Der neue türkische Energieminister Taner Yildiz hat den mit Spannung erwarteten Entwurf für ein geändertes EE-Gesetz vorgestellt, der in Kürze dem Parlament zur Verabschiedung vorgelegt werden soll. Demzufolge soll aus Photovoltaik gewonnener Strom künftig in den ersten zehn Betriebsjahren mit 28 Euro-Cent und in den darauffolgenden zehn Jahren mit 22 Euro-Cent pro Kilowattstunde vergütet werden. Bisher galt für die Einspeisevergütung für Elektrizität aus erneuerbaren Energien eine pauschale Obergrenze von 5,5 Euro-Cent pro Kilowattstunde. Die vorgesehene Mehrvergütung für andere erneuerbare Energien fiel weit geringer aus, für Strom aus Wasserkraft sollen sechs Euro-Cent, für Windkraft sieben, für Geothermie neun und für Biomasse sollen 14 Euro-Cent pro Kilowattstunde bezahlt werden.
Genau beobachtet wird die Entwicklung in der Türkei von der internationalen Photovoltaik-Industrie, für die das Land zu den vielversprechendsten Zukunftsmärkten zählt. So äußerte beispielsweise Barbara Rudek von Sharp Solar Europe Zufriedenheit über den geplanten Einspeisetarif, der aus Sicht ihres Unternehmens für eine gesunde Marktentwicklung ohne Überhitzungseffekte sorgen werde. Sie fügte jedoch hinzu, dass der Tarif noch deutlich verbessert werden müsse, um für Investoren mehr Anreize zu schaffen.
Dieser Meinung scheint auch die türkische Energiewirtschaft zu sein, die vehement Nachbesserungen fordert. Der Vorsitzende des Verbands der Photovoltaikindustrie bezeichnete den Gesetzentwurf als „potenzielle Totgeburt“. Um in großem Umfang Investitionen auszulösen, sei für Solarstrom eine Einspeisevergütung von mindestens 32 Euro-Cent pro Kilowattstunde mit 20 Jahren Abnahmegarantie nötig. Dabei verwies er unter anderem auf gestiegene Finanzierungskosten sowie die weit attraktiveren Vergütungen in Europa. Experten geben jedoch zu bedenken, dass die Energieausbeute von Photovoltaikanlagen in der Türkei weitaus größer ist als in Mittel- und Nordeuropa. Das anatolische Hochland gilt neben Kalifornien und Marokko als weltweit günstigster Solarstandort.(Bernd Neidlein)