Ganz ohne CO2-Emissionen kommt das neue Produktions- und Bürogebäude des Energie-, Lüftungs- und Klimatechnikherstellers Alois Müller Gruppe aus. Das Herz der Green Factory in Ungerhausen mit ihren 18.000 Quadratmetern Nutzfläche ist eine riesige Photovoltaikanlage. Die über 200.000 Solarzellen auf dem Dach erreichen immerhin eine Leistung von 1,2 Megawatt. Die Module liefern ausreichend Energie, um das gesamte Produktionsgebäude zu fast zwei Dritteln mit Solarstrom betreiben zu können.
Umfangreiche Daten gesammelt und ausgewertet
Um die Nutzung der Sonnenenergie vor Ort zu optimieren hat die Alois Müller Gruppe die gesamten Stoff- und Energieströme genau analysiert, die für die einzelnen Fertigungsschritte notwendig sind. Dazu wurden über mehrere Jahre hinweg die einzelnen Produktionsdaten erfasst und ausgewertet. Auf diese Weise können auch die Potenziale der Lastverschiebung und des Lastmanagements voll ausgenutzt werden. Intensive Stromverbraucher wie die Lasermaschine werden jetzt hauptsächlich dann betrieben, wenn genügend Solarstrom vom Dach kommt.
Speicherkonzept ohne Akkus aufgebaut
Zusätzlich dazu werden temporäre Überschüsse in einer Druckluftanlage zwischengespeichert, die hauptsächlich an den Wochenenden anfallen. Dann stellt das Unternehmen auch die Hilfsstoffe wie vollentsalztes Wasser in einer eigenen Umkehrosmoseanlage oder Stickstoff selbst her und kann so auch den Solarstrom in den Zeiten nutzen, in denen die Produktion still steht.
Produktionsplanung nach dem Lauf der Sonne
Auch jetzt noch werden die Produktionsdaten aufgezeichnet und über ein intelligentes Enterprise-Ressource-Planning (ERP-System) permanent mit den aktuellen Wettervorhersagen und der Auftragslage abgeglichen. Auf diese Weise kann das Unternehmen die einzelnen Fertigungsschritte unter Berücksichtigung der Produktion von Solarstrom und der verfügbaren Arbeitskräfte genau planen.
Blaupause für die Fabrik der Zukunft
Dieses umfangreiche und erfolgreiche Energiekonzept wurde jetzt mit dem Bayerischen Energiepreis ausgezeichnet. Mit diesem prämiert der Freistaat alle zwei Jahre herausragende Leistungen rund um das Thema Energie. Die Green Factory konnte sich dabei in der Kategorie „Energieverteilung und Speicherung – Strom, Wärme“ durchsetzen. „Unsere Green Factory ist bisher deutschlandweit einzigartig – das muss aber nicht so bleiben“, betont Geschäftsführer Andreas Müller. „Im Gegenteil: Das Konzept der Green Factory, sprich die Erzeugung von Solarstrom, das angewendete Demand Side Management, die praktizierte Sektorenkopplung und das interne intelligente Stromnetz, das so genannte Smart Grid, ist für nahezu alle Unternehmen in Deutschland adaptierbar.“ Er lädt alle Unternehmen, die sich davon selbst überzeugen wollen, in seine Green Factory zur Besichtigung ein. „Wir stellen bei Bedarf auch alle Komponenten mit den erforderlichen Kennzahlen vor“, erklärt Müller. (su)
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