Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch

Experten unter Strom

Mittwoch, 22. Juni, um 13:00 Uhr, am Stand der Fachmagazins photovoltaik in Halle B2 auf dem Münchner Messegelände. Es ist der erste Tag der Intersolar und der EES Europe, der wichtigsten europäischen Messen für Solartechnik und Stromspeicher. Am Stand herrscht Gedränge. Die Kollegen des photovoltaik-Teams haben alle Hände voll zu tun, um die Kopfhörer und Funkempfänger für alle Teilnehmer der PV Guided Tours auszugeben. Garniert wird jeder Teilnehmerkopf mit einer schicken Schirmmütze in Orange. Weithin sichtbar kündet sie: PV Guided Tours.

Dann geht es einmal quer durch die Halle zu Beck Automation. Dort wartet Bernd Baumgartner schon auf unsere Leser mit ihren Schirmmützen und Kopfhörern. Der Experte nimmt das Mikrofon und stellt der Gruppe das multifunktionale Energiespeichersystem vor.

Viele Batterien aus dem BMW

Je nach Anwendung besteht es aus einer oder mehreren Batterien des BMW I-3 mit einer Kapazität von acht bis 22 Kilowattstunden. Beliebig viele dieser Batterien lassen sich zusammenschalten – bis zu Megawattstunden. Typische Anwendungen sind die Speicherung von Sonnenstrom für kleine Wohnhäuser, Betriebe in Gewerbe und Industrie oder in der Landwirtschaft.

Möglich ist damit auch, Energie für die Ladestation von Elektroautos zu puffern oder Regelleistung für die Netzbetreiber anzubieten. Die Steuerung und die Leistungselektronik des multifunktionalen Energiespeichersystems stammen von Siemens. „Warum verwenden Sie teure und unhandliche Hochvoltbatterien aus Elektroautos für stationäre Energiespeicher?“, möchte ein Teilnehmer der Tour wissen. „Ganz einfach“, erwidert Baumgartner, „In keinem anderen Bereich müssen Batterien derart große Belastungen aushalten.“

Die Qualität ist hoch. Außerdem gibt es in der Autoindustrie auch 15 Jahre nach dem Auslaufen der Modelle immer noch Ersatzteile.

Weiter geht es nach Halle B1 zu Clickcon, wo Jens Ritter schon auf die PV Guided Tour wartet. Clickcon hat sich auf Indachsysteme für die Photovoltaik spezialisiert, die beinahe nur mit einem Click montiert werden. Ganz im Gegensatz zu den meisten Wettbewerbern, die die Module verkleben oder mit Gummi abdichten, wie Jens Ritter erläutert.

Ein Carport mit Indachmodulen

Das Problem dabei sei aber, dass die Hersteller der Gummidichtungen und Kleber nur eine Garantie von zehn Jahren gäben, wenn die Dichtungen UV-Strahlung ausgesetzt seien. „Aber davon wollen wir auf einer Photovoltaikanlage natürlich möglichst viel haben“, meint Ritter augenzwinkernd. Einige Hersteller würden ihre Dichtungen daher mit Blechen abdecken.

Clickcon hat eine elegantere Lösung gefunden: Der Modulrahmen wird auf allen vier Seiten in U-Profile gelegt, die als Drainage wirken und so Wasser, das von den Modulen herunterläuft, sicher ableiten. Besonderer Höhepunkt auf der Messe war der neue Carport Curved Port, der den ganzen Messestand überdachte und aus einer geschwungenen Stahlkonstruktion samt geschwungenen Modulen besteht.

Ein handlicher Kleinakku

Die nächste Station der PV Guided Tour ist der nur fünf Meter entfernte Messestand von Greenpack, wo Marketingleiter Tobias Breyer die Leser der photovoltaik empfängt. Greenpack ist ein Berliner Start-up, das einen grünen Wechselakku in Kofferform herstellt, wenig größer als ein Verbandskasten. Darin stecken Lithium-Ionen-Rundzellen. Der Akku hat eine Nennspannung von 48 Volt und eine Kapazität von 1,4 Kilowattstunden, liefert einen Dauerstrom von 30 Ampere und ist in drei Stunden komplett aufgeladen.

