Schwarzburger: Über die Photovoltaik und die Speicherbatterien wird nicht nur die Haustechnik mit Eigenstrom elektrifiziert. Auch mutiert das Gebäude zur Tankstelle. Elektroautos bieten einen sehr wirtschaftlichen Ansatz, um den selbst erzeugten Strom optimal zu nutzen.
Schuh: Dafür brauchen wir aber preiswerte und funktional optimierte Elektroautos. Wir müssen uns von der Vorstellung verabschieden, dass elektrische Autos die gleiche Reichweite bieten wie Autos mit Verbrennungsmotor. Deshalb haben wir uns auf ein Fahrzeug konzentriert, das vor allem für kürzere Strecken und Pendler interessant ist. Unser e.GO Life bietet vier Sitze, 130 oder 170 Kilometer Reichweite je nach eingebauter Batterie und einen sehr interessanten Preis. Mit 19,2 Kilowattstunden für 170 Kilometer wird er etwa 15.900 Euro kosten.
Schwarzburger: Wenn ich von dieser Summe die Mehrwertsteuer und die Prämie für Elektroautos abziehe, kostet der Wagen netto rund 10.000 Euro.
Schuh: Wir haben den e.GO aus der gleichen Idee heraus entwickelt wie seinerzeit den Street Scooter für die Deutsche Post DHL. Das war unser erstes auf Elektroantriebe optimiertes Fahrzeug. Die Post hat die Firma in Aachen gekauft, dort werden täglich 35 Street Scooter gebaut. Diese Erfahrungen flossen in den e.GO, den wir für private Nutzer und gewerbliche Fuhrparks entwickelt haben, etwa für Pflegedienste.
Schwarzburger: Beim Street Scooter hatten Sie kein Vertriebsproblem, denn die Post hat die Autos und das Werk komplett übernommen. Private Autos unter die Leute zu bringen, ist etwas ganz anderes. Das ist das Geschäft solcher Konzerne wie BMW, Volkswagen oder Mercedes. Haben Sie davor keinen Respekt?
Schuh: Doch, aber mit Respekt kommen wir in der Energiewende nicht weiter. Ab April 2018 werden wir die e.GOs in Aachen produzieren. Auch beim Vertrieb gehen wir neue Wege. Neben unserem Direktvertrieb sind Installateure wichtige Vertriebspartner für uns, die bei ihren Kunden ohnehin Solaranlagen und Speicherbatterien einbauen. Wenn das Haus zur Tankstelle wird, können sie die Autos gleich mit anbieten.
Schwarzburger: Aber wie sichert der Fachinstallateur den Service und die Reparaturen ab?
Schuh: Im e.GO bauen wir einen Elektromotor von Bosch ein, der mit 48 Volt betrieben und in den Autos großer Hersteller als Startermotor verwendet wird. Deshalb übernehmen auch Bosch-Werkstätten und Servicestationen sämtliche Reparaturen am e.GO. Beim Elektromotor ist der Servicebedarf viel geringer als beim Verbrennungsmotor. Und die Bremsscheiben werden weniger belastet, halten also viel länger.
Schwarzburger: Das heißt Rekuperation: Der Elektromotor gewinnt die Bremsenergie zurück, indem er als Generator läuft und die Batterie belädt.
Schuh: Genau. Wichtig für uns und unsere Vertriebspartner ist, dass der e.GO aus Aachen kommt. Wir haben dieses Auto aus der Universität heraus entwickelt, und wir bauen derzeit das Werk in Aachen auf. 2018 werden wir zunächst 1.000 Autos bauen und verkaufen. Wir haben schon sehr viele Vorbestellungen, das läuft gut an. Ab 2019 wollen wir jährlich 10.000 e.GOs produzieren. Und maßgeblich über unsere Vertriebspartner aus dem installierenden Handwerk zu den Kunden bringen.