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Solarparks

Bilderbücher für den Zoll

Kurz nach Neujahr 1493 segelte Christoph Kolumbus an der Nordküste einer Insel entlang, als er einen markanten Berg entdeckte. Er gab ihm den Namen Monte Christi, später bekam er den Namen El Morro de Montecristi. Die kleine Provinz gleichen Namens liegt heute im Nordwesten der Dominikanischen Republik an der Grenze zu Haiti.

58 Megawatt geplant und installiert

Die Bewohner leben von Fischfang und Landwirtschaft, wegen der starken Niederschläge wird Reis angebaut. Ein weiteres Erzeugnis: sauberer Sonnenstrom. Seit 2018 steht hier der Solarpark Monte Cristi. Auf einer Fläche von zwei Quadratkilometern hat der Projektierer F&S Solar aus Euskirchen 215.000 Photovoltaikmodule montiert, die 58 Megawatt leisten. Es ist der bislang größte Solarpark der Karibik – und ein Lehrbeispiel für Projekte dieser Größenordnung.

Erste Gespräche zum Bau gab es bereits 2014, doch es dauerte bis 2017, bis alle Vorarbeiten erledigt waren. Die Dominikanische Republik hat viele Vorschriften, die von unterschiedlichen Personen verschieden ausgelegt werden. So sind für den Netzanschluss viele Genehmigungsschritte notwendig.

Auch muss der Generalunternehmer eine Vielzahl von Studien durchführen, das beginnt bei topografischen Studien, betrifft Flutrisiken, archäologische Analysen und die Einwirkungen auf die Umwelt. Ein Ergebnis war beispielsweise, dass Flächen für Ausgleichsmaßnahmen zum Erhalt von schützenswerten Pflanzen vorgehalten und dauerhaft gepflegt werden müssen. Gleichzeitig findet an anderen Stellen auf der Insel ein zerstörerischer Umgang mit der Natur statt, der von Vorschriften unberührt bleibt. „Mit diesen bürokratischen Herausforderungen muss man umgehen und sie akzeptieren können“, sagt Jens Brücken, technischer Geschäftsführer bei F&S Solar Service in Euskirchen. Er weilte während des Baus für längere Zeit auf der Insel.

Firmensitz vor Ort

In vielen Ländern, wo F&S Solarkraftwerke baut, gründet das Unternehmen einen Firmensitz vor Ort. So auch im Fall Monte Cristi. In dem Büro arbeiten seit 2016 mehrere Mitarbeiter. Nach der Fertigstellung übergibt F&S Solar üblicherweise den Park schlüsselfertig an den Betreiber.

Konkret für den Solarpark in Monte Christi bedeutet das: F&S Solar hält 35 Prozent der Anteile. Fast zwei Drittel hält Blue Elephant Energy aus Hamburg, ein weltweit tätiger Investor und Betreiber von Solarparks. Das Fremdkapital stammt von europäischen Entwicklungsbanken – der DEG aus Köln, der niederländischen FMO und der belgischen BIO.

Die DEG hat den gesamten Projektverlauf nach ökologischen und sozialen Standards der Weltbank geprüft und begleitet. Das Investitionsvolumen beziffert F&S Solar auf 87 Millionen US-Dollar.

Der Zoll schaut genau hin

Ein lokaler Firmensitz erleichtert die Zusammenarbeit mit den Behörden, vor allem mit dem Zoll, was in der Dominikanischen Republik viel Geduld erfordert. Das Land schützt die eigene Wirtschaft mit Importzöllen von über 40 Prozent.

