen des Themas und der Nachhaltigkeit natürlich, aber auch wegen der Veränderungen, die wir gegenwärtig in der Arbeitswelt erleben. Wir haben bei Senec derzeit insgesamt bereits etwa 400 Mitarbeiter. Wir wachsen als Unternehmen ungefähr so schnell wie der Markt.

Meinen Sie, dass Senec als Unternehmen nach dem Lockdown anders aufgestellt sein wird als zuvor?

Genau. Die neuen Mitarbeiter finden eine ganz andere Kultur im Unternehmen vor. Fast alle unsere Mitarbeiter arbeiten im Homeoffice. Wer kann, arbeitet von zu Hause aus. Nur Mitarbeiter, die wir unbedingt in der Fertigung und in der Qualitätskontrolle brauchen, sind präsent. Nach der Coronakrise wird die Arbeit im Homeoffice weiterhin möglich sein. Wir werden ein sogenanntes „hybrides Arbeitsmodell“ einführen. Dadurch gewinnen die Mitarbeiter – aber auch wir als Firma Senec – eine neue Flexibilität. Die digitale Arbeitsweise hilft uns, neue Mitarbeiter zu finden. Sie arbeiten für uns, müssen aber nicht mehr zwangsläufig in Leipzig wohnen. Alle Einstellungsgespräche in diesem Jahr habe ich digital geführt.

Wird es dadurch einfacher, neue Mitarbeiter zu finden?

Ich will den Wettbewerb um die Talente und qualifizierten Leute nicht kleinreden. Aber durch die neue Unternehmenskultur und unseren Erfolg wächst unsere Attraktivität. Wir führen diesen Wandel konsequent durch, stellen jeden Monat mehr als zehn Leute ein und suchen weiter Verstärkung in allen Bereichen.

Woran machen Sie die neue Unternehmenskultur besonders fest?

Am Vertrauen. Wir müssen unseren Mitarbeitern, die im Homeoffice arbeiten, vertrauen. Und sie vertrauen uns als Unternehmen, dass wir die dafür erforderlichen Bedingungen schaffen: mobile Technik oder temporäre Arbeitsplätze für Meetings in der Firma.

Gilt das nur für die deutschsprachigen Märkte?

Nein, überhaupt nicht. Wir sind zwar weiterhin sehr stark in Deutschland, das wird auch in den kommenden Jahren unser Kernmarkt in Europa bleiben. Doch wir sehen zum Beispiel in Italien enormes Wachstum, auch dort haben wir unser Team verdoppelt. Daneben sehen wir eine sehr gute Entwicklung in Australien. Die Nachfrage nach Stromspeichern wächst weltweit.

Stromspeichersysteme unterscheiden sich unter anderem in ihrer Speicherkapazität und in ihrer Ladeleistung beziehungsweise der Leistung zum Entladen. Welche Trends erkennen Sie bei der Funktionalität der Systeme?

Die Kunden verlangen höhere Speicherkapazitäten. Das bringen die Anwendungen für Autarkie mit sich, etwa durch elektrische Wärmenutzung oder E-Mobilität. Das ist eine Entwicklungsaufgabe für uns, daran arbeiten wir. Derzeit haben wir unser Speichersystem Senec V3 im Markt, neben dem V2.1. Wir werden zeitnah ein neues Speichersystem zeigen, das den wachsenden Anforderungen unserer Kunden noch besser gerecht wird. Das wird 2022 kommen.

Welche Funktionalitäten bieten Sie in diesem Jahr darüber hinaus als Innovation an?

Wir versprechen unseren Kunden Unabhängigkeit. Deshalb legen wir den Schwerpunkt zunächst auf solaroptimiertes Laden des E-Autos mit unserer Senec Wallbox. Die Cloud to go wird erweitert, weil unsere Kunden die preisgekrönte EnBW Mobility+ App nutzen können, um unterwegs Solarstrom zu tanken. Auch die Wärmeerzeugung durch Sonnenstrom ist ein wichtiges Thema, um die Autarkie zu erhöhen.

Sind Gewerbekunden für Sie schon ein Thema?

Bisher sind wir überwiegend im Segment der privaten Solarkunden tätig – sehr erfolgreich tätig. Unser Senec V2.1 ist bis 70 Kilowattstunden kaskadierbar, man kann sieben Geräte kombinieren. Einen eigenständigen Gewerbespeicher haben wir vorerst nicht im Portfolio, dazu liegen die beiden Märkte von den Wünschen der Kunden her noch zu weit auseinander. Aber wir beobachten natürlich, dass der Markt für Gewerbespeicher anzieht. Und wir wissen, dass viele unserer Fachpartner auch im Gewerbesegment tätig sind.

Senec bietet seinen Fachpartnern auch Solarmodule an. Wie hat sich dieses Geschäft entwickelt?

Unsere Kunden nehmen dieses Angebot sehr gern an, als Gesamtlösung Senec 360 Grad. Auch unser Modulgeschäft hat sich mehr als verdoppelt. Derzeit bieten wir Solarmodule mit 375 Watt an, speziell für private Kunden. Wir sind auch bei den Solarmodulen voll lieferfähig, das ist derzeit sicher nicht trivial.

Das Gespräch führte Heiko Schwarzburger.

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