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Hybridgeneratoren • DC-Technik

„Vielfalt der Produkte wächst“

Wie stellt sich das Marktgeschehen in der Photovoltaik und in der Elektromobilität derzeit für Sie dar?

Georg Stawowy: Man merkt, dass in die Energiethemen Bewegung kommt, sowohl bei der E-Mobilität als auch bei der Erzeugung von nachhaltigem Strom wie in der Photovoltaik. Auch in der Industrie dringt das Thema immer stärker durch. Unsere Solarprodukte sind trotz der allgemeinen Einbußen in der Industrie durch die Coronakrise deutlich gewachsen, vor allem in Asien, aber auch in Europa. Lapp ist seit rund zwölf Jahren mit Kabeln und Steckern in der Photovoltaik vertreten. Wir hatten zu Beginn starkes Wachstum, dann kam der Einbruch, nun geht es wieder nach oben. Ich denke, dieser Trend wird sich in den nächsten Jahren fortsetzen.

Der Preisdruck ist enorm, auch bei Kabeln und Steckern. Wie schaffen Sie es, trotzdem am Ball zu bleiben?

Teile des Marktes sind sehr preisaggressiv, das stimmt. Zugleich erkennen wir eine zunehmende Diversifizierung. Ich will Ihnen ein Beispiel nennen: In Asien entwickelt sich Floating PV sehr stark. Dafür braucht man Kabel, die resistent gegen Wasser oder Klärschlamm sind, wenn die Solaranlage auf einem Klärbecken schwimmt. Mit der Verbreiterung der Photovoltaik brauchen wir spezielle Kabel, die speziellen Umgebungsanforderungen gewachsen sind. Da geht es nicht vordergründig um den Preis, sondern um Qualität und Zuverlässigkeit.

Welche Rolle spielt die Elektrifizierung bislang netzferner Regionen und die Sektorkopplung beim dynamischen Wachstum der Solarbranche?

Alle zwölf Jahre vermehrt sich die Menschheit um eine weitere Milliarde Menschen, und noch immer sind rund zwei Milliarden Menschen überhaupt nicht an Stromnetze angeschlossen. Andererseits verfügen selbst ärmere Schichten in Asien und Afrika heute über Handys, Fernseher und andere elektrische Verbraucher. Die Verfügbarkeit von nachhaltig erzeugtem Strom vor Ort, wo er verbraucht wird, ist ganz wesentlich, um den Wohlstand zu entwickeln. Nachhaltige und dezentrale Stromerzeuger erlauben viel geringere Leitungsverluste als die Stromnetze, das muss man ganzheitlich betrachten.

Also geht es um vollelektrische Versorgung?

In der Tat. Ich sehe die volle Elektrifizierung, die All Electric Society, als Trend und Vision zugleich. Das heißt ja nicht, dass wir alles mit elektrischem Strom machen. Die große Klammer ist die ressourcenschonende ganzheitliche Betrachtung. Es muss nicht alles Strom sein. Dazu gehört auch die Speicherung, die Nutzung von Geothermie oder von Wasserstoff. Aber elektrischer Strom bleibt die Basis der weiteren Entwicklung, davon bin ich fest überzeugt.

Wie groß veranschlagen Sie die Energieverluste durch AC/DC-Umwandlung und die Stromtrassen über weite Entfernungen?

Es gibt eine Studie, in der ein komplettes DC-Netzwerk von der dezentralen Erzeugung bis zum Verbrauch mit dem bekannten Stromsystem verglichen wird. Die Verluste liegen bei DC um rund 20 Prozent niedriger. Auf Deutschland umgerechnet, könnten wir auf diese Weise sofort zwei große Kohlekraftwerke einsparen. Wir werden neben der dezentralen Versorgung auch einen Trend zu DC-Systemen bekommen. Das sehen wir bereits in der Industrie, die neue Werke mit DC-Netzen ausstattet, um die Energieeffizienz zu verbessern.

Wie sieht so etwas aus?

Es gibt bereits heute Serverräume, die mit Gleichstrom versorgt werden, weil Sie auf diese Weise die vielen Netzteile einsparen und die Spannungen leichter regeln können. Es ist ja bekannt, dass der Strombedarf für Millionen Server mit wachsendem Datenverkehr, zum Beispiel für E-Mails und Blockchain, in die Höhe schnellt. Hier gibt es enorme Einsparpotenziale.

DC ist ebenso bei den Generatoren auf dem Vormarsch ...

Genau, hinzu kommt, dass die Photovoltaik, Speicherbatterien, E-Mobilität und die Brennstoffzellen allesamt DC-Systeme sind. Nur die Windkraft liefert AC, über das Stromnetz, aufgrund der rotierenden Generatoren. Ich sehe Gebäude, ganze Fabriken oder auch Hotels oder Kliniken, die sich über DC-Systeme selbst versorgen, durchaus als eine Vision, die immer häufiger Realität wird.

Das stellt Sie als Kabelhersteller vor neue Herausforderungen, wenn AC und DC neu verteilt werden, oder nicht?

