In Bad Kreuznach in Rheinland-Pfalz errichtet die Wohnungsbaugesellschaft Gewobau ein klimaneutrales Solarquartier. Dieses besteht aus Doppel- und Mehrfamilienhäusern mit insgesamt 28 Wohneinheiten. Das Konzept, das von den Planer von Futurehaus im Gebäudestandard Haus 4.0 ausgelegt wurde, sieht nicht nur die Installation von Photovoltaikanlagen vor, sondern auch die Vernetzung der einzelnen Gebäude im Quartier.
Gebäude untereinander vernetzt
Durch diese Vernetzung steigt der Anteil des vor Ort genutzten Solarstroms drastisch an. Denn die Solaranlagen mit einer Leistung von jeweils 13,2 Kilowatt auf jedem Dach produzieren doppelt so viel Energie, wie in den Gebäuden benötigt wird. Hier hilft das Quartierkonzept weiter. Ist der Verbrauch in einem Gebäude zu gering, wird der überschüssige Strom aus der Photovoltaikanlage auf dessen Dach in das gemeinschaftlich genutzte Netz eingespeist. Damit werden nicht nur die Stromverbraucher in den Wohnungen versorgt, sondern auch die Wärmepumpen, die in den Gebäuden für Raumheizung und Warmwasser sorgen.
Speicher und Elektroauto als Stromabnehmer
Sollte sich dort kein Abnehmer finden, fließt der Strom in einen Speicher mit einem Volumen von 210 Kilowattstunden, der ebenfalls von allen Gebäuden genutzt wird. Dieser Strom kann dann auch für die Ladung von Elektroautos an den drei Ladesäulen im Quartier genutzt werden. Die Einspeisung ins Verteilnetz der Stadt Bad Kreuznach ist die letzte Option.
Möglichst nachhaltig bauen
Doch schon bei der Errichtung der Gebäude spielt der Klimaschutz eine entscheidende Rolle. So hat Futurehaus im vergangenen Jahr nur zwei Kilometer von der Baustelle entfernt eine Produktionsstraße in Bad Kreuznach errichtet, wo die vorgefertigten Bauteile produziert werden. Das spart teure Transportwege und hält den ökologischen Fußabdruck möglichst klein. Außerdem werden die Gebäude in einem CO2-reduzierten Massivhauskonzept errichtet, das auf vorinstallierten Holzspansteinwänden mit Betonkern beruht. Dazu kommt natürlich auch ein modernes Technikpaket inklusive einer intelligenten Steuerung der Elektrogeräte in den Wohnungen, was den Energieverbrauch senkt und den Komfort erhöht.
Positiver Effekt auf die CO2-Bilanz
Der niedrige Energieverbrauch, der darüber hinaus noch mit Solarstrom gedeckt wird, sorgt dafür, dass das gesamte Quartier einen positiven Effekt auf die CO2-Bilanz hat, in die auch die Errichtung des Gebäudes einfließt. Derzeit berechnen Wissenschaftler der Universität Darmstadt, wann dieser Effekt eintreten wird. Thomas Sapper, Geschäftsführer von Futurehaus, rechnet damit, dass diese Schwelle bereits 20 Jahre früher als bei konventionell gebauten Häusern erreicht wird.
Bezahlbares Wohnen im Solarquartier
Für die Stadt, die Miteigentümerin der Wohnungsbaugesellschaft ist, ist aber auch wichtig, dass das Wohnen im neuen Quartier auch bezahlbar ist. Doch schon jetzt geht die Gewobau davon aus, dass die künftigen Bewohner nicht nur von den niedrigen Nebenkosten profitieren. Die Mietpreise werden mit etwa 8,50 bis 9,00 Euro pro Quadratmeter im bezahlbaren Bereich liegen.
Das Konzept hat sogar regionale Strahlkraft. Denn das nächste klimaneutrale Solarquartier plant Futurehaus bereits. Es soll im benachbarten Sprendlingen entstehen. (su)
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