Lokaltermin in Deggendorf, im Gewerbegebiet am Südufer der Donau, wo sich zwei Autobahnen kreuzen. Dort fährt Norbert Gabriel eine silberne Limousine auf den Parkplatz. Heimlich, still und leise, möchte man meinen, denn der Crossover wird vollelektrisch angetrieben. Und der Parkplatz gehört zu einem Bürogebäude, in dem die bayerische Firma Fenecon sitzt.
Fenecon ist Anbieter von Speicherbatterien für die Energiewende, darin kommen die Lithiumzellen des chinesischen Herstellers BYD zum Einsatz. Nun ist Fenecon auch der Generalimporteur des neuen E6, den BYD vor Kurzem auf dem europäischen Markt ausgerollt hat. Und Norbert Gabriel ist der Experte für die Elektrolimousine.
Ausfahrt auf leisen Sohlen: Derzeit sind bundesweit vier E6 zugelassen, davon drei bei Fenecon. Das bayerische Unternehmen vertreibt die Fahrzeuge in den Postleitzahlgebieten 8 und 9 sowie in Österreich. Für Baden-Württemberg ist die Firma Trafa aus Stuttgart zuständig. Trafa hat mit BYD bereits bei Elektrostaplern kooperiert. Das übrige Europa wird direkt von Rotterdam aus beliefert, von BYD Europe. In Europa gibt es schon rund 200 von diesen E6, etliche als Taxis in der holländischen Hafenmetropole. Die Batterie hat eine Kapazität von insgesamt 80 Kilowattstunden.
Ein typisches Modell für die Flotte
Doch wen interessiert das übrige Europa, wenn man im herrlichen Bayern unterwegs ist, obendrein bei wunderbarem Sonnenschein? Zu uns stößt Franz-Josef Feilmeier, Chef von Fenecon. „Der E6 ist erst einmal nicht für Privatkunden gedacht“, erläutert er, als wir in den Wagen steigen. „Wir versuchen, ihn beispielsweise regionalen Taxiunternehmen als Flottenfahrzeug anzubieten.“
Auch andere Gewerbekunden können den Wagen kaufen, Leasing ist bislang nicht geplant. Machbar wäre es, über die Hausbank oder die Bank von Fenecon.
Um es vorwegzunehmen: Der E6 wäre auch als privates Familienauto spannend. Sicher ist der Preis dafür etwas zu hoch, aber mit der Zeit dürften die Preise sinken. Zudem gibt es seit Kurzem die Kaufprämie, die man aber für den E6 nur bekommt, wenn sich BYD daran beteiligt.
Es gibt des schmucken Wagen in zwei Ausführungen: mit 300 Kilometern (44.900 Euro netto) und 400 Kilometern Reichweite. Die zweite, interessantere Variante kostet schlappe 49.900 Euro netto.
Im oberen Preissegment
Damit rangiert das Auto im oberen Preissegment, in dem auch Tesla unterwegs ist. Da sich BYD auf einen sehr starken Heimatmarkt in China stützen kann, dürften die Preise aber mittelfristig schneller sinken als beim Tesla.
2015 verkaufte der Konzern im Reich der Mitte rund 60.000 Elektroautos. Der gesamte deutsche Markt belief sich im selben Zeitraum auf ganze 23.500 Fahrzeuge.
Beeindruckend ist die Motorisierung: 450 Newtonmeter bietet der Elektroantrieb an, von null Umdrehungen aus dem Stand, die man spürbar in Beschleunigung umsetzen kann. So schnell zieht kein Diesel an, auch kein Benziner. Die maximale Leistung des Elektromotors beträgt 90 Kilowatt.
Die hohe Reichweite der Batterie hat dem E6 vom Stand weg eine hohe Aufmerksamkeit beschert. BYD war Daimler eine Zeitlang im Joint Venture Danzas verbunden. Während die Stuttgarter mit marktfähigen Elektroautos ihre liebe Not haben, fahren von den Chinesen schon etliche Modelle über die Straßen im Reich der Mitte.
