Gespannt warten die Studenten der Uni Weimar darauf, dass ihre selbst gedrehten Filme über die Leinwand laufen werden. Und nicht nur die Filmemacher können den Start des Projektors kaum erwarten. Auch ihre Kommilitonen vom Fachbereich Architektur sind voller Vorfreude. Sie haben das Solarkino entworfen und in den letzten Tagen selbst zusammengebaut. Jetzt wird es im Garten der Uni feierlich eröffnet.
Das Bauwerk ist ein nach innen gewölbtes Dach aus dünnen Holzstreben und einer darunter gespannten Polyestermembran. Den besonderen Clou bilden die drei sechs Meter langen flexiblen Dünnschichtmodule vom Typ Biosol TF, die sich an die Außenseite der Dachform anschmiegen. „Die Module sind gut geeignet, weil sie sich auf die verworfene Form aufbringen lassen“, sagt Willi Ernst, Beiratsmitglied der Sponsorfirma Centrosolar.
Für die Firma war es wichtig zu zeigen, dass sich Solartechnik und ausgefallene Formen durchaus vereinen lassen. Tagsüber speisen die Module mit einer Gesamtleistung von 420 Watt den Strom für die abendliche Filmvorführung ins Netz ein. Zusammen mit drei zusätzlichen Modulen, die auf dem nächsten Hügel liegen, liefern sie im Schnitt fünf Kilowatt. Das ist etwa das Doppelte dessen, was für die abendliche Filmvorführung gebraucht wird. So erzeugt das Solarkino zwar nicht direkt den eigenen Strom, die Energiebilanz aber bleibt positiv. Auch den Energieeinsatz für den Aufbau des Kinos kalkulierten die Architekten und Ingenieure ein. „Wir wollten ein nachhaltiges Bauwerk schaffen und möglichst energieautark betreiben“, sagt Jürgen Ruth, einer der beiden Projektbetreuer der Uni Weimar.
Das Leichtbauwerk mit Solardach könnte als Insellösung mit angeschlossenen Batterien völlig autark funktionieren – etwa bei einem Festival im Grünen oder als Sonnenschutz mitten in der Wüste. So könnte es nicht nur zum Vergnügen, sondern auch als Notunterkunft oder mobile Krankenstation in Krisengebieten genutzt werden. Interessenten gibt es bisher für eine weitere Kinonutzung. „Wir wurden angefragt, in Südafrika ein Kino für ein Public Viewing bei der Fußball-WM zu bauen“, sagt Ruth. Allerdings soll die südafrikanische Version 1.000 Leuten Platz bieten, zehnmal so vielen wie das 13 Meter lange Bauwerk in Weimar. Zwar könne bei dieser Größenordnung das Konstruktionsprinzip übernommen werden, die Statik müsse aber neu berechnet werden, sagt Ruth. Energetisch wäre die größere Variante interessant, weil sie mehr Strom produzieren könnte, als für die Filmvorführung gebraucht wird. Zusätzlich könnten also an der Kinobar klimaneutral gekühlte Getränke verkauft werden.
Neben dem Solarkino thronen im Garten der Uni Weimar auf Bambus-rohre aufgeständerte Photovoltaikmodule. Diese Türme waren ursprünglich zur Stromversorgung des Kinos gedacht, wurden dann aber durch die biegsamen Module des Sponsors Centrosolar ersetzt. Nun dienen die drei von Schott gespendeten 80-Watt-Module der nächtlichen Beleuchtung und als Ladestation für Elektrogeräte. Auf den Modulrückseiten haben die Tüftler der Uni Weimar LEDs angebracht, außerdem verfügen die Module über USB-Steckdosen für Handys oder MP3-Player. Gerade in afrikanischen Ländern, in denen viele Bewohner nicht ans Stromnetz angeschlossen, Handys aber weit verbreitet sind, könnten diese Solarstationen Anwendung finden, glaubt Ruth. Die südafrikanischen Partner seien auch an diesem Entwurf interessiert.
Das „Screenhaus.Solar“ an der Uni Weimar bleibt noch bis November stehen. Die klimaneutrale Abendunterhaltung für die langen Winterabende danach wartet noch auf ihre Erfindung.
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