Naturstrom hat eine Mieterstromanlage in einem neuen Mehrfamilienhaus in Berlin-Lichtenberg gebaut. Die Mieter sparen so 120 Euro jährlich im Vergleich zum Grundversorgertarif. Etwa drei Viertel des Solarstroms werden im Gebäude verbraucht.
Während noch über die Förderung von Mieterstromprojekten debattiert wird, werden schon fleißig die Systeme errichtet. So hat jetzt Berlin seine nächste Mieterstromanlage bekommen. Die Bewohner eines Mehrfamilienhauses in Berlin-Lichtenberg mit 39 Wohneinheiten und einem Gewerberaum im Erdgeschoss können nach ihrem Einzug in das neu errichtete Gebäude des Solarstrom direkt vom Dach beziehen. Noch in diesem Monat soll der Bau fertig werden.
Solaranlage deckt ein Drittel des Bedarfs
Sie Solaranlage steht schon. Mit einer Leistung von 29 Kilowatt wird sie voraussichtlich etwa 26.000 Kilowattstunden Strom im Jahr produzieren. Um den Eigenverbrauch im Gebäude zu erhöhen, wurde die Anlage in Ost-West-Ausrichtung gebaut. Dadurch erzeugt sie mehr Strom in den Morgen- und Abendstunden, wenn die Bewohner des Gebäudes zu Hause sind. Die Planer haben ausgerechnet, dass bei einem durchschnittlichen Verbrauchsverhalten in Mietwohnungen damit drei Viertel des Solarstroms direkt im Gebäude genutzt werden kann. Dafür fällt der Gesamtertrag etwas geringer aus, als wenn die Module genau nach Süden auf dem Flachdach den Neubaus aufgeständert würden. Dafür fällt aber auch die Mittagsspitze weg, die in einem solchen Mehrfamilienhaus ohnehin kaum jemand nutzen könnte. Insgesamt reicht der Solarertrag aber aus, um etwa ein Drittel des Strombedarfs im Gebäude zu decken.
Über Mischtarif abgerechnet
Den Reststrom liefert der Düsseldorfer Versorger Naturstrom. Abgerechnet wird im Rahmen eines Mischtarifs, der sich aus Solarstrom vom Dach und Ökostrom aus dem Netz zusammensetzt. Die Abrechnung übernimmt Naturstrom. „Bei einem Jahresverbrauch von 3.000 Kilowattstunden werden Mieterstromkunden in der Giselastraße über 120 Euro gegenüber der Grundversorgung sparen können“, rechnet Tim Meyer Geschäftsbereichseiter Dezentrale Energieversorgung bei Naturstrom, vor.
Mieterstromförderung ist wichtig
Damit rechnet sich das Projekt sowohl für die Mieter als auch für den Betreiber der Anlage. Auch der Vermieter hat einen Vorteil: Er bekommt die Pacht für das Dach, auf dem die Anlage steht. Andere Projekte sind da enger am Rande der Wirtschaftlichkeit. Deshalb betont Tim Meyer, dass die Unterstützung für Mieterstromprojekte seitens der Bundesregierung extrem wichtig ist. „Auf den Dächern der klassischen, mehrgeschossigen Mietshäuser schlummern noch große Solarstrompotenziale. Wenn wir diese Potenziale nutzen, können künftig auch deutlich mehr Mieter von den gefallenen Preisen für Sonnenstrom profitieren“, erklärt Tim Meyer. „Bislang lassen sich Mieterstromprojekte nur unter besonders günstigen Umständen umsetzen, so wie hier in Berlin.“
In der Hauptstadt existieren schon viele Mieterstromprojekte und weitere Anlagen sind geplant. So nutzen im Gelben Viertel in Berlin-Hellersdorf die Bewohner schon seit 2013 Solarstrom vom Dach ihrer Mehrfamilienhäuser. Im vergangenen Jahr hat Naturstrom das Projekt Bambus Campus umgesetzt. Dort versorgt eine Solaranlage knapp 100 Wohneinheiten mit Strom. In diesem Jahr ist noch die Fertigstellung des Projektes Möckernkiez in Berlin-Kreuzberg vorgesehen. Dort beliefern fünf Photovoltaikanlagen und ein Biogas-BHKW 470 Wohn- und 20 Gewerbeeinheiten mit Mieterstrom. (su)