Im Juli dieses Jahres wurden die fünfte und die sechste Solaranlage auf dem Campus der Universität Bremen in Betrieb genommen. Insgesamt 600.000 Kilowattstunden Strom produzieren die sechs Anlagen nun in Summe pro Jahr. Die erste davon wurde bereits 2011 errichtet. Während das Anlagenkonzept der ersten vier Anlagen mit 440 Kilowattpeak Leistung noch die Volleinspeisung vorsah, ist bei den beiden neuen keine Einspeisung ins öffentliche Netz vorgesehen.
Die Universität verbraucht den produzierten Strom zu 100 Prozent selbst. Sie deckt damit 1,5 Prozent ihres Strombedarfs. Der Grund dafür ist einfach, wie Christoph Schulte im Rodde, Vorstand der Solargenossenschaft der Universität Bremen, formuliert: „Mit der EEG-Vergütung waren die Investition und der Anlagenbetrieb nicht darstellbar. Stattdessen ist eine Stromabgabe an die Universität vertraglich fixiert, die der Genossenschaft einen wirtschaftlichen Betrieb der Anlagen ermöglicht.“
Nicht ganz schattenfrei
Die von der Firma Richter Solar aus Bremen errichteten Anlagen erstrecken sich auf zwei Gebäudekomplexe. In beiden Fällen wurden Flachdächer bebaut. Während die erste Anlage mit 67 Kilowatt Leistung mit einer konventionellen Anlagentechnik als Referenzanlage auf dem Zentrum für Umweltforschung und nachhaltige Technologien ausgeführt ist, wurde die zweite Anlage mit 221 Kilowatt Leistung auf drei zusammenhängenden Dächern des Fachbereichs Rechtswissenschaften errichtet.
Dort waren diverse Schattensituationen zu berücksichtigen. Deshalb wurden bei diesem Anlagendesign Module mit Leistungsoptimierern von Solar Edge montiert. Die Aufwendungen für diese Technologie konnten über einen Förderzuschuss der SWB pro Natur finanziert werden. Die SWB pro Natur ist ein regionaler Stromanbieter. Er unterstützt bei diesem Vorhaben die Erprobung neuer Technologien und die Erschließung auch schwieriger Dachflächen. Aus dieser Förderung ergeben sich jedoch auch differenzierte Anforderungen an die Anlagenkonzeption und das Monitoring.
Die Solaranlagen sind auf der Mittelspannungsebene an die Stromversorgung der Universität angebunden. In der Projektvorbereitung wurde eine dezentrale, vereinfachte Netzanbindung auf Wechselrichterebene erörtert und ausgearbeitet. Die Betreiber wollten vorhandene Technik nutzen und so ein Höchstmaß an Ressourceneffizienz und Wirksamkeit erzielen.
Aus vielen kleinen Anlagen sollte dezentral in das Stromverteilernetz der Gebäude auf dem Campus eingespeist werden. Die Solarstromerzeugung und der Verbrauch laufen auf dem Campus weitgehend konform.
Nur ein Netzanschlusspunkt
Die Universität hatte für das Campusnetz kein Einspeisemanagement gefordert. Da die Anlagen allerdings einen EEG-Status zur Absicherung der Finanzierung erlangen sollten, war eine solche Ausführung nicht umsetzbar.
Die Vorgaben des EEG und eine sehr enge Auslegung in der Anwendung durch das Energieversorgungsunternehmen mussten umgesetzt werden. Deshalb wird der Strom nun auf den Dächern gesammelt und über ein armdickes Kabel und sehr viel Kupfer vom Dach zum Netzanschlusspunkt geführt.
Daniel Kretschmann, einer der Projektleiter von Richter Solar, berichtet: „Bei dieser Anlage auf drei verbundenen Dächern mit einem Einspeisepunkt gab es tatsächlich einige Besonderheiten. Drei verschiedene Wechselrichtertypen wurden verbaut, Produkte von Samil, AI Conversion und Solar Edge.“
Das waren die Anforderungen der Solargenossenschaft, die sich aus der Förderung und der späteren gezielten Leistungsauswertung zu Forschungszwecken ergaben. „Bei den Modulen wurden einige mit Leistungsoptimierern von Solar Edge verbaut. Auch hier kamen wieder zwei verschiedene Typen zum Einsatz: Einzeloptimierer undDoppeloptimierer.“
Kein einfacher Job
Während die Anlage auf dem Zentrum für Umweltforschung komplett nach Süden ausgerichtet ist, haben zwei Dächer der Drei-Dächer-Anlagen eine Ost-West-Ausrichtung. Ein Dach ist auch hier nach Süden ausgerichtet und weist an der Südseite Verschattungen durch Bäume auf. Dachaufbauten und Abzüge von Lüftungsanlagen werfen ebenfalls Schatten. „Auch sonst war die Realisierung dieser Anlage kein Nullachtfünfzehn-Job“, erzählt Kretschmann weiter: „Da die Genossenschaft die Dächer von der Universität nur pachtet, gab es einen sehr hohen Koordinierungsaufwand.
Die Laufwege auf dem Dach mussten frei bleiben und natürlich der Sicherheitsabstand zum Dachrand eingehalten werden. Absperrungen und Sicherheitsmaßnahmen mussten koordiniert und streng überwacht werden.“ Die Montage der Module erfolgte auf ballastierten Gestellsystemen von S-Flex, einem Hamburger Hersteller. Die Module sind hier ein fester Bestandteil im Gestellverbund.