Eine Studie der Universität Regensburg zeigt, dass nur mit höheren Effizienzstandards die Klimaschutzziele im Gebäudesektor erreichbar sind. Das gilt nicht nur für den Neubau, sondern vor allem für den Gebäudebestand. So müssen in Deutschland mindestens zwei Prozent der bestehenden Gebäude auf den KfW-55 Effizienzhausstandard gebracht werden, damit der Gebäudesektor seinen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele beitragen kann.
6,1 bis 14 Milliarden Euro notwendig
Dabei ist aber vor allem wichtig, dass diese energetische Aufwertung die ohnehin schon extrem hohen Mieten vor allem in urbanen Räumen nicht noch weiter in die Höhe treiben. Auf der anderen Seite können die Eigentümer von großen Mietshäusern oder die Immobilienunternehmen die gesamte Sanierung nicht allein stemmen. Deshalb müsse die energetische Sanierung vom Bund mit einer Investitionsförderung unterstützt werden. Studienautor Sven Bienert vom Institut für Immobilienwirtschaft an der Universität Regensburg hat hierfür einen Bedarf zwischen 6,1 und 14 Milliarden Euro ausgerechnet. Der Wert hängt davon ab, wie hoch die ohnehin anfallenden Sanierungskosten sind und dadurch in diesem Rahmen eine energetische Ertüchtigung des Gebäudes mit stattfinden kann. Die derzeit über die KfW-Bank ausgereichten Mittel reichen dafür nicht aus.
Sanieren darf Warmmiete nicht steigern
Denn selbst wenn die Immobilieneigentümer alle bestehenden Fördermittel ausschöpfen, fehlen immer noch zwischen 5,3 und 13,2 Milliarden Euro, um die energetische Sanierung so zu realisieren, dass die Warmmieten in den Städten nicht weiter steigen und die Renditen der Vermieter erhalten bleiben. „Mietsteigerungen dürfen nicht höher ausfallen als die eingesparten Heizkosten“, betont dazu Lukas Siebenkotten. Präsident des Deutschen Mieterbundes (DMB). „Denn nur dann führt die Verfolgung der ohne Zweifel wichtigen Klimaziele nicht zu einer noch höheren Wohnkostenbelastung und dadurch zu einem steigendem Armutsrisiko für einen Teil der Mieterschaft.“
Erneuerbare machen es preiswerter
Der DMB hat zusammen dem Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GdW, und dem Deutschen Verbandes für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung (DV) die Studie in Auftrag gegeben. Doch es ist nicht nur das Geld allein, das fehlt. Es ist auch der falscher Schwerpunkt, den die Bundesregierung bei der Sanierung des Gebäudebestandes legt. Denn sie will den Klimaschutz vor allem mit einer dicken Dämmung erreichen. „Günstiger ließen sich die Klimaschutzziele erreichen, wenn für die geförderten Sanierungen etwas weniger hohe Wärmeschutzstandards verlangt würden und für die notwendige CO2-Einsaprung alternative mehr grüne Versorgungslösungen zum Einsatz kommen“, lautet das Fazit der Auftraggeber der Studie. „Das können zum Beispiel CO2-freie Wärmenetze, lokale Solarenergienutzung oder Wärmepumpen sein.
Quartierslösungen fördern
Autor Sven Bienert schlägt dazu vor, neben der Förderung des Ausbaus der erneuerbaren Energien Anreize für den verstärkten Ausbau von Quartierskonzepten zu schaffen. „Bestandquartiere sind ein wichtiger Baustein zum Erreichen der Klimaziele und sind als gute Ergänzung zur Förderung von Einzelmaßnahmen anzusehen“, betont er in seiner Studie. „Statt extrem teurer Effizienzmaßnahmen müssen neue, energiesparende Modelle gefördert und Mieterstrom endlich von den steuerlichen Hürden befreit werden“, fordert deshalb auch Axel Gedaschko, Präsident des GdW. (su)
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