Erfahrungen aus dem Massenverkehr
BYD hat seinen Sitz in Shenzhen, in der früheren Sonderwirtschaftszone nördlich von Hongkong, jenseits der Hügel von Kowloon. Neben den Automobilen und Stromspeichern arbeitet BYD sehr erfolgreich an Elektrobussen, die ebenfalls in Europa unterwegs sein werden.
Wer den E6 fährt, verliert schnell seine Skepsis: Mit so einem Auto macht die Energiewende Spaß. Die Einstiegshöhe ist komfortabel und hoch genug, man muss keine Kniebeugen machen wie beim I-3 von BMW oder bei der B-Klasse von Mercedes. Die hinteren Passagiere haben viel Platz. Die Rückbank lässt sich umklappen, sodass sich ein geräumiger Laderaum öffnet – immerhin 450 Liter.
Das Cockpit ist sehr kompakt gestaltet. Die Schaltung funktioniert fast wie ein Joystick, der kleine Handhebel ist im Armaturenbrett eingelassen. Die Mittelkonsole bleibt frei von Schalthebeln, bis zu fünf Personen finden im Wageninnern Platz. Die Geschwindigkeit wird auf 140 Sachen beschränkt, das reicht völlig aus. Demnächst soll die Anhängerkupplung serienmäßig angeboten werden.
Betriebsdaten unter der Scheibe
Alle Betriebsdaten bekommt der Fahrer auf einem schmalen Display unmittelbar unter der Windschutzscheibe angezeigt. So wirkt die Optik futuristisch und komfortabel zugleich. Denn störende Blicke durch das Lenkrad hindurch gehören der Vergangenheit an. Vorne ist die Straße, und vorne sind alle wichtigen Informationen – faktisch auf Augenhöhe des Lenkers.
Die Reichweite untermauert BYD mit handfesten Garantien. Das ist halt der Vorteil eines kompetenten Batterieherstellers: Er kennt sich im Metier aus. Auf das Fahrzeug gewährt BYD zwei Jahre Produktgarantie bei maximal 150.000 Fahrkilometern. Auf die Batterien werden 4.000 Vollzyklen garantiert, das entspricht elf Jahren Laufzeit. Danach garantieren die Chinesen immerhin noch 75 Prozent Restkapazität. Umgerechnet auf die Fahrleistung ergeben sich rein rechnerisch rund 1,5 Millionen Stromkilometer. Da sage einer, die Chinesen seien von gestern. Im Winter sinkt die effektive Reichweite um rund 50 Kilometer aufgrund des Strombedarfs für den Heizstab im Innern. Aufgeladen wird der Wagen an Schnellladesäulen vom Typ 2.
Zwei Stunden reichen für eine Vollladung. BYD bietet eigene Ladesysteme an (Typ 2, 22 Kilowatt Ladeleistung). Städte wie Oslo oder Rotterdam sind mit solchen Ladesäulen schon gut ausgestattet.
Taxis für Regensburg
Regensburg beispielsweise will nun seine Taxis umstellen, dafür braucht die Stadt natürlich elektrische Tanksäulen. Andere Spieler drängen in den jungen Markt: So baut RWE gerade an allen deutschen Raststationen entlang den Autobahnen neue Supercharger (Typ 2, 43 Kilowatt) auf.
Auch Ladeadapter für 220 Volt (einphasig) und dreiphasigen Drehstrom (400 Volt) sind erhältlich. Den Service will Fenecon beim Flottenkunden etablieren. Dazu braucht man Fachleute und Serviceingenieure mit Hochvoltausbildung, denn die Batterie läuft mit 300 Volt. Freilich wird die Bremsenergie zurückgewonnen (Rekuperation), das ist Standard bei solchen Elektroautos.
Die Batterie im E6 ist rückspeisefähig. Mit 80 Kilowattstunden Kapazität kann sie den Gewerbebetrieb oder den Haushalt gut mit Strom versorgen, zudem ist die Kombination mit stationären Speichern denkbar. Fenecon bietet die Heimspeicher von BYD und größere Gewerbespeicher an. Extremisten denken bereits weiter: Künftig kann man seinen Strom nur noch über Ladesäulen beziehen.
