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Solar Impulse 2 schafft Erdumrundung

Das Solarflugzeug von Bertrand Piccard und André Borschberg hat die letzte Etappe geschafft und ist in Abu Dhabi gelandet. Damit ist die Erdumrundung geschafft. Das Projekt ist Ausgangspunkt für weitere Entwicklung und mehr Druck auf die Regierungen, die Energiewende endlich umzusetzen.

Die beiden Schweizer Solarpioniere Bertrand Piccard und André Borschberg haben es geschafft. Heute früh um 4:05 Uhr lokaler Zeit landete die Solar Impulse 2 sicher auf den Flughafen von Abu Dhabi. In Deutschland war es erst um 2:05, als der Solarflieger auf der Landepiste in dem Emirate am Persischen Golf aufsetzte. Von dort hatten die beiden Schweizer vor gut einem Jahr am 9. März 2015 ihren Flug um die Welt vollkommen ohne Treibstoff begonnen. Damit habe man das geschafft, was alle bisher für unmöglich gehalten haben: Eine komplette Weltumrundung mit einem Flugzeug, das ausschließlich mit der Kraft der Sonne angetrieben wird – 43.041 Kilometer ohne Treibstoff. Auf den 17 Etappen haben die Piloten insgesamt 558 Stunden und sechs Minuten im Cockpit verbracht. Teilweise waren sie gleich mehrere Tage und Nächte hintereinander in der Luft, ohne zwischenlanden und Treibstoff tanken zu müssen. Das Flugzeug hat für die Erdumrundung insgesamt 11.655 Kilowattstunden Solarstrom verbraucht. Das ist der Jahresertrag eine Solaranlage in Mitteleuropa mit einer Leistung von gerade mal gut zehn Kilowatt.

Mehrere Rekorde aufgestellt

In ihrem Flugzeug, das dem Piloten nur 3,8 Kubikmeter Raum im Cockpit lässt, haben die beiden acht Weltrekorde aufgestellt. Der eindrucksvollste Rekord war der Überflug des Pazifiks. André Borschberg hatte fünf Tage und Nächte in der kleinen Kanzel des Flugzeugs verbracht, um von Japan nach Hawaii zu fliegen – die längste Strecke, die ein solches Flugzeug bisher zurückgelegt hat. Aber auch die Überquerung des Atlantischen Ozeans war ein Meilenstein in der Fluggeschichte. Dieses Mal saß Bertrand Piccard am Steuer. „Eine Etappe mit einem komplett neuen Typ von Flugzeug zu fliegen, ist schwierig genug. Aber damit um die Welt zu fliegen ist eine wirkliche Herausforderung“, betont André Borschberg, der vor allem für die technologische Seite des Projekts verantwortlich zeichnet, während Bertrand Piccard sich hauptsächlich um die Projektentwicklung und die Verbreitung sauberere Technologien bemühte.

Die Entwicklung geht rasant weiter

Sicherlich wird ein Flugzeug wie die Solar Impulse 2 nicht in den Linienverkehr einsteigen können. Dafür ist es viel zu große und mit nur einem Sitzplatz kaum tauglich für den Massenverkehr. Doch haben die beiden Schweizer mit ihrer Weltumrundung gezeigt, dass die Energiewende auch vor dem Flugverkehr nicht Halt macht. Sie haben gezeigt, dass erneuerbare Energien und effiziente Technologien greifbare Lösungen für die Energiewende bieten und es nicht mehr lange dauern wird, bis auch der Flugverkehr von der Sonne angetrieben wird. „Ich bin mir sicher, dass innerhalb der nächsten zehn Jahre wir elektrisch angetriebene Flugzeuge sehen werden, die 50 Passagiere über kurze und mittlere Distanzen transportieren“, sagt Bertrand Piccard. „Aber das wird nicht alles sein. Die gleiche Technologie, wie wir sie in der Solar Impulse genutzt haben, können auch am Boden in unserem täglichen Leben genutzt werden, um die Kohlendioxidemissionen profitabel zu halbieren.“

Mehr Glaubwürdigkeit in die Energiepolitik bringen

Piccard und Borschberg wollen dazu ihre Erfahrungen aus dem Solar Impulse Projekt in neue innovative Projekte einbringen, wie die Entwicklung solar angetriebener Drohnen. Es steht eine Entwicklung eines unbemannten und elektrisch betriebenen Luftfahrzeugs auf dem Programm, das für mehrere Monate in großen Höhen fliegen kann. Es soll Dienstleistungen anbieten, die heute von teuren Satelliten übernommen werden. „Mehr als die eigentliche Demonstration ist der Beweis, dass diese Technologien wirklich zuverlässig und sicher sind“, betont Borschberg angesichts der heute geschafften Erdumrundung mit der Solar Impulse 2. „Es gibt so viel Potenzial für die Luftfahrt. Während es noch etwas länger dauern wird, bis komplett solar angetriebene Flugzeuge realisiert werden, werden elektrisch angetrieben Flugzeuge in naher Zukunft entwickelt, denn sie haben gewaltige Vorteile, wie den der Energieeffizienz.“ Um solche Ideen und Projekte schneller voranzubringen, wollen Borschberg und Piccard ein Internationales Komitee für saubere Technologien aus der Taufe heben. Darin wollen sie alle großen Akteure der sauberen Technologien der Welt sammeln. Damit soll Druck auf die Regierungen gemacht werden, endlich mehr Unabhängigkeit und mehr Glaubwürdigkeit in ihre Energiepolitik zu bringen. (Sven Ullrich)