In den kommenden Jahren werden immer mehr dezentrale Erzeugungsanlagen zu virtuellen Kraftwerken zusammengeschlossen. Auf dem Weg dahin gilt es aber noch einige Hürden zu beseitigen und entsprechende Voraussetzungen zu schaffen.
Die weltweite Leistung von sogenannten virtuellen Kraftwerken wird sich in den kommenden zehn Jahren vervierfachen. Das ist das Ergebnis einer Studie der amerikanischen Marktforscher von Navigant Research in Boulder, Colorado. Insgesamt prognostizieren die Analysten, dass sich die Leistung der virtuellen Kraftwerke von derzeit 4,8 auf 28 Gigawatt im Jahr 2023 erhöhen wird. Der Marktwert wird entsprechend von derzeit 1,1 auf dann 5,3 Milliarden Dollar steigen.
Eigenes Geschäfts- und Versorgungsmodell schaffen
Als virtuelle Kraftwerke wird ein Verbund von dezentralen Erzeugungsanlagen bezeichnet, der über eigens entwickelte Software und Informationstechnologie gesteuert wird. Solche Kraftwerke werden in Zukunft das zentrale Element der Stromversorgung sein, die das Optimum der Netzkapazitäten nutzen und gleichzeitig die Stabilität der Netze aufrecht erhalten. Diese Kombination von Anlagen wird immer wichtiger, je mehr dezentrale Erzeugungsanlagen sich am Netz befinden. „Virtuelle Kraftwerke können dazu beitragen, eine „Energie-Cloud“ als eigenes Geschäfts- und gleichzeitig als Versorgungsmodell zu schaffen, in der jeder, der Strom verkaufen oder kaufen will, dies an einem offenen Markt tun kann“, erklärt Peter Asmus, Analyst bei Navigant Research. „Durch die Kombination einer reichlichen Vielfalt von unabhängigen Erzeugern in einem gemeinsamen Netz und über eine ausgeklügelte Planung und einen durchdachten Fahrplan haben die virtuelle Kraftwerke das Potenzial, die Elektrizität zu bündeln und zu verteilen, so wir wir uns heute das Energiesystem von morgen vorstellen. Um solche Märkte zum Wachstum zu verhelfen, müssen aber noch konkrete Regelungen etabliert werden, die es ermöglichen, dass die Abwicklung auch funktioniert und über das derzeitige Verteilnetz hinaus funktioniert.“
Widerstände gegen das intelligente Netz als Herausforderung
Als zentrales Element auf dem Weg zu einer solchen künftigen Energieversorgung sehen die Analysten von Navigant Research die flächendeckende Installation von intelligenten Stromzählern und anderen Elementen intelligenter Netze. Dazu kommt noch die Steigerung des Anteils erneuerbarer Energien im Netz und Anreize für zusätzliche Märkte. Dazu gehören Regelungen für die Vermarktung von Flexibilitätsoptionen für die Anlagenbetreiber genauso wie flexible Tarife für die Stromkunden. Die Herausforderungen für eine kommerzielle Markteinführung von virtuellen Kraftwerken bleiben noch groß, inklusive des fehlenden Vertrauens in dynamische Preise, die den Kunden in Echtzeit geboten werden, und die Widerstände der Stromkunden gegen das intelligente Netz. Das Endziel eines Marktes für virtuelle Kraftwerke ist es, die dezentrale Stromerzeugung und die Nachfrage in Übereinstimmung zu bringen, um die Netzkapazitäten optimal zu nutzen. (su)