Dann braucht das Gebäude keinen eigenen Netzanschluss mehr. Das ist eine charmante Idee, weil dann endlich der ganze bürokratische Wahnsinn durch das EEG erledigt wäre – schlichtweg vom Tisch gewischt. Das wäre echte Autarkie, mit geringem technischem Aufwand. Photovoltaik auf dem Dach, Speicher auf vier Rädern.
Und noch etwas kann der E6: einen leer gefahrenen Tesla mit Strom aus der Batterie aufpeppen. Wurde schon berichtet, so ein Fall. Der Tesla kann das nicht – einen E6 fremdladen. So verschieden ist eben die Welt: Die Chinesen denken mit, die Amerikaner nur an sich selbst. Weil BYD mit seinen Batterien und Bussen so erfolgreich ist, wird derzeit eine neue Fabrik in Ungarn geplant. Die Fertigung erfolgt, wo die Märkte locken.
Serienmäßig ist der E6 mit sechs Airbags ausgestattet, darunter zwei seitliche Vorhang-Airbags. Fahrdynamikregelung (ESP) und ein Bremsassistent sind ebenso ab Werk enthalten. Zur weiteren Serienausstattung zählen unter anderem LED-Tagfahrlicht und LED-Rücklichter, ein stufenloses Automatikgetriebe, 17-Zoll-Leichtmetallfelgen, vier elektrische Fensterheber, Tempomat sowie eine vollautomatische Klimaanlage und Parksensoren. Auch ein CD-Radio und eine Alarmanlage sind werkseitig eingebaut.
Naturstrom AG
Kostenfreie Ladekarte für E-Mobile erhältlich
Ab sofort bietet Naturstrom den Nutzern von Elektrofahrzeugen eine kostenfreie Ladekarte an, die den Zugang zum deutschlandweiten Ladenetz des Stromanbieters ermöglicht. Mit der Ladekarte können E-Mobilisten ihre Fahrzeuge auch unterwegs mit zertifiziertem Ökostrom laden. Zugleich bietet die Ladekarte Zugriff auf über 25.000 öffentliche Ladestationen in Europa.
„Elektromobilität ist nur dann wirklich nachhaltig, wenn die Fahrzeuge mit sauberem Strom geladen werden“, sagt Thomas E. Banning, Vorstandsvorsitzender der Naturstrom AG. „Um das Einsparpotenzial für Kohlendioxid realisieren zu können, müssen wir den Fahrzeugnutzern den unkomplizierten Zugang zu Ökostrom-Ladepunkten ermöglichen.“
Sein Vorstandskollege Oliver Hummel ergänzt: „E-Mobilisten können zu Hause entscheiden, welchen Strom ihr Fahrzeug lädt. Unterwegs ist das allerdings schwierig, da der Betreiber einer Ladesäule die Stromherkunft bestimmt. Man muss als Fahrer also wissen, welche Ladesäulen mit gutem Ökostrom beliefert werden, wenn man emissionsfrei fahren möchte. Die Ladekarte ermöglicht in Kombination mit dem von uns belieferten Netz aus Ladepunkten, Elektrofahrzeuge zu Hause und unterwegs mit hochwertigem, zertifiziertem Ökostrom zu laden.“
Das Naturstrom-Ladenetz umfasst aktuell bereits mehr als 100 öffentlich verfügbare Ladestationen – jeden Monat werden es mehr. Im Internet können Kunden und Interessenten die Standorte der Ladesäulen sowie die verfügbaren Anschlüsse einsehen. Sollte einmal keine von Naturstrom belieferte Ladestation in der Nähe sein, können im Netzwerk von The New Motion europaweit etwa 25.000 weitere Ladestationen genutzt werden.