Schon mit einem Akku lässt sich ein Pedelec mehr als ausreichend mit Energie versorgen. In dem von Greenpack umgerüsteten Motorroller Govecs Scooter sind fünf Wechselakkus untergebracht. In der Designstudie Kickcar, die in der Größe etwa einem Smart Fortwo entspricht, sind 14 Greenpacks nötig.

Intelligente Steuerung fürs Netz

Doch die Greenpacks sind nicht nur in elektrischen Fahrzeugen verwendbar. Auch als Heimspeicher für die Photovoltaikanlage oder zum Ausgleichen von Lastspitzen in Gewerbebetrieben lassen sich die Akkus einsetzen. Dafür bietet Greenpack einen „Akku-Automaten“ mit Platz für 36 Akkus, einen „Akku-Schrank“ mit Platz für zwölf Akkus und zwei verschiedene „Akku-Bänke“ mit Platz für vier und zwei Akkus. Auch der Einsatz in Rasenmähern, Staubsaugern oder sogar einem Transformer für 230 Volt Wechselspannung ist angedacht.

Der Open-Hardware-Ansatz von Greenpack, der es anderen Herstellern ermöglicht, die Wechselakkus unter Lizenz herzustellen, könnte den Durchbruch für das Start-up einfacher machen.

Wieder nur wenige Meter entfernt befindet sich der Stand von Alpiq. Die Schweizer Firma stellt hier ihre intelligente Energiesteuerung Grid Sense vor. Yetvart Artenoglu übernimmt das Mikrofon und erklärt den Teilnehmern der PV Guided Tour, wie Grid Sense die wichtigsten Stromverbraucher in einem Einfamilienhaus, den Boiler, den Heimspeicher, die Wärmepumpe und die Wallbox fürs Elektroauto ansteuert und so an die Erzeugung der Photovoltaikanlage, an billige Netzstrompreise und auf Wunsch auch an die Bedürfnisse des Netzbetreibers anpasst.

Dabei arbeitet Grid Sense unsichtbar im Hintergrund und wird – wenn überhaupt nötig – über einen Tablet-PC gesteuert. Darüber werden alle Einstellungen wie der Abfahrtzeitpunkt und Ladezustand des Elektroautos vorgenommen, um eine gewisse Reichweite sicherzustellen.

Grid Sense bringt dem Hausbesitzer somit viele Vorteile und ist verhältnismäßig günstig. Allerdings muss Artenoglu einräumen, dass Netzbetreiber einen noch größeren Nutzen von dem System haben. Entsprechend versucht Alpiq, Grid Sense derzeit vor allem bei Energieversorgern und Netzbetreibern unterzubringen.

Tesla lädt nicht bidirektional

Danach folgt der Stand von Tesla Motors. Obwohl die Kalifornier nichts Neues mitgebracht haben, ist das Interesse am Model S groß. Felix Escher von Tesla Motors Deutschland bringt einen kurzen Abriss zur Geschichte des jungen Unternehmens: angefangen beim Tesla Roadster, einem umgebauten Lotus Elise, über das Model S und Model X bis zum Model 3, das im nächsten Jahr auf den Markt kommen soll.

Kreisel baut einen Porsche um

Berechtigte Frage aus dem Teilnehmerkreis: Warum man das Model S mit seiner riesigen Fahrbatterie nicht bidirektional laden und somit als Heimspeicher benutzen kann?

Antwort von Escher: Weil man an den Tesla-Schnellladestationen, den Super Chargern, kostenlos laden kann. Dann könnte man sich den Strom fürs Heim quasi mitnehmen, wenn das Auto ins Hausnetz speist.

Ausdrücklich vorgesehen sind Be- und Entladen mit dem Heimspeicher von Kreisel Electric. Hier bittet Markus Kreisel, Gründer und Geschäftsführer, die Teilnehmer der PV Guided Tour selbst auf seinen Stand, wo ein auf vollelektrischen Antrieb umgebauter Porsche Panamera wartet.

Eigentlich geht es auf dem Stand um den neuen Heimspeicher Mavero, der die gleichen von Kreisel hergestellten Batterien wie der Panamera enthält. Die Autobatterie hat eine Kapazität von 85 Kilowattstunden, sie versorgt den Allradantrieb des Wagens mit einer elektrischen Leistung von 360 Kilowatt und einem Drehmoment von 770 Newtonmeter.

