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Dialog

Ohne Einspeisevergütung geht es (noch) nicht

Schwarzburger: Derzeit wird in Berlin die Zukunft der Energiewende verhandelt, zunächst zwischen den Koalitionspartnern. Auch über ein neues Superministerium wird spekuliert. Es könnte Wirtschaft und Energie vereinen. Die SPD könnte es für sich reklamieren. Was dort passiert, dürfte sich für die Handwerker unmittelbar auswirken.

Stiens: Als Installateure, die sich auf den deutschen Markt konzentrieren, sehen wir die Diskussionen in Berlin mit großer Sorge. Für uns wäre es der Supergau, wenn es ab kommendem Jahr keine Einspeisevergütung mehr geben sollte. Bisher gilt ein Deckel von 52 Gigawatt. Derzeit haben wir in Deutschland rund 34 Gigawatt installiert. Fällt die Einspeisevergütung weg, müssten wir auf einen Schlag 100 Leute entlassen. Dann würden bundesweit nicht mehr drei bis vier Gigawatt Photovoltaik installiert, sondern nur noch ein halbes Gigawatt. Wir würden fortan schnuckelige Drei-Kilowatt-Anlagen für Eigenheimbesitzer bauen, mit einer Handvoll Mitarbeiter.

Schwarzburger: Im Augenblick treibt der Eigenverbrauch den Markt. Viele Politiker übersehen, dass auch diese Dynamik an der Einspeisevergütung hängt. Denn die Überschüsse, die aus den Eigenverbrauchsgeneratoren ins Netz eingespeist werden, sind ein wichtiges Standbein für die Wirtschaftlichkeit einer Anlage.

Stiens: Das gilt in erster Linie für unsere Industriekunden, die langsam aufwachen. Viele Unternehmen wollen Photovoltaik für ihre Eigenstromversorgung nutzen. Bei solchen großen Anlagen erreichen wir Kosten von neun Cent je Kilowattstunde, bei den kleinen Anlagen für Privatkunden zwölf Cent. Ein mittelständischer Betrieb braucht den Sonnenstrom beispielsweise am Wochenende nicht, weil die Mitarbeiter nur von Montag bis Freitag im Unternehmen sind. Deshalb benötigt die Anlage weiterhin eine Einspeisevergütung, damit sie sich in der Summe rechnet.

Schwarzburger: Derzeit wandelt sich der Photovoltaikmarkt, und er wandelt sich auf vernünftige Weise. Nicht mehr die großen Solarparks und die Rendite stehen im Vordergrund, sondern der Eigenverbrauch. Diesen Weg müssen wir unbedingt weiter beschreiten, das darf nicht abbrechen. Denn eine kostengünstige Eigenversorgung der Unternehmen mit Sonnenstrom ist ein handfester Wettbewerbsvorteil.

Stiens: Seit diesem Jahr bauen wir eigentlich ausschließlich Anlagen mit Eigenverbrauch, zunehmend für gewerbliche und Industriekunden. Die Eigenverbrauchsquote beginnt bei 20 Prozent, meistens sind es zwischen 50 und 80 Prozent. Bleiben also zwischen der Hälfte und einem Fünftel des Sonnenstroms, der eine überschaubare Einspeisevergütung braucht. Wenn wir die Einspeisevergütung bis 52 Gigawatt erhalten, gewinnen wir ausreichend Zeit. Danach werden wir in Deutschland nur noch Eigenverbrauchsanlagen mit Speichern bauen, davon bin ich überzeugt.

Schwarzburger: In den vergangenen Jahren sind die Systemkosten dramatisch gesunken. Photovoltaik ist attraktiv. So entsteht leicht der Eindruck, dass der Markt bereits aus eigener Kraft wachsen könnte. Das ist ein Trugschluss, wir brauchen noch ein paar Jahre. Deshalb ist es entscheidend, am Ausbauziel von 52 Gigawatt und der Einspeisevergütung festzuhalten. Denn die Stromspeicher stehen beispielsweise noch ganz am Anfang. Ohne Batterien und effiziente Speicher sind höhere Eigenverbrauchsquoten nicht möglich, nicht nach wirtschaftlichen Kriterien.

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