Die Ladekarte von Naturstrom ist kostenlos. Nutzer zahlen lediglich für die einzelnen Ladevorgänge – unkompliziert und transparent zu europaweit einheitlichen Preisen, die sich an der abrufbaren Leistung der Ladesäulen orientieren. Das Laden mit Wechselstrom kostet 0,05 Euro (einphasig) oder 0,15 Euro (dreiphasig) pro Minute.
An Schnellladesäulen mit Gleichstrom kostet das Laden pro Minute 0,35 Euro. Kunden erhalten quartalsweise eine Rechnung, die alle Ladevorgänge inklusive der Ladesäulenstandorte und der Ladezeiten transparent ausweist. Bei Ladevorgängen im Ausland übernimmt Naturstrom auch das Roaming, im Urlaub fallen also keine zusätzlichen Kosten an.
Vergünstigungen für Elektroautos
Bund gewährt Kaufprämie von 4.000 Euro – und einiges mehr
Die Bundesregierung hat im Mai 2016 ein umfangreiches Förderprogramm für Elektroautos beschlossen, das über die Kaufprämie hinausgeht. Käufer eines Elektroautos sollen eine Prämie in Höhe von 4.000 Euro bekommen. Käufer von Hybridautos erhalten immerhin noch 3.000 Euro Zuschuss. Die Kaufprämie zahlt das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) aus. Die Anträge müssen online gestellt werden.
Doch damit enden die Steuergeschenke an den elektrischen Individualverkehr noch nicht. Denn zum Paket gehört auch die Befreiung von der Kfz-Steuer für zehn Jahre nach Erstzulassung. Diese Regelung gilt rückwirkend zum 1. Januar 2016. Das heißt, auch Käufer, die ihr Elektroauto schon Anfang dieses Jahres angeschafft haben, bekommen die Steuerbefreiung zugestanden.
Ein dritter Bestandteil des Förderkonzepts ist die Steuerbefreiung der Ladung der Batterien beim Arbeitgeber. Bisher war es ein geldwerter Vorteil, wenn der Elektroautofahrer seine Batterien an der Arbeitsstätte kostenlos aufgeladen hat. Dieser musste entsprechend versteuert werden, genauso wie Dienstwagen und Essens- oder Tankgutscheine vom Arbeitgeber. Das Aufladen der Batterien am Arbeitsplatz wird jetzt steuerfrei.
Die Vision dahinter ist, dass viele Arbeitnehmer ihren Arbeitsweg mit dem Elektroauto zurücklegen und auf dem Betriebsgelände aufladen. Im optimalen Fall kommt die Energie sogar als Überschussstrom aus einer Solaranlage auf dem Firmendach. Damit das Laden kontrolliert und vor allem netzdienlich ablaufen kann, unterstützt die Bundesregierung auch den Bau von Ladepunkten auf dem Betriebsgelände. Denn der Unternehmer kann sich den Bau von Ladesäulen über die Lohnsteuer bezuschussen lassen.
Diese Maßnahmen laufen 2019 aus, wenn dann überhaupt noch Geld in dem 600-Millionen-Euro-Topf vorhanden ist. Ist er vorher leer, gibt es auch keine Kaufprämie und keine Steuervergünstigungen mehr. Die Förderung bezieht sich auf Elektroautos mit einem Kaufpreis von maximal 60.000 Euro.
Kritik kommt vom Zentralverband des Handwerks, der die Begrenzung der Förderung auf den privaten Individualverkehr scharf kritisierte. Ein Handwerker, der sich einen elektrisch betriebenen Transporter anschaffen will, kommt kaum in den Genuss der Förderung, wie sie aktuell geplant ist.
Zudem arbeitet die Bundesregierung derzeit an einer Förderrichtlinie zum Aufbau der Ladeinfrastruktur von Elektrofahrzeugen. Damit will sie ein flächendeckendes Netz von Ladepunkten aufbauen. Die Richtlinie soll noch in diesem Jahr beschlossen werden. Für die Umsetzung wirft Berlin noch einmal 300 Millionen Euro in den Topf.