Schon 450 Kilometer Reichweite

Die Höchstgeschwindigkeit des E-Panamera erreicht 300 Sachen, die elektrische Reichweite 450 Kilometer. In 18 Minuten soll die Batterie zu 80 Prozent geladen sein. „Das wird durch das besondere Temperaturmanagement der Batterie möglich“, erläutert Markus Kreisel. Die Batteriezellen hätten eine konstante Temperatur von 25 Grad. Damit würden auch wiederholte Beschleunigungsmanöver nicht gedrosselt, wie etwa im Tesla, um die Batterie zu schützen.

Außerdem setzt Kreisel auf ein neu entwickeltes Verbindungsverfahren der Batteriezellen mittels Laserschweißen. Damit würden die Widerstände sinken und der Wirkungsgrad erhöht.

Mobiler Heimspeicher von Mitsubishi

Die gleichen Batterien sind mit dem Heimspeicher Mavero in den Größen zehn, 14, 20 und 28 Kilowattstunden für den Hausgebrauch zu haben. Ansprechende LED-Leuchten informieren über Funktionen und Ladezustand.

Auf dem Stand von Mitsubishi Motors Deutschland begrüßt Experte Peter Siegert die Leser der photovoltaik. Auf dem weiß gehaltenen Boden steht ein weißer Mitsubishi Outlander als Plug-in-Hybrid.

An der grünen Wand hängt eine Wallbox „Diva go“ von E8 Energy, die den Outlander in einen Stromspeicher mit zwölf Kilowattstunden Kapazität und sechs Kilowatt Leistung verwandelt.

Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig: als Heimspeicher oder seine mobile Erweiterung, zur Notstromversorgung, als Energielieferant fernab des Stromnetzes oder im Verbund mit mehreren Fahrzeugen – in Industrie und Gewerbe – zur Kappung von Lastspitzen oder zum Angebot von Regelenergie. „Ihren Ursprung hat die Technik zwar als Vorsorgemaßnahme im von Erdbeben geplagten Japan“, berichtet Siegert. Doch die Nutzung der Fahrbatterien in Elektroautos biete viel mehr Vorzüge. „Für eine nachhaltige Energiewende sind sie unabdingbar.“

Der kleine Schwarze von Mercedes

Von dem weißen Mitsubishi-Stand geht es zur letzten Station der PV Guided Tour, zum schwarzen Messestand von Mercedes-Benz Energy. Die Firma ging aus Deutsche Accumotive hervor und bietet Heimspeicher von 2,5 bis 20 Kilowattstunden an.

Deutsche Accumotive existiert weiterhin, produziert die Heimspeicher und die Traktionsbatterien für Daimler. Partner für den AC-Anschluss des Speichers ist SMA, der neue Batteriewechselrichter Sunny Boy Storage ist für den Mercedes-Speicher zugelassen.

Ein positives Fazit

Zurück am Stand der photovoltaik diskutieren viele Teilnehmer der PV Guided Tour ihre Eindrücke, entspannt bei einem kostenlosen Cocktail. Die meisten ziehen ein positives Fazit.

Und das will was heißen, denn nicht nur die Aussteller und ihre Präsentatoren waren ausgewiesene Experten. Auch unter den Teilnehmern der PV Guided Tour für Elektromobilität waren fast nur Fachleute, darunter elf Geschäftsführer.

Delta Electronics

Modulare Ladesäule bis 150 Kilowatt

Der chinesische Elektronikkonzern Delta hat auf der Intersolar einige interessante Neuheiten zur Elektromobilität vorgestellt. Das Unternehmen baut derzeit in Skandinavien an den Autobahnen ein Ladenetz auf. Der EV Ultra Fast Charger kann vier Autos gleichzeitig versorgen, die Ladeleistung erreicht bis 150 Kilowatt (DC).

Die Säule verfügt über zwei Ladepunkte für DC und zwei für AC, integriert sind das Monitoring und die Bezahlelektronik. Sie ist für RFID-Karten oder mobile Anwendungen über Apps vorbereitet, um den Ladevorgang zu authentifizieren. Auch kann sich das Fahrzeug selbst zu erkennen geben, wenn der Ladestecker angeschlossen und die Verbindung zur Bordelektronik hergestellt ist.