Eher stellen uns die dezentrale Erzeugung und der dezentrale Verbrauch vor die Herausforderung, dass wir eine größere Vielfalt von Kabeln und Steckern brauchen – für alle denkbaren Anwendungen. Die Gebäudeintegration der Solartechnik, Floating PV oder organische Solarfolien brauchen ganz andere, integrierte Anschlusssysteme. Das sind Schwerpunkte, an denen wir forschen und wo wir Innovationen vorantreiben, denn es gibt noch viele offene Fragen.

Zum Beispiel?

Lapp ist beispielsweise im Forschungsprojekt „DC-Industrie2“ geförderter Partner und erforscht die Langzeitstabilität von Isolationsmaterialien für Kabel und Leitungen. Das Kabel selbst kann grundsätzlich sowohl AC als auch DC übertragen. Allerdings zeigen unsere Forschungsaktivitäten, dass das Verhalten der Isolationsmaterialien unter den Belastungen sehr unterschiedlich ist. Daher sind wir derzeit in der führenden Rolle, immer mehr DC-Kabeltypen für ein durchgängiges DC-Ökosystem auf den Markt zu bringen.

Wie viele Mitarbeiter hat Lapp weltweit und wie viele sind in F&E tätig?

Derzeit hat Lapp global 4.650 Mitarbeiter, davon arbeiten rund 200 in unseren fünf Entwicklungszentren. Natürlich arbeiten sie nicht ausschließlich an Photovoltaik oder E-Mobilität, sondern auch an den vielen anderen Themen, die unsere Kunden bewegen.

Welche Rolle spielen das Solargeschäft und die E-Mobilität bei Lapp im Vergleich zu anderen Sparten?

Als Kabelhersteller sind wir traditionell sehr breit aufgestellt. Das Solargeschäft macht etwa sieben Prozent unseres Umsatzes aus, damit ist es sehr stark. Der Markt für Anlagenbauer und den Maschinenbau ist auf jeden Fall größer, viele andere Märkte dagegen deutlich kleiner. Wir haben fast in jedem Land der Welt eine eigene Vertriebsgesellschaft oder eine Auslandsvertretung und in den Hauptmärkten Fertigungsstandorte, derzeit 22. Aber unabhängig von der Marktbetrachtung glaube ich fest daran, dass wir auch mehr Verantwortung übernehmen müssen. Der Ausbau der Elektromobilität und der Photovoltaik ist ein wichtiger Baustein, um den Klimawandel aufzuhalten. Dazu wollen wir beitragen.

Strahlenvernetzung für beständige Kabel, die der Witterung und aggressiven Einflüssen zum Beispiel im Boden trotzen.

Foto: Lapp

Strahlenvernetzung für beständige Kabel, die der Witterung und aggressiven Einflüssen zum Beispiel im Boden trotzen.

Wie ist Lapp bei der E-Mobilität aufgestellt?

Wir sind im Jahr 2000 in dieses Geschäft eingestiegen, damals mit prototypischen Entwicklungen für einen amerikanischen Automobilzulieferer. Richtig gestartet sind wir 2013 mit der Kooperation mit BMW beim i3. Die ersten Kabel dafür wurden ab 2010 entwickelt. Mittlerweile hat die E-Mobilität eine so starke Dynamik entwickelt, dass wir vor einem Jahr eine eigene Tochtergesellschaft gegründet haben, mit eigenem Team, eigenem Markenauftritt und eigenem Webshop. Zudem kommen viele neue Kundengruppen in dieses Geschäft. Das sind neben Autoherstellern auch Anbieter der Ladeinfrastruktur, Flottenbetreiber, Autovermieter, Betreiber von Parkhäusern oder Handelsketten wie Ikea. Dieses Segment wächst um jährlich 20 bis 30 Prozent.

Welche Entwicklungstrends erkennen Sie bei den Solarkabeln?

Wie bereits erwähnt, wachsen die Anforderungen für spezielle Einsätze. Die Produktpalette bei den Kabeln und den Steckern beziehungsweise Anschlüssen wird deutlich breiter. Auch Schutzrohre – etwa gegen Marderbiss oder aggressive Flüssigkeiten – gewinnen an Bedeutung. Die thermische, chemische und UV-Beständigkeit ist ein zentrales Thema, da genügen oft die einfachen Kabel nicht. Denken Sie an Marder, Termiten, Skorpione oder Pflanzenschutz- und Düngemittel in der Landwirtschaft. Auch werden sich die Querschnitte verändern. Einerseits werden immer größere Solarleistungen übertragen, andererseits brauchen Sie für hauchfeine organische Solarfolien sehr filigrane Anschlüsse.

Die Stringspannung in größeren Anlagen tendiert klar zu 1.500 Volt DC, in China wird bereits mit 2.000 Volt experimentiert. Glauben Sie, dass so hohe Spannungen auch bei uns ein Thema werden?

Vorerst nicht, denn die Niederspannungsrichtlinie begrenzt die DC-Spannung auf 1,5 Kilovolt. Technisch legen wir jedoch die Leitungen auf 1,8 Kilovolt aus, um die gängigen Spannungsebenen abzubilden. Deshalb sehen wir weiterhin 1.500 Volt als Standard.

