Die Unternehmensberatung Roland Berger hat im Auftrag des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW) untersucht, wie sich der weitere Ausbau der Photovoltaik in Deutschland auf die Stromnetze auswirken wird. Für die Untersuchung wurden 22 Betreiber von Verteilnetzen in sogenannten Photovoltaik-Ballungszentren befragt. Fazit ist, dass die Stromnetzbetreiber weder aktuell noch künftig ernsthafte Probleme erwarten.
"Selbst die Betreiber von Stromnetzen mit besonders großem Photovoltaik-Anteil und starken Wachstumsraten sehen im Ergebnis keine fundamentalen Probleme für ihre Netze“, sagt der Präsident des Bundesverbands Solarwirtschaft Günther Cramer. Eine Beeinträchtigung der Stromversorgung oder gar ein Netzkollaps sei aufgrund der Einspeisung von Solarstrom nicht zu befürchten.
Da Solarstrom in der Regel dezentral, verbrauchernah und zu Zeiten hoher Stromnachfrage erzeugt wird, belaste er die Netze kaum. Laut der Untersuchung von Roland Berger werde er meist auf Verteilnetzebene eingespeist und dort auch regional verbraucht. Dadurch würden die großen Übertragungsnetze teilweise sogar entlastet.
Die engmaschige Struktur der Netze in dicht besiedelten Gebieten sei zusammen mit dem dort vorherrschenden hohen Energiebedarf sehr aufnahmefähig für Strom aus Photovoltaik-Anlagen. Nur in ländlichen Gebieten, wo viel Strom aus regenerativen Energiequellen erzeugt aber gleichzeitig wenig in lokalen Netzen verbraucht werde, sei zukünftig wahrscheinlich eine Verstärkung der Verteilnetze notwendig, so das Ergebnis der Untersuchung.
Auch technische Innovationen könnten dazu beitragen die Kosten für den Ausbau der ländlichen Verteilnetze gering zu halten. Neue Anforderungen an Wechselrichter, die unter anderem in der Mittelspannungsrichtlinie des BDEW formuliert werden, tragen ebenfalls dazu bei, die Netze zu entlasten. Wechselrichter, die dazu in der Lage sind, bei plötzlichen Spannungseinbrüchen im Stromnetz Blindleistung einzuspeisen, trügen in großem Maße zur künftigen Stabilität der Netze bei. Dies könne klassische Netzausbaumaßnahmen zum großen Teil ersetzen.
Dies bestätigt auch Prof. Dr. Martin Braun vom Fraunhofer IWES in Kassel: „Unsere Netzberechnungen zeigen, dass die Photovoltaik-Aufnahmefähigkeit der Niederspannungsnetze durch die Bereitstellung von Blindleistung deutlich erhöht und in einigen Fällen auch mehr als verdoppelt werden kann." (Mirco Sieg)