Mit einem neuen Projekt testet der Energieversorger SWWW Wunsiedel die flexible Speicherung überschüssigen Ökostroms in Wärme. Eine zentrale Steuereinheit organisiert alle Komponenten des Systems. Dazu gehören auch die Heizgeräte in der Wohnung. Ziel ist es, die Erzeugungs- und Lastspitzen abzufedern.
Der kommunale Energieversorger SWW Wunsiedel will mit neuartigen Wärmespeichern die schwankende Stromerzeugung aus Solar- und Windkraftanlagen abfedern. Die Oberfranken haben jetzt mit dem Praxistest in einer Bestandswohnung begonnen.
Immerhin stammen etwa zwei Drittel des Stroms der SWW Wunsiedel aus Windkraft-, Photovoltaik-, Biomasse- und Wasserkraftanlagen. Das sind satte 60 Millionen der 90 Millionen Kilowattstunden, die durch das Netz des Energieversorgers fließen. „Das Gelingen der Energiewende hängt entscheidend davon ab, ob wir es schaffen, Erzeugung und Verbrauch zu synchronisieren“, erklärt Marco Krasser, Geschäftsführer der SWW Wunsiedel. „Das heißt auch, die Investitionen ins Netz mit Hilfe von Lastenverschiebung so wirtschaftlich und effizient wie möglich zu gestalten.“ Mit dem Test wollen die Oberfranken jetzt prüfen, ob eine zeitgleiche Lastenverschiebung möglich ist. „Wir wollen die Wohnungen als aktiven Bestandteil des Netzes nutzen und zu Spitzenzeiten überschüssig produzierten Strom in den Speicherheizungen zwischenlagern, bis er zum Heizen gebraucht wird“, betont Krasser. Das betrifft sowohl Überkapazitäten an sonnigen und windreichen Tagen als auch aufgrund von günstigen Strompreisen an den Energiebörsen.
Flexible Ladung wird möglich
Die entscheidende Komponente wird dabei ein Speicher sein, der mit ansteuerbaren Heizelementen und einer Smart-Grid-Schnittstelle ausgestattet ist. Dadurch wird eine flexible Ladung von Speicherheizungen und Warmwasserspeichern möglich. „Vom Leitstellenrechner der SWW werden über eine gesicherte Cloud Informationen in die Wohnung übermittelt und Steuersignale zu den Elektrogeräten gesendet beziehungsweise Daten aus der Wohnung zurückgesendet“, erläutert Krasser das System. „Erstmals haben wir damit intelligente Speichergeräte, die mit dem Netz über Energieverbrauch und -bedarf kommunizieren können.“
Intelligente Steuerung aller Komponenten
Doch mit der Speicherung des Überschussstroms in Wärme ist das System noch nicht komplett. Denn eine in der Wohnung angebrachte zentrale Steuereinheit, das sogenannte Smart Eco System, organisiert und steuert alle intelligenten und mit Kommunikationstechnik ausgestatteten Geräte in der Wohnung. Dazu gehören auch die Warmwasserspeicher. „Zusammen mit der SWW Wunsiedel können wir die neue Technik in der Praxis testen und so wichtige Erkenntnisse zur Netzstabilisierung mithilfe dezentraler Speicher gewinnen“, kommentiert Edgar Timm, Technischer Leiter von Glen Dimplex Deutschland. Der Wärmepumpenhersteller hat die verwendeten Speicher zum Projekt beigesteuert. „Die Kombination aus Speicherheizung und Smart Eco System kann das Angebot von Energie sowie die Nachfrage danach bestmöglich aufeinander abstimmen“, erklärt Timm. Die Fachleute von Glen Dimplex haben es ausgerechnet: Im Vergleich zu älteren Speicherheizungsanlagen lassen sich die Energiekosten insgesamt um bis zu 45 Prozent senken, wenn der Speicher mit Smart Eco System, lastvariablen Tarifen, Photovoltaik und Gebäudedämmung kombiniert wird. (su)