Gleichzeitig werden erneuerbare Energien gefördert, wofür sich die Zölle auf null reduzieren. Das zieht Trittbrettfahrer an. „Es wird viel Schindluder getrieben“, schätzt Jens Brücken ein. „Manche Importeure behaupten, ihre Ware hätte etwas mit erneuerbaren Energien zu tun. Bei näherem Hinsehen stimmt das gar nicht.“

Um den reduzierten Zoll nutzen zu können, muss der Importeur deshalb genau nachweisen, dass die Güter tatsächlich zum Beispiel für einen Solarpark gedacht sind. F&S Solar erfüllt diese Forderung gegenüber dem Zoll mit sogenannten „Bilderbüchern“, wie sie intern genannt werden. Das sind Dokumente mit Bildern der Komponenten sowie leicht verständlichen Texten, wo diese Komponenten verbaut werden.

Kabel beschriftet und bebildert

Welchen Aufwand diese Vorarbeiten verursachen, lässt sich leicht ausmalen. Allein die Firma Lapp hat für dieses Projekt eine Menge dieser Bilderbücher geliefert. Denn die komplette Verkabelung des Solarparks stammt vom Stuttgarter Unternehmen. Konkret: 1.060 Kilometer DC-Stringleitungen zum Verbinden der Module, 34 Kilometer DC-Hauptleitungen für die Verbindung zu den Wechselrichtern sowie 39 Kilometer Lichtwellenleiter für die Datenübertragung.

Wahre Schwergewichte sind die Alukabel für den Mittelspannungsanschluss. Ihr Leiter hat einen Querschnitt von 80 Quadratmillimetern. Auf 115 Kilometer Länge kommen da etliche Tonnen Material zusammen, das große Tieflader zur Baustelle fahren. „Lapp in Deutschland hat uns ausgezeichnet unterstützt und zu jeder Kabeltrommel und jedem Päckchen Kabelbinder ein Bild mit Beschreibung in Englisch und Spanisch mitgeliefert“, lobt Brücken.

Das erleichterte die Zollformalitäten erheblich – aber leider nicht immer. „Es kam dennoch vor, dass eine Lieferung acht Wochen im Zoll hing und man nicht genau wusste, was der Grund war.“

Grundsätzlich arbeitet F&S Solar möglichst mit lokalen Firmen und einheimischen Arbeitskräften. In Monte Cristi waren in der Bauphase bis zu 150 Arbeiter tätig. Heute und für die Laufzeit sind 15 Mitarbeiter für die Parkpflege tätig, sieben weitere arbeiten im Schichtdienst als Aufsicht im Umspannwerk sowie weitere zur Bewachung der Anlage.

Bei der Inbetriebnahme des Mittelspannungsanschlusses mit der Erdung, der Montage der Endverschlüsse sowie den Messungen zur Abnahme war viel Erfahrung nötig. „Das traut sich nicht jeder zu“, meint Jens Brücken: „Wir würden uns einen Service wünschen, der alles aus einer Hand anbietet – von der Komponentenlieferung bis zur Inbetriebnahme.“ Lapp hat derzeit ein Pilotprojekt für Services zur Inbetriebnahme und Überprüfung von Anlagen in der Testphase.

Zweite Ausbaustufe in Planung

Auch beim Solarpark Monte Cristi 2 soll Lapp wieder eng eingebunden werden. F&S Solar arbeitet gerade an einem Lastenheft, um die Bilderbücher für den Zoll zu vereinheitlichen. Die zweite Ausbaustufe wird seit 2018 geplant, allerdings ist der Baubeginn noch nicht erfolgt.

Der Grund ist, dass das Netz für weitere 58 Megawatt zu schwach ist. Gleichzeitig gibt es im Norden der Insel kaum Industrie und Tourismus, die Energie wird eher im Süden gebraucht. Die Regierung der Dominikanischen Republik plant daher eine Leitung von Nord nach Süd, eventuell wird das zweite Solarprojekt in den Süden verlegt. Bis es so weit ist, geht die Arbeit aber nicht aus, wie Jens Brücken bestätigt: „Wir haben etliche weitere Projekte in anderen Ländern in der Planung.“

Die Autorin

Irmgard Nille
unterstützt die Pressearbeit der Firma U.I. Lapp GmbH in Stuttgart. Ihre Agentur hat ihren Sitz in Hamburg.

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