Wir werden sehen, wie sich das Thema in den kommenden Jahren entwickelt ...

Das schließt nicht aus, dass in Zukunft nicht auch höhere Spannungen in anderen Regionen, insbesondere China, diskutiert werden. Wir waren bisher an solchen Projekten nicht beteiligt. Aber durch die höheren Leistungen in den Solarparks werden mehr Kabel für Mittelspannungsanschlüsse benötigt. Nicht zu vergessen die Glasfaserleitungen für die Steuerungen und das Monitoring. Wir als Kabelanbieter wandeln uns zum One-Stop-Shop. In Thailand bieten wir beispielsweise auch Solarmodule an, die wir zwar nicht selbst herstellen, aber unseren Kunden liefern – wenn sie es wünschen.

Welche Trends sehen Sie in der E-Mobilität?

Ganz klar: die DC-Schnellladung. Um die Wartezeit zu verkürzen und die Reichweiten zu erhöhen, wird man möglichst hohe DC-Leistungen anbieten. Das wiederum stellt die Netzbetreiber vor erhebliche Herausforderungen, denn der Ausbau der Netze für die hohen Ladeleistungen erfordert hohen Aufwand. Denkbar sind aber auch Ladetechniken wie induktives Laden, wo es vielleicht nicht so sehr auf die Zeit ankommt. Und natürlich Mode-2-Ladesysteme, bei denen die Wallbox ins Ladekabel integriert ist. Ihr Anschluss ist an jeder beliebigen Haushaltssteckdose möglich. Wir werden also auch bei der E-Mobilität sehr viele Produkte bekommen, die dem Kunden eine maximal große Flexibilität der Nutzung ermöglichen.

Das Gespräch führte Heiko Schwarzburger.

Automat für die Montage von Kabeln für die Solarindustrie.

Foto: Lapp

Automat für die Montage von Kabeln für die Solarindustrie.

Lapp Mobility GmbH

Auf Wachstumskurs in der E-Mobilität

Foto: Lapp Mobility

Die Elektromobilität nimmt Fahrt auf – diesen positiven Trend spüren auch die Zulieferer für Elektrofahrzeuge. Einer davon ist die Lapp Mobility GmbH, die vor einem Jahr als sogenanntes Corporate Start-up gegründet wurde. „Die Nachfrage nach unseren Ladelösungen ist groß“, freut sich Geschäftsführer Frank Hubbert. „Wir sind auf Wachstumskurs. Für das kommende Geschäftsjahr gehen wir von einer Umsatzsteigerung von 20 Prozent aus.“ Zudem wuchs die Zahl der Beschäftigten um zwölf Prozent auf 74 Mitarbeiter.

Lapp hat bereits für den BMW i3, den Hyundai Kona oder den E-Caddy von Abt sowie für den Carsharing-Anbieter Drive Now in Kopenhagen maßgeschneiderte Ladeprodukte entwickelt. Aktuell wird für Jaguar Land Rover ein Ladesystem produziert. „Wir liefern unsere Produkte ­europaweit“, erläutert Frank Hubbert. „Im Jahr 2020 haben wir große Aufträge aus den wichtigen E-Mobilitätsmärkten Schweiz und Norwegen erhalten. Wir denken über einen zusätzlichen Produktionsstandort in Osteuropa nach.“

Aktuell im Portfolio ist beispielsweise die Wallbox Light, eine mobile Ladestation, die sich an der Wand montieren lässt. Sie kann fest als Ladestation in der Garage installiert und bei Bedarf mit einem einfachen Handgriff als mobile Ladestation im Kofferraum verstaut werden.

Mit dieser mobilen Ladestation mit Typ-2-Kupplung und Schuko-Netzstecker wird das E-Auto an jeder Haushaltssteckdose geladen. Die integrierte Steuer- und Schutzvorrichtung in der Controllbox (IC-CPD) übernimmt die Ladesteuerung. Das IC-CPD im Ladesystem erfüllt die Norm IEC 62752 und hat vier LEDs zur Ladekontrolle und zur Anzeige von Störungen.

Unter Verwendung eines entsprechenden Netzsteckers ist auch das Laden mit 16 Ampere und 32 Ampere möglich. Damit sind Leistungen mit elf Kilowatt und mit 22 Kilowatt möglich, wenn ein dreiphasiger Anschluss in der Garage zur Verfügung steht.

Außerdem hat Lapp verschiedene Mode-3-Ladekabel im Portfolio. Neben glatter und spiraliger Form gibt es das Helix Ladekabel Typ 2 (bis elf Kilowatt). Mit fünf Metern Auszugslänge ermöglicht es das einfache und schnelle Laden an öffentlichen Ladestationen und Wallboxen.

Dank der Spannkraft des Kabels legt es sich nach dem Ladevorgang automatisch in seine Ursprungsform zurück. Für den Anwender entfällt zeitraubendes Aufrollen, die Hände bleiben sauber und das Kabel ist schnell und sicher wieder im Auto verstaut. Bei gleicher Nutzlänge ist es 40 Prozent leichter als herkömmliche gewendelte Kabel.

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