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Speicherhersteller verschleiern Verluste durch Stand-by

Live vom PV-Symposium: Die Preise für Lithiumspeicher sind in nur zwei Jahren um 40 Prozent gefallen. Solche interessanten Marktdaten liefert die Auswertung des KfW-Förderprogramms durch Forscher aus Aachen. Kaum nachvollziehbar sind dagegen die Energieverluste in den Systemen. Die Forschungsinstitute schlagen Alarm.

Spätestens seit Tesla-Gründer Elon Musk vor einem Jahr einen preisgünstigen Heimspeicher ankündigte, steht die Energiewelt beim Speicherthema Kopf. Erst jetzt sind die Tesla-Speicher lieferbar, aber dem Markt hat die Ankündigung aus den USA bereits Flügel verliehen.

Mit 20.000 Speichern gibt es in Deutschland deutlich mehr solcher Systeme als Elektroautos. Das haben auch die Automobilhersteller erkannt, so bieten Daimler und BMW eigene Batteriesysteme für Heimanwendungen an.

Markt hat sich komplett gedreht

Dabei arbeiten die Stromspeicher laut Dirk Uwe Sauer von der RWTH Aachen noch immer nicht wirtschaftlich, „auch wenn es im Marketing anders dargestellt wird: Photovoltaikanlagen mit Speichern rechnen sich zwar, aber Photovoltaik ohne Speicher ist viel rentabler.“

Wie aktuelle Zahlen aus dem KfW-Speicherprogramm zeigen, hat sich der Markt technologisch komplett gedreht. Waren die ersten geförderten Systeme im Jahr 2013 noch überwiegend Bleibatterien, stieg der Anteil der Lithiumbatterien zuletzt auf 90 Prozent, analysierte Sauer.

Kosten fallen dramatisch

Zu den Kosten sagte er: „Bei den Bleibatterien gab es nur minimale Preissenkungen, während in nur zwei Jahren der Preis pro nutzbarer Kilowattstunde Kapazität bei den Lithiumsystemen von 3.100 auf 1.900 Euro sank – eine Reduktion um 40 Prozent.“

Weitere Informationen über die Erfahrungen aus der KfW-Förderung liefert das mit dem Monitoring beauftragte Institut Sauers, zum Beispiel die Jahresberichte als PDF zum Download.

Auch Speicher verbrauchen Energie

Aus Betreibersicht besonders spannende Zahlen zur praktischen Performance von Speichersystemen lieferten Philipp Rechberger (ASiC Wels), Christian Messner (AIT Wien) und Hauke Loges (TU Braunschweig).

Sie kritisierten nicht nur die mangelnde Transparenz der Speicherhersteller, was die Angaben zu Wirkungsgraden und Effizienz der Geräte betrifft. Sondern sie lieferten auch Messergebnisse aus Feldversuchen (Oberösterreichisches Landesförderprogramm) und Labormessungen von AIT und TU Braunschweig.

Kaum ein Installateur oder Betreiber hat beispielsweise den Eigen- oder Stand-By-Verbrauch der Speichersysteme im Blick. Einzelne Geräte ziehen pausenlos 50 bis 100 Watt aus dem Netz, was im Jahr 500 bis 1.000 Kilowattstunden Strom verbrät.

Hoher Wirkungsgrad ist nicht (allein) entscheidend

Oft wird auch mit einem hohen Speicherwirkungsgrad der Lithiumbatterien geworben. Entscheidender sei aber die Summe aller Verluste im gesamten System, sagten Christian Messner und Hauke Loges. Beide kamen bei Labormessungen auf Systemwirkungsgrade von 60 bis über 90 Prozent. Die weniger effizienten Systeme zeigten meist auch einen hohen Eigenverbrauch.

Einigkeit herrschte darüber, dass sich die Branche bald auf ein einheitliches Effizienzlabel für Speichersysteme einigen sollte. Laut Messner soll bereits zur Intersolar im Juni ein gemeinsamer Entwurf mit VDE und Fraunhofer ISE vorgestellt werden. (Thomas Seltmann)

Eine detaillierte Analyse des Monitoringberichts vom ersten KfW-Förderprogramm der RWTH Aachen lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der photovoltaik.