Fronius hat den Gen 24 Plus und den neuen Tauro vorgestellt. Was können diese Wechselrichter, was die bisherigen Snap-Inverter nicht konnten?
Martin Hackl: Die Hybridwechselrichter Gen 24 Plus bauen auf den Snap-Invertern mit ihrer einheitlichen Produktplattform auf, mit Energiemanagement, Batterieanschluss und offenen Schnittstellen. Dadurch kommen wir unserer Vision von 24 Stunden Sonne einen Schritt näher.
Welche Geräte können die Wechselrichter jetzt ansteuern?
Da spielen Warmwasserbereitung und Mobilität eine ganz zentrale Rolle. Mithilfe der Anschlüsse werden unterschiedliche elektrische Verbraucher angesteuert. Es gibt auch offene Schnittstellen zur Hausautomation. Darüber hinaus gibt es, ganz neu, einen sogenannten PV Point.
PV Point – was ist das?
Das sind zwei Anschlüsse im Wechselrichter, an die eine Notstrom-Steckdose angeschlossen wird. Damit kann der Wechselrichter ohne teure Umschaltung ganz einfach Notstrom zur Verfügung stellen und der Hauseigentümer beim Netzausfall sogar einen Kühlschrank betreiben. Das funktioniert mit und ohne Batterie. Wenn kein Speicher vorhanden ist, steht der Notstrom natürlich nur tagsüber zur Verfügung, wenn die Sonne scheint.
Welche Möglichkeiten sehen Sie noch, um das Konzept der Nutzung des Sonnenstroms direkt vor Ort weiterzuentwickeln?
Wir arbeiten sehr intensiv an vielen Varianten. Unsere Plattform für Monitoring und Betriebsführung ist das Fronius Solar Web. Es wird immer intelligenter, so haben wir Prognosen für Wetter beziehungsweise Erträge integriert. Damit weiß der Anlagenbetreiber schon am Vortag, wie viel Energie sein Photovoltaiksystem produzieren wird. Er kann manuell reagieren und seinen Verbrauch entsprechend planen.
Für viele Hauseigentümer ist der Eigenverbrauch ein erheblicher Preisvorteil. Wird der Netzbezug in Zukunft auch intelligenter?
Wir haben zusammen mit Awattar den Stromtarif Lumina entwickelt. Damit kann der Gebäudeeigentümer Strom zum aktuellen Börsenpreis beziehen und seinen Verbrauch optimieren. Es wird die logische Konsequenz sein, dass der jeweils aktuelle Strompreis eine Rolle bei der automatischen Ansteuerung von Verbrauchern spielt. Es gibt die ersten Geräte wie Wärmepumpen und Wallboxen, die auf den Börsenstrompreis reagieren können und dadurch die Kosten senken.
Der Tauro leistet 50 und 100 Kilowatt. Er ist für gewerbliche Anlagen gedacht. Welche Weiterentwicklungen bringt er mit?
Zuerst einmal wurde ein Fokus darauf gelegt, die BOS-Kosten einer gewerblichen Anlage signifikant zu reduzieren. Wesentlich dafür sind die Innovationen im Anschlussbereich wie zum Beispiel AC Daisy Chaining sowie eine spezielle Robustheit des Gerätes an sich. Auch bei diesem Gerät sind alle Möglichkeiten des Energiemanagements integriert.
Was verbirgt sich hinter AC Daisy Chaining?
Das ist die Möglichkeit, bis zu vier Tauro-Wechselrichter auf der AC-Seite zusammenzuschalten und direkt an die Hauptverteilung anzuschließen. Denn die Geräte bringen eine integrierte Unterverteilung auf der AC-Seite mit. Normalerweise wird jeder Wechselrichter auf der AC-Seite zunächst an einen Subverteiler angeschlossen. Alle Subverteiler werden danach auf die Hautverteilung geführt. Mit dem Tauro spart sich der Installateur die Verlegung der vielen Stichleitungen, um die einzelnen Wechselrichter an die Verteiler anzuschließen. Das spart nicht nur Zeit, sondern auch viel Geld, denn Kupfer ist teuer.
Mit Blick auf den Installateur ist die Leistungsdichte immer wichtig. Kleine Geräte mit viel Leistung machen ihm das Leben leichter. Wie reagiert Fronius auf solche Anforderungen?
