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Solarfassaden

„Wir suchen Partner“

Wie entwickelt sich die Nachfrage bei Ihnen?

Christian Ulrich: Der BIPV-Markt wächst. Das merken wir ganz deutlich. Die Auftragslage ist im Moment sehr gut und wir sind mit unseren Kapazitäten bis Februar des nächsten Jahres ausgebucht. Selbst Corona hat uns nicht geschadet. Wenn die Menschen mehr zu Hause sind, dann ist die Bereitschaft höher, auch ins Eigenheim zu investieren. Das haben wir in den letzen Monaten an den vielen direkten Anfragen von Privatpersonen gemerkt. Das ist allerdings nicht unser primärer Vertriebsweg.

Wie ist der Vertriebsweg von Ertex Solar?

Dieser führt über die Installateure, Elektrobetriebe und Fassadenbauer. Bisher hatten wir sehr oft das Problem bei den Ausschreibungen, dass im Falle von Kostensteigerungen im gesamten Bau zuerst die Photovoltaik gestrichen wurde. Jetzt suchen wir die Kooperation mit Fassadenbau- und Elektrounternehmen. Dann ist die Projektabwicklung für uns einfacher. Denn wir als Modulhersteller müssen nicht mehr die Kooperation mit anderen Gewerken organisieren. Zudem müssen wir nicht mehr jedem Bauherren immer wieder neu die komplette Bandbreite unserer Möglichkeiten zeigen. Im Rahmen einer Kooperation macht der Fassadenbauer ein Komplettangebot inklusive Photovoltaik in der Fassade. Dieser kennt auch unsere Lösungen und muss ohnehin ein Befestigungssystem für die Module erstellen. Wir können uns dann auf den Modulbau konzentrieren.

Ertex-Technikchef Christian Ulrich.

Foto: Velka Botička

Ertex-Technikchef Christian Ulrich.

Ertex Solar gehört sein einigen Jahren zur Vinci-Gruppe, einem Bauunternehmen. Hat sich seither die Auftragslage nochmals verbessert?

Ja. Denn wir können die Vertriebsstrukturen von Vinci mitnutzen. Dies hat auch den Vorteil, dass wir über die Vinci-Gruppe direkt mit den Entscheidern sprechen und so unsere Lösungen besser präsentieren können. Doch den größten Teil der Projekte setzen wir immer noch selbst um. Da sind Kooperationen beispielsweise mit dem französischen Planungsunternehmen Activskeen umfangreicher. Das Unternehmen kann beispielsweise den Energieeintrag anhand unserer Modulvorgaben berechnen und eine komplette Simulation der Gebäudehülle durchführen. So kann Activskeen berechnen, wie sich der Kühlbedarf durch die Solarfassade verringert und was optisch mit der Photovoltaik tatsächlich möglich ist.

Die BIPV und vor allem der Bau von Sondermodulen, auf den sich Ertex Solar spezialisiert hat, wird immer noch als preisintensiv wahrgenommen. Wie entwickeln sich die Preise für die Solarfassaden?

Das ist immer eine Frage des Vergleichs und vor allem des Mehrwerts, den eine Solarfassade bietet. Mit einer konventionellen Fassade aus Verbundsicherheitsglas – VSG – oder mit Aluminiumelementen beginnen die Kosten bei etwa 150 bis 200 Euro pro Quadratmeter. Mit unseren Solarelementen beginnt das Ganze zwar ab etwa 280 bis 300 Euro pro Quadratmeter, dafür hat der Bauherr aber ein aktives VSG-Element, das einen Mehrwert generiert.

Dann kommen aber noch Sonderlösungen wie farbige Module oder andere Größen und Formate hinzu. Mit welchen Kosten muss der Bauherr hier rechnen?

Für komplett schwarze Module inklusive schwarz eingefärbten Leitungsbändchen beginnen die Kosten ab etwa 360 Euro pro Quadratmeter. Für farbige Elemente sollte man etwa 380 bis 400 Euro pro Quadratmeter veranschlagen. Wir produzieren aber auch solar aktive Isoliergläser. Diese sind noch etwas kostenintensiver.

Aber dann muss der Bauherr diese auch gegen konventionelle Isoliergläser rechnen, die teurer sind als VSG-Gläser.

Richtig. Dazu kommt noch, dass die Solarzellen im Glas die Isolierwirkung verbessern. Während bei normalem zweifachem Isolierglas der G-Wert bei 0,45 liegt, erreichen wir mit einer Zellbelegung mit 30 Prozent Transparenz einen G-Wert von 0,3 oder sogar darunter, ohne dass wir zusätzlich noch am Glas selbst etwas machen müssen.

Welche Anfragen bekommen Sie von den Architekten und Fassadenbauern?

Das ist unterschiedlich. Es gibt Architekten, die wollen die Solartechnologie als Gestaltungsmöglichkeit einsetzen. Es gibt aber auch Architekten, die wollen die Zellen überhaupt nicht sehen, sondern eigentlich farbige VSG-Gläser mit einer photovoltaischen Zusatzfunktion.

Welche Möglichkeiten der Farbgebung nutzen Sie?

Wir nutzen verschiedene Druckmöglichkeiten. Mit dem Siebdruck ist eigentlich alles möglich. Wir nutzen aber auch den Digitaldruck. Damit drucken wir immer wieder auch Zellmuster auf inaktive Teile beispielsweise von dreieckigen Modulen oder auf VSG-Gläser, mit denen enge Rundungen realisiert werden, um so die Gesamtoptik der Anlage zu erhalten. Wir nutzen aber auch gefärbte Gläser. Damit können wir alle Anforderungen umsetzen, die auch mit konventionellen Glaselementen möglich sind. Derzeit testen wir auch verschiedene Farbfolien und prüfen Frontgläser mit einer Kromatix-Beschichtung.

Farbe heißt auch immer geringere Leistung im Vergleich zum Standard­modul. Wie viel Leistung bleibt beim farbigen Modul übrig?

Abhängig von der Farbe liegen wir mit dem Siebdruck derzeit bei 20 bis 25 Prozent Leistungsverlust. Je heller die Farbe ist, desto mehr Weißanteile hat sie und desto höher ist der Leistungsverlust. Die Zellleistung sinkt auch, je dicker das Glas ist.

Architekten wollen Zertifikate. Das ist sicherlich bei so verschiedenen Modulmaßen, die Ertex Solar herstellt, schwierig?

Die allgemeine bauaufsichtliche Zulassung brauchen wir nicht allzu oft. In der Regel reichen unsere Kugelschlag- und Pendeltests, die wir mit einem der Module durchführen. Wir arbeiten auch mit einem Technikbüro in Wien zusammen, das eine statische Berechnung eines Moduls anfertigen kann. Im schlimmsten Fall gibt es dann noch die Zulassung im Einzelfall. Dafür reicht entweder ein rechnerischer statischer Nachweis aus oder wir produzieren die Module für ein baugleiches Mock-up, damit entsprechende Tests dann in realen Verhältnissen durchgeführt werden können. Aber das war bisher erst bei zwei von den mehr als 2.000 Projekten notwendig, die Ertex Solar umgesetzt hat.

Das Gespräch führte Sven Ullrich.

Zellenoptik als Mittel der Gestaltung: Solartechnik darf durchaus sichtbar sein, wenn es die Architekten wünschen. Andernfalls bestellen sie farbige Module.

Foto: Velka Botička

Zellenoptik als Mittel der Gestaltung: Solartechnik darf durchaus sichtbar sein, wenn es die Architekten wünschen. Andernfalls bestellen sie farbige Module.

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