Wie schätzen Sie die Marktentwicklung bei großen Speicherbatterien ein?
Michael Hierholzer: Sehr zuversichtlich. Wir erwarten für die nächsten Jahre ein zweistelliges Wachstum. Im Jahr 2023 wird der Gesamtmarkt ungefähr 53 Gigawattstunden installierter Kapazität erreichen.
Welche Märkte sind für Sie besonders interessant, außer Deutschland?
Für uns ist speziell Europa wichtig wie auch der Asien-Pazifik-Raum. Derzeit minus China, denn dort sehen wir das Wettbewerbsfeld zu dynamisch. Und dann natürlich der US-Markt.
Wohin geht die technologische Entwicklung, sowohl bei Zellen als auch bei Systemen?
Wir sehen ganz klar die Lithium-Ionen-Speicher als Schlüsseltechnologie bis zum Ende der Dekade. Bei den Zellen sehen wir einen klaren Shift von NMC zu LFP.
Lithium-Eisenphosphat, warum?
Das ist hauptsächlich der Sicherheit geschuldet, aber auch der Weiterentwicklung bei den LFP-Zellen, was Energiedichte und Kosten betrifft.
Rolls-Royce ist im Speichergeschäft noch nicht so bekannt. Welche Systeme bieten Sie Ihren Kundinnen und Kunden an?
Unsere kleinste Lösung ist das kompakte MTU Energy Pack QS mit Speicherkapazität bis 625 Kilowattstunden. Daneben bieten wir den MTU Energy Pack QL, eine 40-Fuß-Variante für besonders schwierige Bedingungen. Und dann natürlich unsere kompletten Microgrid-Lösungen und stark skalierbaren Lösungen wie unsere MTU Energy Pack QW, mit denen wir bis zur Gigawattstunde vorstoßen.
Also decken Sie größere gewerbliche Anwendungen ebenso ab wie das Utility-Segment?
Ganz genau. Mit zwei Produkten beliefern wir hauptsächlich die Industrie. Mit der Q-Grid-Lösung statten wir Netzbetreiber, die Utilities, aus.
Sind das Netzspeicher oder sind das beispielsweise Speicher zur Elektrifizierung von Firmenflotten? Welche sind die wichtigsten Anwendungen?
Sowohl als auch. Im Industriebereich sehen wir, dass die Kunden sehr viel Wert auf die Reduktion von Energiekosten, von Emissionen legen. Sie wollen unabhängiger werden, teilweise sogar auch mit Energie handeln. Im Utility-Bereich sehen wir den Trend zur Integration von erneuerbaren Energien sowie Dienstleistungen, um das Netz und den Verbrauch zu stabilisieren. Dazu gehört die Regelung von Spannung und Frequenz, beispielsweise.
Große Speicher laufen unabhängig davon, ob ein Solarpark angeschlossen ist oder eine Windkraftanlage. Haben Sie schon Hybridsysteme mit Speichern beliefert?
Da sind wir sehr flexibel. Unsere Kunden kommen aus der Photovoltaik und der Windkraft. Durch unsere Anschlusslösung MTU Energetic können wir alle Kraftwerke problemlos integrieren.
Die Marke Rolls-Royce hat Klang. Was bieten Sie ihren Kunden an, was nur Rolls-Royce kann?
Rolls-Royce steht für Qualität und Exzellenz. Womit Sie bei uns als Kunde wirklich gut bedient sind, ist der One-Stop-Shop für Energielösungen. Egal, was Sie benötigen, wir haben es im Portfolio. Wir begleiten den Kunden von Anfang an, vom Consulting bis zur Simulation und zur schlüsselfertigen Übergabe des Projekts.
Übernehmen Sie auch den Service für den Anlagenbetreiber?
Natürlich bieten wir ein Servicepaket für die Folgejahre, die gesamte Lebensdauer der Anlage. Rolls-Royce hat mehr als 100 Jahre lang bewiesen, dass wir uns mit Großanlagen und Projekten sehr, sehr gut auskennen und ein verlässlicher Partner sind.
Das Gespräch führte Heiko Schwarzburger.
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Michael Hierholzer von Rolls-Royce: Partner für große Speicherprojekte
CEO-Talk: Die Nachfrage nach intelligenten Batteriespeichern für Gewerbe und Industrie steigt stark an. Doch Planung und Installation sind alles andere als einfach. Hier hilft ein verlässlicher Partner! Michael Hierholzer ist Vice President Strategy bei Rolls-Royce Solutions. Im Video erläutert er, was es zu beachten gibt und welche Lösungen sich anbieten.