Unsere Wechselrichter für Anlagen auf Ein- und Mehrfamilienhäuser wurden mit einem starken Fokus auf den Installateur entwickelt. Dieser kann viele Optionen integrieren, um die Sektorkopplung zu realisieren und den Eigenverbrauch zu erhöhen. Es ist genügend Platz im Gerät, um Zusatzkomponenten zu installieren, das erleichtert das Leben des Installateurs. Unser Ziel war es, ein Gerät zu entwickeln, mit dem der Handwerker 95 Prozent aller Anforderungen beim Kunden abdecken kann, egal, ob es um Wärme, Elektromobilität oder andere Anwendungen geht.
Welche Anforderungen aus dem Markt haben Sie außerdem noch umgesetzt?
Wir haben den Tauro so konzipiert, dass ihn ein Handwerker reparieren kann. Dafür wurden zwei Leistungsmodule integriert, die eine Person getrennt herausnehmen kann, falls eines defekt ist. Unsere neuen Produkte haben wir sehr stark zusammen mit unseren Installateursnetzwerken entwickelt. Viele Dinge, die jetzt integriert sind, gehen auf Ideen der Handwerker zurück. So ist beispielsweise auch der PV Point in den Gen-24-Plus-Geräten oder das AC Daisy Chaining im Tauro entstanden.
Mit der Sektorkopplung und dem Eigenverbrauch steigt auch die Komplexität für den Handwerker. Welche Angebote haben Sie, um den Installateuren dabei unter die Arme zu greifen?
Wir werden im Herbst die Akademie 24 Hours of Sun eröffnen. Das ist unser neues Schulungszentrum in Wels, das eine große Bandbreite an Schulungsformaten bietet.
Was ist der Unterschied zu den bisherigen Schulungen, die Fronius seinen Systempartnern jetzt schon anbietet?
In der 24 Hours of Sun Academy wird es nicht nur Schulungen zu den Wechselrichtern geben. Wir wollen die Installateure darüber hinaus mit den Themen Wärme, Kälte und Mobilität vertraut machen. Wir werden sowohl Präsenzseminare als auch Webinare anbieten. Die Schulungen, zu denen die Handwerker nach Wels kommen, sind vorrangig für die praktischen Fähigkeiten gedacht. Mit den Webinaren bieten wir vor allem Schulungen zur Anlagenplanung und zum Anlagendesign. Damit erreichen wir mehr Handwerker und Mitarbeiter der Installationsbetriebe.
Das Gespräch führte Sven Ullrich.
Fronius
Auf Eigenverbrauch getrimmt
Ende 1991 hat Fronius die Geschäftseinheit Solar Energy gegründet. Im darauffolgenden Jahr ging es dann los mit der Entwicklung von Wechselrichtern für Photovoltaikanlagen. In diesem Jahr feiert das Unternehmen mit Hauptsitz im oberösterreichischen Wels seinen Einstieg in den Photovoltaikmarkt. Denn vor 25 Jahren brachte Fronius seinen ersten Wechselrichter heraus.
Der Sunrise wurde vor allem für die effiziente Einspeisung des Solarstroms ins Netz entwickelt. Mit der Wechselrichterserie Fronius IG machte das Unternehmen einen großen Schritt hin zu einer umfangreichen Datenkommunikation über Steckkarten. Außerdem waren die Geräte im Vergleich zum Sunrise leichter und mit allen marktüblichen Solarmodulen einsetzbar.
Die Kommunikationsfähigkeit wurde nochmals mit den Snap-Invertern der Österreicher verbessert. Mit dieser Serie reagiert Fronius auch auf den wachsenden Preisdruck aus dem Markt und die Anforderungen der Installateure. Denn die Snap-Inverter basieren auf einer Produktplattform, bei der die Basiskomponenten für alle Leistungsklassen gleich sind und so weniger unterschiedliche Einzelteile gebraucht werden. Dadurch konnten die Produktionskosten gesenkt werden. Damit sind auch die Installation und Inbetriebnahme einfacher. Zudem sind die Geräte voll auf den maximalen Eigenverbrauch, die Sektorkopplung und die Einbindung von Speichern getrimmt.
In diesem Jahr hat Fronius auf dieser Basis die neueste Generation von Wechselrichtern vorgestellt. Die Gen-24-Geräte bieten noch mehr Möglichkeiten, den Eigenverbrauch zu optimieren. Denn wie der Name schon sagt, sind sie gemacht, um die Sonnenenergie Tag und Nacht nutzen zu können.