Solitek hat ein sehr breites Sortiment an Modulen, so breit wie bei kaum einem anderen Hersteller in Europa. Welchen Vorteil bringt ein solch umfangreiches Portfolio?
Vilius Aleknavičius: Ich würde es nicht wirklich breit nennen, sondern ein lebendig gewachsenes Portfolio. Wir haben unsere Produktpalette im Laufe der Zeit anhand der Anforderungen unserer Kunden entwickelt. Wir sind zunächst mit Standardmodulen gestartet. Das waren Glas-Folie-Module. Danach kam ein rahmenloses Glas-Glas-Modul dazu, weil wir die Lösung besser fanden im Vergleich zum Standardmodul. Danach kam die Nachfrage nach einer Glas-Glas-Option mit Rahmen.
Auch die anderen Module waren dann Entwicklungen, weil diese von den Kunden nachgefragt wurden?
Genau. So ist auch unser komplett schwarzes Modul entstanden. Da ging es vor allem um das Design. Wir haben gesehen, dass das schwarze Modul bei Kunden mehr Anklang findet, die Wert auf Ästhetik legen. Es ist das gleiche rahmenlose Glas-Glas-Modul, nur mit einem schwarz gefärbten Glas hinter den Solarzellen. Mit der Agriphotovoltaik entstand dann noch der Bedarf für ein transparentes Modul. Insgesamt hat es ein bisschen gedauert, bis wir alle Module entwickelt haben. Aber wir haben kontinuierlich unser Portfolio erweitert, um alle Anforderungen unserer Kunden zu bedienen. Manchmal sind das nur kleine Änderungen wie beispielsweise die Farbe des Rückglases.
Gibt es bei der Produktion auch Herausforderungen, beispielsweise mit Blick auf die Standardisierung?
Das ist nur eine Frage der grundsätzlichen Produktionsplanung. Wenn wir die Farbe oder etwas anderes ändern, ist das kein großer Aufwand. Außerdem sind die Module so gestaltet, dass sie mehr oder weniger die gleiche Größe haben. So haben wir nicht allzu viele mechanische Änderungen innerhalb der Linie, um von einem Produkt auf das andere umzusteigen. Sicherlich braucht das Zeit, aber nicht allzu viel.
Welche Module werden bei Ihnen derzeit von den Kunden am meisten nachgefragt?
Wir verkaufen derzeit vor allem Glas-Glas-Module. Wir haben auch verschiedene Lösungen für die Standardmodule. Aber wir konzentrieren uns auf Doppelglas. Von den Glas-Glas-Modulen wiederum sind derzeit vor allem unsere schwarzen Module am meisten gefragt. In diesem Segment laufen die gerahmten Module besser als die rahmenlosen.
Wie entwickelt sich die Nachfrage allgemein, schließlich gibt es seit Monaten zeitweise einen Mangel an Modulen?
Es ist nicht der Mangel, der für eine wachsende Nachfrage sorgt. Ein Treiber der Nachfrage sind die wachsenden Installationszahlen, die wiederum vor allem auf die in diesem Jahr stark gestiegenen Strompreise zurückgehen.
Wie viel Leistung können Sie pro Jahr produzieren?
Derzeit haben wir eine Produktionskapazität von 180 Megawatt. Aber wir planen, noch im Jahr 2022 eine neue Technologie einzuführen, was es uns ermöglicht, auch die Produktionskapazität zu erhöhen.
Wo können die Solarteure die Module von Solitek in Deutschland, Österreich und in der Schweiz kaufen?
Wir arbeiten derzeit mit Krannich Solar zusammen. Die Installateure können über diesen Großhändler unsere Module in Deutschland und in Österreich bestellen.
Planen Sie, noch mit anderen Großhändlern zusammenzuarbeiten?
Momentan entwickeln wir unsere Präsenz auf dem deutschen Markt. Deshalb ist es derzeit einfacher, nur mit Krannich Solar zusammenzuarbeiten. Denn wir arbeiten auch in anderen Ländern mit diesem Großhändler zusammen. Aber wir stellen in Amsterdam auf der Solar Solutions aus und werden die Intersolar in München besuchen. Dann werden wir sehen, was wir im Vertrieb noch tun werden. Es ist kein exklusiver Vertrag mit Krannich Solar, sodass wir durchaus auch an andere Großhändler liefern können.
Sie haben nicht nur Module, sondern auch Komplettlösungen wie das Fassadensystem Solid Wall und einen Carport im Angebot. Welche Vorteile hat das?