Delta hat sein System als modularen Baukasten ausgelegt, der von 60 bis 120 Kilowatt erweiterbar ist. Die Leistungsteile lassen sich stapeln – ähnlich den Batteriemodulen in einem Stromspeicher. Jedes Leistungsteil wiegt nur zwölf Kilogramm, jeder Installateur kann es einbauen oder wechseln. Die oberste Leistungsgrenze liegt bei 150 Kilowatt. Zuerst wird das Gehäuse montiert, danach die Leistungsteile eingeklinkt – fertig. Die Säule ist innerhalb von einer halben Stunde aufgebaut und betriebsfertig. Auch bidirektionales Laden ist möglich, um das Stromnetz zu stützen oder das Auto als mobilen Heimspeicher zu verwenden, etwa für Nachtstrom – oder Notstrom.

Derzeit werden viele Elektroautos mit maximal 50 Kilowatt aufgeladen, nur der Tesla kann 120 Kilowatt saugen. Ein entsprechend stromstarker Anschluss für 200 Ampere ist dafür notwendig.

Delta bietet auch eine DC-Wallbox mit 25 Kilowatt (60 Ampere) für den kommerziellen Einsatz in Unternehmen. In Vorbereitung befindet sich ein kleines Ladesystem mit elf Kilowatt, das sich speziell an Endkunden richten wird. Danach soll eine Ladestation mit drei Kilowatt folgen.

www.deltaww.com

Bidirektionales Laden

Hersteller verfolgen unterschiedliche Konzepte

Mitsubishi bringt im Herbst die ersten Ladesäulen, die in beide Richtungen agieren können. Dann wird die Batterie im Fahrzeug faktisch zum mobilen Heimspeicher. Tesla lehnt das ab, weil sich die Kunden dann am Super Charger kostenlos mit Hausstrom versorgen könnten, den sie aus dem Auto ins Gebäude speisen.

Wenn ein Auto keine Möglichkeit anbietet, Strom abzugeben, kann es auch liegen gebliebenen Elektrofahrzeugen nicht helfen, denen der Saft ausgegangen ist. In Bayern ist das schon passiert: Dort hatte ein Tesla-Fahrer Glück, dass eine chinesische Elektrolimousine vom Typ BYD E6 vorbeikam. Denn der E6 ist serienmäßig in der Lage, bidirektional zu laden und zu entladen. Mit seiner Hilfe wurde die Batterie des Ami-Schlittens wieder so weit aufgepäppelt, dass es der Tesla wenigstens bis zur nächsten Ladesäule schaffte. Man stelle sich vor, ein Tesla wäre des Wegs gekommen …

RWE

Ausbau der Ladeinfrastruktur kommt voran

Beim Ausbau der Ladeinfrastruktur legt sich der Energieriese RWE mächtig ins Zeug. Das Unternehmen betrieb Ende 2015 europaweit mehr als 4.900 Ladepunkte. Gemeinsam mit mehr als 100 Stadtwerken wurde für Deutschland ein Ladenetz aufgebaut. Darüber hinaus ist RWE beim Aufbau von Ladelösungen Technologiepartner für Firmen wie Daimler, BASF, Aldi Süd oder Tank & Rast. Für Privatkunden bietet RWE ein komplettes Paket aus Photovoltaikmodulen, Wechselrichter, Speicherbatterie (Sonnenbatterie oder Mercedes-Benz) und Ladesäule an.

www.rwe.de

Schindler Clean Energy Systems

Neue Ladestationen für Elektrofahrzeuge

Die Schindler-Ladestationen bestehen aus dem Solargenerator, dem automatischen Spannungswandler sowie den passenden Ladesteckdosen und Anschlüssen für alle E-Fahrzeuge mit 3,7 Kilowatt (einphasige und dreiphasige Systeme).

Die Solarmodule sind rahmenlose Glas-Glas-Paneele mit hoher Lichtdurchlässigkeit. Darüber hinaus sind sie mechanisch sehr belastbar und erfüllen alle europäischen Normen für den Überkopfeinsatz. Schindler bietet neben den Komponenten auch die Montage und den Kundendienst.

www.schindler-clean-energy-systems.de

Jetzt weiterlesen und profitieren.

+ PV E-Paper-Ausgabe – jeden Monat neu
+ Kostenfreien Zugang zu unserem Online-Archiv
+ Fokus PV: Sonderhefte (PDF)
+ Webinare und Veranstaltungen mit Rabatten
+ Adresseintrag im jährlichen Ratgeber
uvm.

Premium Mitgliedschaft

2 Monate kostenlos testen