Akkumuliert, akkumuliert! Das ist Moses und die Propheten!“ Das schrieb Karl Marx, der wohl berühmteste Sohn der Stadt Trier, in seinem ersten Band zu „Das Kapital“. Kapital bildet sich demnach erst, wenn produziert wird.
Trainerin für Mensch und Tier
Das gilt im Prinzip auch für Solarstrom, wenn die Photovoltaikanlage auf dem eigenen Dach surrt und so die Kosten für den laufenden Gewerbebetrieb nachhaltig senkt. Der Solarstrom kann aber auch für eine Vergütung zu Markte getragen und damit versilbert werden.
Das hat sich bis nach Osburg im Landkreis Trier-Saarburg herumgesprochen. Die findige Sabrina Hardy ist gelernte Steuerfachwirtin, beschäftigt sich aber seit Jahren intensiv mit Pferden. Heute ist sie Trainerin für Mensch und Vierbeiner. Als eine alte Kfz-Werkstatt in dem Ort zum Verkauf stand, zögerte Hardy keine Sekunde und übernahm kurzerhand den Hof. Die ehemalige Werkstatt befindet sich in den letzten Umbauzügen zu Reithalle und Stallungen. Auch die Dachflächen erhalten einen neuen Nutzen: Sie sind nun Produktionsstätten für Solarpower.
Pachtmodell für Solarstrom
Unter der Regie des Energieunternehmens WI Energy aus Trier werden auf den sanierten Dächern Photovoltaikmodule aufgebaut. Die seit Ende März 2021 ans Netz angeschlossene Anlage verfügt über eine Leistung von 115 Kilowatt.
Genug, um mit einem spezifischen Ertrag von 991 Kilowattstunden pro Kilowatt installierter Leistung rechnerisch 25 Haushalte zu versorgen. WI Energy hat insgesamt 316 Module von Longi verbaut. Genauer: Es kamen die LR4-60HH-Module mit 365 Watt Leistung zum Einsatz.
Kapital für die Sanierung war auch für Hardy ein Thema. Durch ein Pachtmodell erhält sie eine finanzielle Bezuschussung für die Dachsanierung und den Umbau des Gebäudes.
Für die Pferdetrainerin Hardy ist das eine große Hilfe. „Die alte Kfz-Werkstatt war ein Nachlass, der Besitzer längst verstorben. Er hatte all seine Sachen dort gelassen. Autos, Möbel, bis hin zu Salz und Pfeffer. Von der Erstbesichtigung bis zum finalen Umbau dauerte es knapp zwei Jahre“, blickt sie zurück. Solarenergie auf dem Dach bildet nun einen weiteren Punkt in Hardys naturnahem Trainingsangebot.
Die Reitschüler interessieren
Die Pferdeliebhaberin, die nach eigenem Bekunden unterwegs stets Müll aufsammelt und fachgerecht entsorgt, möchte ebenso nachhaltig leben. Deshalb steht der Einklang von Mensch, Tier und Natur auf ihrem Lehrplan. In einem der Seminare erklärt sie unter anderem, wie man aus Pferdemist noch Energie gewinnt. Schon die Präsenz der Photovoltaikanlage weckt Neugier bei den Reitschülern.
Sabrina Hardy trägt sich bereits mit dem Gedanken, einen weiteren Außenstall zu errichten. Auf dessen Dächern wäre wieder reichlich Platz für Photovoltaik. Es wäre gut angelegtes Kapital. Das würde Karl Marx – der berühmte Philosoph und Ökonom aus Trier – heute sicher auch so sehen.