In Würzburg darf nicht jeder bauen, wie er will. Vor allem dann nicht, wenn das Gebäude in der historischen Altstadt und nur etwa 100 Meter Luftlinie vom Dom steht. Hier gelten strenge Regeln, was das Erscheinungsbild von Gebäuden betrifft.
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Für die Photovoltaik war eine solche Situation lange Jahre eine echte Hürde. Die Denkmalschutzbehörden waren sehr restriktiv oder mussten es sein, um historische Stadtbilder zu erhalten. Das gilt vor allem für ein Haus in direkter Sichtachse eines Publikumsmagneten wie dem Würzburger Dom. Dort müssen Solaranlagen behutsam eingefügt werden.
Rote Biberschwänze ersetzt
„Eingefügt“ ist in diesem Zusammenhang auch das richtige Wort. Denn mit einer Aufdachanlage werden Denkmalschützer kaum zufrieden sein. Inzwischen bieten sich aber längst Lösungen an – selbst wenn es sich um solch filigrane Dacheindeckungen wie die roten Biberschwänze handelt, die auf den Würzburger Dächern oft und gern verbaut wurden und werden.
Denkmalschutz ist zufrieden
Auch das Gebäude zwischen Alter Mainbrücke und Dom ist mit diesen Dachziegeln eingedeckt. Um das Gebäude mit einem modernen Energiekonzept auszurüsten, wurde die Solaranlage an die Anforderungen der Denkmalschutzbehörden und vor allem an die Dachhaut angepasst. Deshalb haben die Handwerker von Schuster Solartechnik aus Ochsenfurth insgesamt 84 solare Dachelemente der Dachziegelwerke Nelskamp in die Biberschwanzumgebung integriert. Und zwar so, dass sie sich ästhetisch in das Dach einfügen.
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Jedes dieser ziegelroten Dachelemente ersetzt dabei die vorhandenen Biberschwänze in Doppeldeckung. Da jeweils sechs der Dachelelemente nebeneinander in 14 Reihen übereinander in die Dachhaut integriert sind, umfasst die Anlage eine Fläche, die eigentlich von über 1.512 der ursprünglichen Dachsteine belegt werden müsste.
Das richtige Rot treffen?
Sicherlich ist dies eine echte Sonderlösung. Denn die solaren Dachelemente von Nelskamp wurden eigentlich als Ersatz für die eigenen konventionellen Dachziegel entwickelt. Doch die Lösung eignet sich auch für solche Projekte, bei denen es darum geht, die Solaranlage ästhetisch und entsprechend den Denkmalschutzanforderungen in die Dachhaut zu integrieren.
Zwar unterscheiden sich die Elemente, die in das Dach in Würzburg integriert wurden, im Rotton je nach Betrachtungswinkel etwas von den Biberschwänzen. Doch dies ist vertretbar, da ohnehin die Gauben mit Biberschwänzen in einem anderen Rotton eingedeckt sind. Dieser ähnelt wiederum dem Farbton der solaren Dachelemente, sodass wieder eine ästhetische Linie entsteht.
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Zudem ist es nicht einfach, den Farbton von Dachziegeln zu treffen, wobei dieser ohnehin nicht einheitlich ist, wie Frank Engelmann, Schulungsleiter bei den Dachziegelwerken Nelskamp, erklärt. „Die Denkmalschutzbehörden sind bezüglich der definierten roten Farbe relativ offen“, erklärt er. „Denn auch die Ziegelfarbe ist immer ein bisschen unterschiedlich, je nach Herkunft des Ausgangsmaterials und Hersteller. Auf historischen Gebäuden findet sich sogar innerhalb der gleichen Charge ein für heutige Verhältnisse hohes Maß an Farbungenauigkeit zwischen den einzelnen Ziegeln.“
Drucktechniken getestet
Ohnehin ist die Herausforderung für die Hersteller der solaren Dachelemente, einen passenden Rotton herzustellen. Denn hinter den ziegelroten Solargläsern oder Einkapselungsfolien – je nach Herstellungsvariante – werden schwarze Solarzellen laminiert. Diese dunkeln den hellen ziegelroten Farbton ab und verschieben ihn in eine bräunliche oder kupferfarbene Richtung.
Die besten Ergebnisse erreichen die Hersteller mit einem Siebdruck auf der Rückseite der Frontgläser der Module, wie Frank Engelmann erklärt. Doch dies geht dann zulasten der Effizienz der Solarelemente. Denn die relativ dicke Farbschicht des Siebdrucks lässt einen kleinen Teil des einfallenden Sonnenlichts bis zur Solarzelle durch. Dieser Anteil ist größer, wenn die Gläser mit einer Bedampfungstechnik eingefärbt werden oder die Zellen von einer roten Einkapselungsfolie umgeben sind. (su)
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