Ich würde dies von zwei Seiten aus betrachten. Uns als Hersteller und Anbieter helfen solche Produkte wie Solid Wall, der Carport, aber auch die dachintegrierte Lösung mit Solrif-Modulen oder die Agriphotovoltaiklösung, den Markt insgesamt besser zu verstehen. Dadurch können wir unsere Kunden besser und professioneller unterstützen und auch selbst Kompetenzen entwickeln, welche Lösungen für die Kunden am besten sind. Sicherlich ist es nicht zwingend notwendig, dass sie die Komplettlösungen von uns bekommen. Aber dadurch können wir auch sicher sein, dass sie unsere Module bei der Installation der Lösung nutzen.
Sie konzentrieren sich dabei auf den doppelten Nutzen, den eine integrierte Solaranlage mit sich bringt?
Ja. So sind die von Solitek produzierten Solrif-Module von Ernst Schweizer zertifiziert. Damit wird bestätigt, dass diese Module und alle Produktionsprozesse den Qualitätsrichtlinien von Ernst Schweizer entsprechen. Der Kunde hat die Garantie, dass er die Solrif-Module statt einer herkömmlichen Dacheindeckung installieren kann, dass die Module für diesen Zweck geeignet und wasserdicht sind. Außerdem können wir so innovative Lösungen anbieten wie beispielsweise Lärmschutzwände mit integrierten Photovoltaiklösungen an Autobahnen und Bahnstrecken. Das spart Baukosten, die Anlagen produzieren Energie und schützen die Bevölkerung.
Welchen Vorteil haben die Komplettlösungen aus Sicht des Kunden?
Aus der Kundenperspektive ist es tatsächlich von Vorteil, alles aus einer Hand zu bekommen. Sie müssen nicht zusätzlich noch einen Anbieter eines Montagesystems für die Fassade finden oder einen Anbieter für Carports, in die sie unsere Module integrieren können. Zudem ist dann der Kunde mit den Komplettlösungen auch hinsichtlich der Garantien auf der sicheren Seite. Andernfalls ist das immer etwas knifflig, wenn er selbst eine Lösung entwickelt und dann unsere Module integriert. Dadurch wird ein solches Komplettangebot am Ende preiswerter und wirtschaftlicher als ein System aus Komponenten verschiedener Hersteller.
Haben Sie die Solid Wall selbst entwickelt oder kaufen Sie sie von einem anderen Hersteller zu?
Wir haben das System selbst entwickelt. Das war aufwendig, weil verschiedene Qualifikationen notwendig waren. Neben einem physikalischen Test mussten wir auch die Berechnungen auf Basis der Gebäudeanforderungen anstellen. Denn diese Berechnung muss der Lieferant – in dem Falle wir – durchführen. Insgesamt haben wir aber alle Zertifikate bekommen, sodass die Lösung einfach ohne weitere Genehmigung eingesetzt werden kann.
Seit wann haben Sie die Solid Wall im Portfolio?
Wir haben sie in der zweiten Hälfte des Jahres 2018 eingeführt.
Die Fassadenintegration ist immer noch eine Nische. Wie entwickelt sich die Nachfrage?
Es gibt ein großes und wachsendes Interesse an der BIPV. Unter anderem deshalb haben wir auch die Produktion von Glas-Glas-Modulen vorangetrieben. Im Moment ist die Solarfassade aber immer noch ein Nischenprodukt. Viele Bauherren und Architekten sind unsicher, weil sie nicht an das Produkt Solarfassade gewöhnt sind. Es ist immer noch notwendig, den Menschen die Vorteile nahezubringen. Viele verstehen nicht gleich, warum sie mit der Photovoltaik einen höheren Preis für die Fassade bezahlen sollen, auch wenn es sich über die Jahre rechnet und gut aussieht.
Für die Fassadenintegration und die Überkopfverglasung sind Zertifikate notwendig. Welche Zulassungen haben die Solid Wall und die Module?
Die Herausforderung bei der Zertifizierung ist, dass es keinen einheitlichen Standard gibt, der für alle Länder in Europa und in der Welt gilt. Es gibt zwar eine europäische technische Bewertung. Allerdings sind die Anforderungen von Land zu Land immer noch unterschiedlich. Deshalb zertifizieren wir unsere Produkte proaktiv für die Märkte, in denen wir sie anbieten. Wenn wir also unsere Module auf dem deutschen Markt anbieten, prüfen wir sofort, ob wir eine technische Bauzulassung bekommen. Es hängt also vom Markt ab, auf den wir gehen, und wenn wir Nachfrage auf diesem Markt sehen, werden wir uns um die technische Zulassung und die notwendigen Zertifikate kümmern.
Das Interview führte Sven Ullrich.