Schwarzburger: Die Schlacht ums EEG neigt sich ihrem Ende entgegen. Die Bagatellgrenze von zehn Kilowatt bleibt bestehen. Größere Anlagen werden mit 40 Prozent der EEG-Umlage bestraft. Bei 6,24 Cent Umlage macht das immerhin 2,50 Cent je Kilowattstunde.
Petersen: Nach Prognosen des BSW-Solar wird das Zubauziel der Bundesregierung von 2,5 Gigawatt in diesem Jahr nicht erreicht. Durch die neue Belastung sinkt die Rendite für Photovoltaikanlagen. Aber viele Unternehmen wollen sich gegen steigende Strompreise absichern, durch Eigenverbrauch und Speichersysteme.
Schwarzburger: Was mich vor allem umtreibt: Wer soll den Eigenverbrauch der Bürger auf welche Weise messen und abrechnen? Baut der Bürger eigene Zähler ein, etwa durch Fachhandwerker, hat der Netzbetreiber keinen Zugriff mehr auf die Daten.
Petersen: Der Verband der großen Energieversorger, der BDEW, hätte gern eine stärkere Belastung des Eigenverbrauchs durchgesetzt, auch für kleine Anlagen. Die Bosse in Essen und Berlin meinten: Eine pauschale Abrechnung aufgrund der Leistung sei ohne Weiteres möglich.
Schwarzburger: Den Eigenverbrauch aus der Anlagengröße zu schätzen, das ist abenteuerlich und dürfte keinen Bestand vor den Gerichten haben. Und eine Strompolizei wird es sicher nicht geben.
Petersen: Der Verbraucherschützer Holger Krawinkel sieht das genauso. Andererseits scheint der Eigenverbrauch die Kreativität anzuregen: Auf der Intersolar in München ist mir der Innovationsgeist der Branche positiv aufgefallen.
Schwarzburger: Das neue EEG baut starken Druck auf, Photovoltaik ohne Netz zu bauen. Wer kann, installiert wirklich autarke Systeme, bei denen neben der Photovoltaik ein zweiter oder gar dritter Generator zum Einsatz kommt. Das dürfte vor allem im gewerblichen Bereich interessant sein, mit kleinen Windrädern und Blockheizkraftwerken (BHKW).
Petersen: Kleinwindkraft mit Photovoltaik zu kombinieren macht Sinn, weil sich die Ertragsprofile gut ergänzen. Denn Windstrom gibt es auch nachts und verstärkt im Winter. Auch BHKW laufen unabhängig vom Sonnenstand. Immerhin benötigen wir deutlich mehr Energie fürs Heizen als für die Stromversorgung.
Schwarzburger: Letztlich ist es betriebswirtschaftlich und makroökonomisch sinnvoll, die Eigenversorgung möglichst ohne Netz und doppelten Boden zu realisieren. Wir haben uns viel zu sehr an das Stromnetz gewöhnt. Nur die fossil-nuklearen Großkraftwerke brauchen die Trassen.
Petersen: In den unteren Spannungsebenen ist es durchaus günstig, wenn Solarstrom dezentral erzeugt und vor Ort verbraucht wird. Gerade auch in Verbindung mit Speichern wird lokaler Netzausbau vermieden. Und Speicher werden immer häufiger eingeplant. Auch das zeigte die Intersolar mit 250 Speicherausstellern.
Schwarzburger: Je schneller wir uns davon verabschieden, das Stromnetz als Batterie für solare Überschüsse oder Spitzenlaststrom zu nutzen, desto besser. Für den regionalen Lastausgleich und die Stromversorgung entfernterer Gebiete innerhalb Deutschlands werden die Stromtrassen lediglich für eine Übergangszeit noch eine Rolle spielen. Soll heißen: Regionale Vernetzung ja, Hochspannung: eher nicht.