Der neue Aufschwung in der Photovoltaik eröffnet auch kleineren Anbietern von Wechselrichtern neue Nischen – etwa Solarfassaden oder autonome Batteriesysteme. Solarinvert aus Freiberg am Neckar entwickelt dafür spezielle Geräte.
Platinum, Sputnik, Bosch Power Tec, Siemens: Die Krise der Photovoltaik hat nicht nur kleinere Anbieter von Wechselrichtern aus dem Markt katapultiert. Selbst die großen Anbieter wie SMA oder Kaco New Energy mussten harte Einschnitte hinnehmen, sich verschlanken, wie es neudeutsch heißt. Nun treibt der Eigenverbrauch das Geschäft in Europa. Dafür werden Batteriewechselrichter und Stromspeicher gebraucht. International hebt aber auch der Bau von großen Solarparks ab, eher das Geschäft der großen Zentralwechselrichter oder von leistungsstarken Stringgeräten jenseits von 20 Kilowatt.
Die neue Königsklasse der Architektur
Die Konsolidierung in der Wechselrichterbranche hat Luft geschaffen. Hinzu kommen neue Anwendungen der Photovoltaik, beispielsweise sehr kleine Eigenverbrauchsanlagen für die ländlichen Regionen Osteuropas oder Solarfassaden, die neue Königsklasse der Architektur. Sie verbinden atemberaubende Optik mit der Stromerzeugung, machen die Fassade zum Kraftwerk. Dort sind vor allem Dünnschichtmodule und die noch sehr junge organische Photovoltaik auf dem Vormarsch.
Solarinvert aus Freiberg am Neckar hat die Krise überstanden, auch wegen der sehr speziellen Produkte. „Hochvoltwechselrichter sind Massenware und weitgehend austauschbar geworden. Wie bei Solarmodulen ist der Kostendruck enorm und das Einsparpotential schon weitgehend ausgeschöpft.“, erläutert Tobias Schwartz, Geschäftsführer von Solarinvert. „Um Kosten zu sparen, müssen die Geräte immer kompakter und leichter werden. Höhere Spannung bedeutet kleinerer Strom bei gleicher Leistung. Weniger Strom heißt weniger Kupfer und kleinere Geräte, also günstigere Herstellungskosten. Hohe Systemspannungen sind aber für den Anwender nicht immer von Vorteil! Deshalb brechen wir mit diesem Trend und konzentrieren uns auf Anwendungen, wo eine möglichst effiziente Verarbeitung von kleinen Spannungen gefordert ist.“
Kleine Spannungen im System
Kleine Spannungen liegen zwischen 24 und 96 Volt. Das sind zwei oder drei Module in Reihe, nicht 25 oder mehr wie bei DC-Systemen mit 1.000 Volt Systemspannung. Doch diese kurzen Strings lassen sich parallel verschalten, um ähnlich große Leistungen zu erzielen. „Durch die Parallelschaltung wird der Strom auf viele Kabel verteilt, wodurch sich die Leitungsverluste in Grenzen halten. Das bedeutet zwar einen höheren Aufwand, aber das ist die Mühe wert.“, erläutert Tobias Schwartz weiter. „Das hat Vorteile in Systemen, bei denen der Brand- oder Berührungsschutz eine besondere Rolle spielt, wo Teilverschattungen und Verschmutzungen auftreten oder keine Betreuung durch qualifizierte Fachkräfte möglich ist. Denken Sie zum Beispiel an kleine Solaranlagen in Afrika.“
Oder an Solarfassaden. Denn kein Architekt will hohe Spannungen in der Wand, die zusätzliche Probleme bei der elektrotechnischen Installation verursachen. Je kleiner die Spannungen, desto einfacher lassen sich auch kleine Inselversorgungen aufbauen, etwa in den Alpen oder in Entwicklungsländern. (HS)
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