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Pilotversuch

MIT WARMER WESTE

Deutschland muss in diesem Winter Gas und Strom einsparen, wo es nur geht. „Jede Kilowattstunde hilft“, betonte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck vor dem Winter. Derweil sinkt in Abschnitt 3 von Logistikhalle 58 im Gewerbegebiet Lohfelden bei SMA in Niestetal bei Kassel Mitte November 2022 die Temperatur Woche für Woche um mindestens einen Grad Celsius. Aber niemand muss frieren. Denn alle 25 Beschäftigten tragen beheizbare Kleidung. Darunter auch Dayr Maxamed und Sven Schönemann, die im Logistikzentrum arbeiten. Sie steuern die Temperatur der Weste selbst über eine App und protokollieren täglich ihre Erfahrungen.

Zwei Megawatt Solarpower vom Dach helfen derzeit enorm.

Foto: SMA

Zwei Megawatt Solarpower vom Dach helfen derzeit enorm.

Smarte Textilien messen Temperatur

Ein Schlauchschal ist ebenfalls im Repertoire. Die beheizbaren Jacken kommen in einem Abschnitt von rund 10.000 Quadratmetern der größten Logistikhalle des Solarkonzerns zum Einsatz. Auf dem Dach der Logistikhalle befindet sich eine Photovoltaikanlage mit zwei Megawatt Leistung. Der Solarstrom fließt unter anderem in die Akkus für die Jacken, Westen und Pullover wie in die E-Stapler-Flotte.

Der Versuch soll ausloten, ob eine ausreichende Wärme während der Arbeit auch durch die Kleidung erzielt werden kann. Gleichzeitig will der Wechselrichterhersteller herausfinden, ob die Energiekosten im Unternehmen so gesenkt werden könnten – das Potenzial ist groß.

Jedes Grad spart Energiekosten

Die Idee, anstelle der ganzen Halle die Mitarbeiter in der Logistikhalle zu wärmen, stammt von Ralf Ruszynski. Er ist der Energiebeauftragte bei SMA. Ruszynski hat bereits seine Masterarbeit zu diesem Thema geschrieben. Die Ergebnisse stoßen in den Zeiten des Ukrainekrieges auf noch größere Resonanz. Sogenannte smarte Textilien messen die Körpertemperatur und wärmen immer dann, wenn der Träger das Bedürfnis nach mehr Wärme verspürt. Gesteuert über eine App.

Auch Fred-Martin Dillenberger war gespannt auf die Ergebnisse, wie hoch das Einsparpotenzial wirklich ist. Der Leiter für das Gebäudemangement bei SMA hat das Projekt gemeinsam mit dem Betriebsrat initiiert.

Es gilt allgemein die Faustregel, die derzeit von der Verbraucherzentrale gern wiederholt wird: Eine Temperatursenkung von einem Grad spart bei Wohn- und Bürogebäuden rund sechs Prozent Energie. In einer Produktionshalle fällt die Einsparung durchaus noch höher aus.

Bei einem jährlichen Gasverbrauch in der Halle von rund 1.200 Megawattstunden pro Jahr ließen sich mit einer Reduzierung um vier Grad rund 25 Prozent Energiekosten einsparen. „Die aktuelle Energiekrise stellt auch SMA vor Herausforderungen“, weiß Dillenberger. Auch deshalb habe er mit Kollegen aus verschiedenen Bereichen ein Fokusteam zusammengestellt. „Darin beschäftigen wir uns mit den Auswirkungen der Gasknappheit, steigenden Energiekosten, möglichen Einsparpotenzialen. „Ziel muss es sein, den Energieverbrauch zu senken und Kosten einzusparen“, betont Dillenberger.

43 Prozent der Heizkosten eingespart

Der Pilotversuch dauerte in der ersten Phase insgesamt sechs Wochen. In der letzten Woche des Tests betrug die Hallentemperatur nur noch 15,5 Grad Celsius – 5,5 Grad weniger. Resultat: Immerhin 43 Prozent der Heizkosten wurden demnach eingespart.

Nach der Auswertung der Ergebnisse wurde der Test bis zum Ende der Heizperiode verlängert. Der Tragekomfort der smarten Westen wurde von den Mitarbeitern überwiegend als angenehm bewertet. Einige Gabelstaplerfahrer klagten über den kalten Fahrtwind. Hier wird über eine geschlossene Fahrerkabine nachgedacht. Zudem soll es künftig auch Handwärmer geben, die die neue Winterkollektion erweitern. Dabei am besten immer an Robert Habeck denken: Jede eingesparte Kilowattstunde hilft.

Energieberater Ralf Ruszynski im Interview mit dem HR-Radio.

Foto: SMA

Energieberater Ralf Ruszynski im Interview mit dem HR-Radio.

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